Dies geht aus einer wissenschaftlichen Stellungnahme der American Heart Association in Circulation (2016; doi: 10.1161/CIR.0000000000000443) hervor. Die US-Kardiologen sprechen sich für eine Null-Toleranz aus. Eine Passivrauch-Exposition von Kindern sei zu keiner Zeit akzeptabel.
Zwar ist der Anteil der Raucher in den USA in den letzten Jahren zurückgegangen. Die National Health and Nutrition Examination Surveys, die regelmäßig stichprobenartig den Gesundheitszustand der Bevölkerung erfassen, zeigen jedoch, dass noch immer bis zu vier von zehn Kindern Passivrauch ausgesetzt sind, was sich auch durch den Nachweis von Cotinin im Harn der Kinder belegt lässt. Die häufigste Quelle sind rauchende Eltern. Fast kein Kind, deren Eltern rauchen, sei frei von einer Exposition, schreibt ein Expertenteam um Geetha Raghuveer vom Children’s Mercy Hospital Kansas City.
Passivrauchen schadet nicht nur den Atemwegen der Kinder. Die schädigenden Bestandteile des Rauches dringen über die Lungen in das Blut ein mit schädlichen Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System. Nikotin führt laut dem Report zu hämodynamischen Veränderungen, Acrolein fördere über Oxidation und Entzündung die Gefäßverkalkung sowie Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen. Crotonaldehyd vergrößert laut dem Bericht die Instabilität atherosklerotischer Plaques, was eine Thrombose von Gefäßen nach sich ziehen kann. Tabakrauch enthält auch Cadmium, dem die Experten eine entzündungsfördernde Wirkung zuschreiben, und Blei, das den Blutdruck erhöhen kann. Feinstaub sei ein Risikofaktor für Herzrhythmusstörungen und Entzündungen.
Als Mechanismen werden eine endotheliale Dysfunktion, eine erhöhte arterielle Steifigkeit und ein Anstieg der Intima-Media-Dicke genannt. Die Schadstoffe im Tabakrauch stören auch das autonome Nervensystem, und mit zeitlicher Verzögerung werde die Entwicklung von Arrhythmien gefördert.
Die gesundheitlichen Auswirkungen auf die Kinder sind laut dem Report durch epidemiologische Studien gut belegt. Kinder in Raucherhaushalten kämen häufiger mit einem niedrigen Geburtsgewicht zur Welt, nähmen dann aber bereits in den ersten fünf Lebensmonaten stärker an Gewicht zu als Kinder in Nichtraucherhaushalten.
Schon im Jugendalter seien sie häufiger übergewichtig, wobei die Forscher unter anderem auf eine Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums verweisen. Dort waren Grundschüler 2,9-fach häufiger übergewichtig, wenn die Mutter im Alter des Kindes von zwei Jahren geraucht hatte. Wenn sie im Alter des Kindes von vier Jahren immer noch rauchte, stieg das Risiko sogar um den Faktor 4,4 (Obesity 2011; 19: 2411–2417). Andere Untersuchungen zeigten, dass die Kinder infolge des Passivrauchens erste Lipidstoffwechselstörungen haben.
Angesichts dieser Daten ist es nach Einschätzung der US-Kardiologen unverantwortlich, wenn die Eltern zuhause rauchen. Der Kinderwunsch sollte ein Anlass sein, das Rauchen aufzugeben. Höhere Tabaksteuern könnten helfen die Kinder zu schützen, zumal das Rauchen zunehmend ein Phänomen der unteren sozioökonomischen Schichten sei.
Quelle: www.aerzteblatt.de