Telefon-Coaching hilft Ärzten mit Burnout-Syndrom vor allem emotional

Ein externes Coaching kann Ärzten, die unter einem Burnout-Syndrom leiden, helfen, ihre emotionale Erschöpfung zu überwinden. Das ist das Ergebnis einer US-amerikanischen Studie, die jetzt veröffentlicht wurde.

Ärzte sind besonders häufig vom Burnout-Syndrom betroffen. | pathdoc - stock.adobe.com

Depersonalisierung und das Gefühl der Wirkungslosigkeit, die beiden anderen Kompo­nenten des Burnout-Syndrom besserten sich in der randomisierten Pilotstudie jedoch nicht, wie aus den jetzt in JAMA Internal Medicine veröffentlichten Ergebnissen hervorgeht.

Ärzte leiden doppelt so häufig wie andere Berufsgruppen unter einem Burnout-Syndrom. Meist trifft es die Mediziner zur Mitte ihrer Laufbahn, wenn sie sich den Anforderungen der Arbeit nicht mehr gewachsen fühlen. Diese emotionale Erschöpfung ist oft gepaart mit einer Depersonalisierung, die sich in einem zunehmenden Zynismus und einer Distanziertheit gegenüber der eigenen Tätigkeit äußert. Hinzu kommt das Gefühl, in der Ausübung der ärztlichen Tätigkeit immer weiter hinter den persönlichen Möglichkeiten zurückzufallen.

Diese Trias des Burnout-Syndroms gefährdet nicht nur die Behandlungsqualität der Patienten. Viele Ärzte entwickeln mit der Zeit Depressionen oder Selbstmordgedanken, oder sie steigen aus dem Beruf aus. Dies belastet nicht zuletzt die Krankenhäuser, die sich mit einer Häufung von Patientenbeschwerden oder sogar Schadenersatzansprüchen und einem drohenden Verlust des Renommees gegenübersehen. Auch der häufige Personalwechsel kann zusätzliche Kosten verursachen.

Professionelles Coaching über fünf Monate

Lohnt es sich in dieser Situation, ein professionelle Coaching anzubieten, das in relativ kurzer Zeit den ärztlichen Mitarbeitern Wege aufzeigt, wie sie die Freude am Beruf zurückgewinnen und ihre Arbeit effektiver gestalten können?

Die Mayo Clinic in Rochester hat zu diesem Zweck im Rahmen einer Studie eine professi­onelle Coaching-Firma engagiert. 88 Ärzte mit einer Berufserfahrung von etwa 16 Jahren telefonierten in fünf Monaten insgesamt sechs Mal für jeweils 30 Minuten mit einem Coach. Die Coachs waren keine Mediziner und mit den Arbeitsabläufen in der Klinik nicht vertraut. Sie waren jedoch darin ausgebildet, die in vielen leitenden Tätigkeiten auftretenden Probleme zu besprechen.

Die Themen des Coachings waren die persönliche Bedeutung des Berufs (Werte, Prioritäten, Rollenverständnis), die Integration von Berufs- und Privatleben (Partner, Familie), die kollegiale Unterstützung am Arbeitsplatz (Streitigkeiten, Aufbau von Beziehungen), eine verbesserte Arbeitseffizienz (systematisches Arbeiten, Delegierung von Aufgaben), die Arbeitslast (lernen „nein“ zu sagen), der Aufbau von Führungsqualitäten (Team, Management, Streitkultur), die Erholung und Hobbys („Zeit finden“), die persönliche Gesundheit (Sport, Ernährung und medizinische Behandlungen) und die Stärkung der Beziehungen außerhalb des Arbeitsplatzes.

Beste Werte bei emotionaler Erschöpfung

Alle 88 Ärzte füllten vor dem Coaching den Maslach-Fragebogen zu den drei Dimensionen des Burnout-Syndroms sowie weitere Fragebögen zu Lebensqualität, Resilienz, Berufs­zufriedenheit und zum Engagement am Arbeitsplatz aus. Nach fünf Monaten wurden die Ärzte erneut befragt. Die eine Hälfte hatte da bereits am Coaching teilgenommen, die andere Hälfte befand sich noch auf der Warteliste und bildete die Kontrollgruppe.

Die Ergebnisse des Coachings waren nach Einschätzung von Studienleiterin Liselotte Dyrbye vom „Program on Physician Well-Being“ der Mayo Clinic in Rochester viel­versprechend, sie blieben aber doch hinter den Erwartungen zurück. Die besten Ergebnisse wurden bei der emotionalen Erschöpfung erzielt. Der Score (0 bis 54 Punkte) verbesserte sich durch das Coaching um 5,2 Punkte, während es in der Kontrollgruppe zu einer Verschlechterung um 1,5 Punkte kam. Die Differenz von 6,7 Punkten war mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 3,2 bis 10,3 Punkten signifikant. Der Anteil der Ärzte mit einer hohen emotionalen Erschöpfung ging um 19,5 Prozent zurück.

Viele Menschen in Gesundheitsberufen leiden an psychischen Erkrankungen wie Burnout oder Depressionen – häufig auch schon im Studium. Der Verein „Blaupause“, der Ende März in Berlin gegründet wurde, will hier für Aufklärung und Austausch sorgen. Initiatorin Katharina Eyme im Audio-Interview.

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In den beiden anderen Dimensionen wurden dagegen keine signifikanten Verbesserungen erzielt. Der Score zur Depersonalisierung (0 bis 30 Punkte) verbesserte sich nur um 0,9 Punkte gegenüber einer Verschlechterung um 0,3 Punkte in der Kontrollgruppe. Der Score zur persönlichen Leistung (0 bis 48 Punkte) verbesserte sich nur um 0,4 Punkte gegenüber einer Verschlechterung um 0,8 Punkte in der Kontrollgruppe. Dies waren keine relevanten Verbesserungen und keine signifikanten Unterschiede. Die Lebensqualität und die Resilienz verbesserten sich nur marginal. Die Jobzufriedenheit und das Engagement am Arbeitsplatz blieben niedrig.

Nach Ansicht von Dyrbye sollte die Wirksamkeit eines professionellem Coachings weiter erforscht werden. Es könnte eventuell in Kombination mit anderen Programmen jedoch ein evidenzbasiertes Instrument sein, um Ärzte und damit auch deren Patienten zu unterstützen. Die Studie zeige jedoch, dass ein professionelles Coaching organisatorische Bemühungen der Kliniken zur Verbesserung des Arbeitsumfelds nicht ersetzen kann.

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