Mutter, Vater, Arztberuf – geht das?

Noch immer sind viele Krankenhäuser bei den Arbeitszeiten über Schichtmodelle organisiert. Um nicht in Personalnot zu geraten, werden von den Kliniken aber immer öfter familienfreundliche Lösungsmodelle angeboten, die man als Assistenzarzt oder Assistenzärztin in Anspruch nehmen kann.

Kinder

Nur wenn das eigene Kind gut versorgt ist, kann man sich voll auf den Beruf konzentrieren | Michael Zapf/Techniker Krankenkasse

Besonders für weibliche Absolventen des Medizinstudiums stellt sich unweigerlich die Frage nach der Vereinbarkeit von ärztlicher Weiterbildung und Familienplanung. Denn die Weiterbildung beginnt man in der Regel in einem Alter zwischen 25 und 35 Jahren, also genau in jener Lebensphase, in der man sich auch mit dem Gedanken beschäftigt, ob man eine Familie gründen möchte. Aber auch immer mehr Männer interessieren sich für eine flexible Gestaltung der eigenen Familienplanung. Chefärzte, die erwarten, dass man die Familie für eine ärztliche Karriere zurückstellen sollte, gibt es zwar noch, aber sie werden weniger. 

Checkliste für eine familienfreundliche Arbeitsumgebung

Doch wie stellt man fest, ob ein Klinikum familienfreundlich ist, wenn man selbst noch keine Kinder hat und daher noch nicht über die entsprechenden Erfahrungswerte verfügt? Die Bundesärztekammer hat hierzu das Handbuch Familie herausgebracht. Hier sind einige zentrale, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf betreffende Punkte aufgeführt:

  • Wie sieht die Kinderbetreuung am Arbeitsort aus? Es gibt inzwischen auch Betriebskindergärten, die eine 24-Stunden-Betreuung anbieten, weil alleinerziehende Ärzte oder Ärztinnen sonst gar nicht im Schichtbetrieb arbeiten könnten. Aber selbstverständlich können auch alle anderen Angestellten dieses Betreuungsangebot in Anspruch nehmen. 
  • Wie ist das Klinikum logistisch und organisatorisch auf Kinder eingestellt? Gibt es beispielsweise Rückzugsmöglichkeiten zum Stillen, Spielzimmer für die Kinder von Beschäftigten, Kindermenüs in der Klinikmensa?
  • Können die eigenen Urlaubszeiten an die Schulferien und Feiertage angepasst werden? Wie sieht es mit Diensten am Wochenende und an Feiertagen aus? 
  • Ist der Arbeitgeber als familienfreundlich zertifiziert, beispielsweise durch das „audit berufundfamilie“ der gemeinnützigen Hertie-Stiftung? Nur auf die Zertifizierung sollte man sich allerdings nicht verlassen. Das Gespräch mit einem dort angestellten Kollegen gibt oft einen besseren Einblick in die Familienfreundlichkeit einer Klinik. 
  • Welche Arbeitszeitmodelle werden angeboten? Besteht die Möglichkeit, Teilzeit oder Gleitzeit zu arbeiten? Wie sieht es mit der Kompensation der eigenen Arbeitskraft aus, wenn man zum Beispiel zu Hause bleiben muss, weil das eigene Kind erkrankt ist?

Bietet der favorisierte Arbeitgeber auf die obigen Fragen zufriedenstellende Lösungsmodelle an, dann kann man sich als werdender Elternteil getrost bewerben. Ist die Familienfreundlichkeit unzureichend, spricht man den leitenden Arzt oder die leitende Ärztin am besten auf diesen Mangel an. Denn auch sie wissen, dass Kliniken, die nicht für Eltern attraktiv sind, auf lange Sicht einen Wettbewerbsnachteil haben. 

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