Praxismarketing und Patientenkommunikation, Teil 3: Wo bin ich? Was geht ab?

In der Beitragsreihe "Praxismarketing und Patientenkommunikation" schreibt Gastautor Daniel Izquierdo-Hänni über ein Thema, das gerade für Praxisgründer wichtig ist: Wie gewinne ich Patienten für meine Praxis? Im dritten Teil erklärt er, wie man sich über seine eigenen Stärken und Schwächen klar wird.

Daniel Izquierdo-Hänni berät Praxisgründer rund um die Themen Praxismarketing und Patientenkommunikation.

Sich der aktuellen Situation – und zwar seiner eigenen wie auch jener, in welcher man zu agieren gedenkt – klar bewusst zu sein, ist gerade dann fundamental wichtig, wenn es um die eigene Zukunft und vielleicht sogar eine Selbstständigkeit geht.

Wer sich Gedanken über seine berufliche Zukunft respektive über eine Praxisgründung macht, tut gut daran, sich zuerst seiner eigenen Lage klar zu werden. Denn nur wer weiß, welches seine Stärken und – beinahe wichtiger – seine Schwächen sind, wird die richtigen Entscheidungen treffen können. Das gleiche gilt für das Umfeld, in dem man sich als zukünftiger Arzt und Praxisinhaber wird entwickeln wollen: Was sind die Trends? Wer sind die wichtigsten Keyplayer? Was kann auf mich zukommen?

Egal, ob man sich Gedanken über die Schritte in die berufliche Zukunft macht, oder ob man bereits mit einer eigenen Praxis tätig ist: Um seine Lage analysieren zu können, braucht es lediglich zwei Dinge: etwas Zeit und die Fähigkeit der Selbstkritik. Für all jene, die bereit sind, diese beiden Aspekte einzubringen, gibt es eine einfache, aber durchaus interessante Vorgehensweise, um eine Bestandsaufnahme durchzuführen: Die sogenannte SWOT-Analyse.

Stärken, Schwächen, Chancen und Bedrohungen

Der Begriff „SWOT“ setzt sich aus den vier englischen Begriffen „strenghs“ (Stärken), „weaknesses“ (Schwächen), „opportunities“ (Chancen) und „threats“ (Bedrohungen) zusammen. Dabei werden in vier Schritten sowohl die eigene Lage als auch die allgemeine Situation erfasst. Besonders nützlich ist dieses Vorgehen für all jene, die dabei sind, eine Praxis zu gründen bzw. eine zu übernehmen.

Erster Schritt: Welches sind Ihre Stärken als Arzt? Das gilt nicht nur im medizinischen Sinne! In welchem Fachbereich haben Sie sich besonders weitergebildet? Welche medizinischen Themen interessieren Sie besonders? Haben Sie spezielle „soft skills“ wie etwa Empathie, Humor, Teamspirit oder Motivationsstärke? All das gehört zu den Stärken, auf die Sie bauen können.

Zweiter Schritt, und jetzt gilt es ehrlich mit sich selber zu sein: Welches sind Ihre Schwächen – und zwar als Arzt wie auch als Mensch? In welchen Bereichen der Medizin sind Sie unsicher, oder welche Bereiche liegen Ihnen ganz einfach nicht? Wo haben Sie fachliche Wissens- und Erfahrungslücken? Welches sind Ihre menschlichen Schwächen? Haben Sie vielleicht wenig Geduld mit Ihren Patienten (und Mitarbeitern)? Vertragen Sie keine Kritik? Wollen Sie immer Ihre Meinung durchsetzen? Es hilft, seine Schwächen zu kennen und benennen zu können – an diesem Punkt ist Selbstkritik gefragt.

Daniel Izquierdo-Hänni ist Referent für Medical Marketing und Patientenkommunikation. Im Frühjahr 2018 gründete er die Plattform swissmedicalmarketing.com. Der schweiz-spanische Doppelbürger wurde 1965 in Basel geboren und lebt seit 2005 in Valencia, Spanien.

Dritter Schritt: Welche Chancen und Möglichkeiten bietet das Umfeld, in welchem Sie sich gerade befinden? Steigt vielleicht in der Bevölkerung das Bewusstsein für die Gesundheit und die Medizin? Gibt es gesellschaftliche, mediale und medizinische Zukunftstrends, von denen Sie überzeugt sind? Wird in der Ortschaft, in der Sie sich gerne als Arzt niederlassen möchten, der eine oder andere Kollege in Rente gehen, so dass Sie seine Patienten übernehmen könnten? Chancen wollen genutzt werden – aber dafür muss man sie zunächst erkennen.

Vierter Schritt:  Wo sehen Sie Bedrohungen in Ihrem Umfeld, die Ihnen die Arbeit als Arzt werden schwer machen können? Steht vielleicht eine Wirtschaftskrise bevor, so dass auch die Arbeitslosenzahlen steigen werden? Gibt es Probleme mit bestimmten Kassen? Oder stehen gesetzliche Verschärfungen an, die den Alltag in der Praxis umständlicher machen könnten? Nur, wer solche Risiken rechtzeitig erkennt, kann darauf angemessen reagieren.

Alles, und trotzdem nicht auf einmal…

Für die Durchführung einer SWOT-Analyse nimmt man sich am besten (mindestens) vier Notizblätter und schreibt alles auf, was einem in den Sinn kommt. Bitte sparen Sie dabei nicht jene Gedanken aus, die auf den ersten Blick doof und dämlich klingen: Bei der SWOT-Analyse gilt das Motto „lieber zu viel als zu wenig“. Bewerten Sie in einem zweiten Schritt alle niedergeschriebenen Ideen nach deren Bedeutung – hier ist das Ziel, klare Prioritäten zu setzen. Welche Aspekte sind besonders relevant? Welche sind weniger wichtig? Und welche, schlussendlich, doch nebensächlich?

Auf www.swissmedicalmarketing.com können Sie sich eine kostenlose Vorlage einer SWOT-Analyse für eine Praxis runterladen. Sie wird Ihnen als Hilfestellung sicherlich nützlich sein.

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