Uniklinik Jena präsentiert Deutschlands ersten inklusiven Klinikführer

In einem inklusiven Projekt der Staatlichen Berufsbildenden Schule für Gesundheit und Soziales Jena (SBBS), der Saale Betreuungswerk der Lebenshilfe Jena gGmbH und des Jenaer Uniklinikums haben Menschen mit und ohne Beeinträchtigung den ersten Klinikführer Radiologie in Leichter Sprache erarbeitet.

Projektteilnehmer

Die Projektbeteiligten präsentieren den ersten inklusiven Klinikführer Deutschlands am Universitätsklinikum Jena. | Wetzel/UKJ

Wie läuft eine Ultraschalluntersuchung ab? Tut Röntgen weh? Und weshalb ist es bei einer Magnetresonanztomographie (MRT) eigentlich so laut? Antworten auf diese und andere Fragen erhalten die Patienten des Universitätsklinikums Jena (UKJ) nun in einem „Radiologieführer“ der besonderen Art, der am 30. Mai am UKJ vorgestellt wurde. 

Diese Darstellungsart hilft vor allem Menschen mit Lernschwierigkeiten oder geistigen Behinderungen dabei, Texte über komplexe Sachverhalte leichter zu verstehen. Das Projekt ist in dieser Form einzigartig in Deutschland. Die drei Projektpartner haben damit einen besonderen Beitrag zu mehr Inklusion geleistet.

"Wichtiger Baustein für Teilhabe"

„Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch mit seinen individuellen Begabungen einzigartig ist und mit Achtung und Respekt behandelt wird“, meint Grit Kersten, Geschäftsführerin des Saale Betreuungswerks der Lebenshilfe Jena gGmbH. „Jeder Mensch soll vollständig und uneingeschränkt am gesellschaftlichen Leben überall und jederzeit teilhaben können und dafür ist Leichte Sprache ein wichtiger Baustein“. Deshalb sensibilisiert auch Dr. Holger Gerlach, Lehrer an der SBBS für Gesundheit und Soziales Jena, angehende Heilerziehungspfleger jährlich in einem fest in den Lehrplan integrierten Projekt für das Thema Inklusion. „Damit möchten wir erreichen, dass Menschen mit Behinderungen ernst genommen werden. Denn auch sie sind kompetente Personen“, ist Dr. Gerlach überzeugt. „Uns ist es besonders wichtig, dass wir die Projekte mit den behinderten Menschen gemeinsam erstellen und nicht nur für sie.“ 

Die Projektbeteiligten beabsichtigen mit der Broschüre, die Teilhabe und Selbstständigkeit von Menschen mit Behinderung in einem besonders wichtigen Lebensbereich zu verbessern - der eigenen Gesundheit. Deshalb beschäftigen sich die 18 Schüler im dritten Ausbildungsjahr mit den Abläufen der radiologischen Untersuchungsmethoden Ultraschall, Röntgen, Computertomographie und Magnetresonanztomographie am Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie des UKJ. „Denn gerade in der Radiologie fällt es Patienten oft schwer, Untersuchungsabläufe und medizinische Fachbegriffe zu verstehen. Der Radiologieführer ist daher optimal, um alle Patienten angemessen zu informieren – egal ob mit oder ohne Beeinträchtigung“, zeigt Prof. Ulf Teichgräber, Direktor des Instituts, den Nutzen der Broschüre auf. 

"Leichte Sprache ist gar nicht so einfach zu formulieren"

Vor Ort stellten die Mitarbeiter des Jenaer Uniklinikums den angehenden Heilerziehungspflegern die Untersuchungsmethoden detailliert vor. Die eigentliche Herausforderung bestand für die Schüler anschließend darin, die Informationen in Leichter Sprache aufzubereiten. „Leichte Sprache ist gar nicht so einfach zu formulieren. Kurze Sätze, einfache Wörter und eine positive Sprache sind nur einige Kriterien, die beachtet werden müssen“, so Dr. Gerlach. Unterstützung erhielten die Schüler dabei durch sechs Beschäftigte der Werkstatt für Menschen mit Behinderung des Saale Betreuungswerkes, die ihre eigene Wahrnehmung in die Gestaltung des Klinikführers einfließen lassen konnten. Sie gaben Hinweise zu notwendigen Informationen, überprüften die Verständlichkeit die Texte und gaben Verbesserungsvorschläge. „Mir hat die Teilnahme an dem Projekt sehr viel Spaß gemacht. Außerdem finde ich so etwas wie den Radiologieführer sehr sinnvoll und ich würde gerne wieder an so einem Projekt teilnehmen“, freut sich Jens-Peter Hinrichs, Beschäftigter des Saale Betreuungswerks.

Die Broschüre ist jedoch nicht nur an Menschen mit Lernschwierigkeiten beziehungsweise geistigen Behinderungen gerichtet. Auch Kindern, älteren Personen oder Menschen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, kann der Radiologieführer mit besonders großer Schrift, großem Zeilenabstand und anschaulichen Grafiken helfen, die Untersuchungen besser zu verstehen. 

Was ist Leichte Sprache?

Leichte Sprache ist eine spezielle sprachliche Ausdrucksweise, die besonders gut verständlich ist. Neben Regelungen zu Sprache und Rechtschreibung umfasst sie auch Empfehlungen zur Typografie. Die Leichte Sprache soll beispielsweise Menschen mit Lernschwierigkeiten beziehungsweise geistigen Behinderungen dabei helfen, Texte leichter zu verstehen.

Quelle: Universitätsklinikum Jena, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

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