Traumberuf Arzt

Der Impulsvortrag eröffnet traditionell die Operation Karriere-Kongresse. Im Dezember 2014 in Berlin legte die Prodekanin für Studium und Lehre an der Charité - Universitätsmedizin Berlin, Prof. Dr. Adelheid Kuhlmey, dar, was aus ihrer Sicht den Traumberuf Arzt ausmacht und was man erwarten muss.

„Traumberuf Arzt“ hieß der Impulsvortrag von Prof. Dr. Adelheid Kuhlmey (Foto), Prodekanin für Studium und Lehre an der Charité – Universitätsmedizin Berlin, die den Operation Karriere-Kongress in Berlin eröffnete. Kuhlmey nannte die Motivation, um sich für diesen Beruf zu entscheiden, aber auch den Einsatz, den man erbringen muss. Die Möglichkeit mit Menschen arbeiten zu können sowie ein guter Verdienst und ein hohes Ansehen in der Bevölkerung seien die hauptsächlichen Beweggründe junger Menschen, ein Medizinstudium aufzunehmen. Dieses Ziel verfolgen jedes Jahr viele Studenten bereitwillig, obwohl sie hoher Leistungs- und Zeitdruck erwartet – „Arzt ist ein Traumberuf und dieser Traum muss erarbeitet werden“, sagte Kuhlmey. Die Studienzufriedenheit läge bei Medizinern zwar „nur“ im guten Mittel, 81 Prozent der Absolventen würden jedoch wieder den gleichen Weg wählen – 29 Prozent davon allerdings in einem reformierten Curriculum. Der Wissenschaftsrat habe hierzu einige Empfehlungen gemacht: Weitere Kompetenzorientierung, ein integriertes patientenbezogenes Curriculum, Förderung wissenschaftlicher Kompetenzen, ein modularer Aufbau, interdisziplinäre Lehrformate, eine interprofessionelle Ausbildung und eine bundeseinheitliche M1-Prüfung nach dem sechsten Semester.

Kuhlmey thematisierte ebenfalls den „Mythos“ der Abwanderung von Absolventen in andere Berufe und widerlegte ihn. Ganze 98 Prozent der Stunden machten demnach die Facharztweiterbildung. Zutreffend sei allerdings, dass viele der Mediziner – „ein mobiles Völkchen“ – eine Beschäftigung im Ausland anstreben. „Mehr Gehalt, bessere Arbeitszeiten und die Vereinbarung von Beruf und Familie werden als Gründe aufgeführt“, stellte Kuhlmey fest. Einen Nachwuchsmangel gebe es allerdings nicht. Bis 2020 sei die Prognose unbedenklich. „Ungefähr so viele, wie aus dem Beruf ausscheiden, kommen auch wieder nach.“ Die geringe Bereitschaft dieser, in die hausärztliche Tätigkeit und in ländliche Regionen zu gehen, führe jedoch zu einer ungleichmäßigen Verteilung in Deutschland. An der Ausbildung liege es zumindest nicht. PJler fühlen sich laut einer Umfrage allgemeinmedizinisch gut ausgebildet, was den Weg in die hausärztliche Tätigkeit begünstigt.

Der Trend der Feminisierung sei deutlich erkennbar. Mittlerweile seien 65 Prozent der Medizinstudierenden Frauen, die auch promovieren. „In leitenden Positionen gibt es hier allerdings noch Nachholbedarf – nur 15 Prozent dieser Stellen werden von Frauen besetzt“, sagte Kuhlmey.

Zum Abschluss nannte die Prodekanin nötige Weichenstellungen für die Zukunftsperspektiven des Traumberufes Arzt: Das Medizinstudium müsse besser an die Praxisanforderungen angepasst werden, um eine höhere Zufriedenheit zu schaffen, eine bessere Vorbereitung auf die ärztliche Tätigkeit zu bieten und die Entscheidung zur Tätigkeit als Hausarzt zu fördern. Die Absolventen müssten zudem beim Übergang in den Berufsalltag begleitet werden, sei es um sich zwischen dem Ausland und dem Verbleib in Deutschland zu entscheiden, für Familie/Kinder und/oder Verbleib im Beruf oder bei der Wahl des Standortes – Stadt oder Land.

Außerdem solle die Tätigkeit in einer strukturschwachen Region schmackhafter gemacht werden, zum Beispiel durch die bessere Vereinbarkeit mit der Familie (Job für den Partner), eine gute Bezahlung und Infrastruktur (Kindergärten, Schulen, Einkaufsmöglichkeiten) und die Nähe zu einer Stadt.

Um die Karrieren von Ärztinnen gezielt zu unterstützen, müssten mehr Anstellungsverhältnisse geschaffen, die Kinderbetreuung gesichert und Niederlassungen begleitet werden. Als Optionen für die ambulante Praxis sollen die Arbeitsbelastung reduziert, regionale Zusammenschlüsse beschlossen und ein Professionenmix eingeführt werden.

Operation Karriere Berlin, 5. & 6.12.2014. Impulsvortrag „Traumberuf Arzt“, Prof. Dr. Adelheid Kuhlmey, Prodekanin für Studium und Lehre an der Charité – Universitätsmedizin Berlin.

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