Gemeinsam mit NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD) übergab Merkel das rund 127 Millionen Euro teure Gebäude auf dem Campus des Universitätsklinikums den Wissenschaftlern.
Das 2009 gegründete DZNE ist mit bundesweit rund 1.000 Beschäftigten in neun Forschungszentren – darunter Berlin, Dresden, Greifswald, Göttingen, München und Tübingen – nach eigenen Angaben die weltweit größte Forschungseinrichtung für Alzheimer, Parkinson und andere Hirnerkrankungen. In mehr als 80 Arbeitsgruppen untersuchen Molekularbiologen, Chemiker, Neuropathologen und Pflegewissenschaftler Gehirnerkrankungen, um neue vorbeugende und therapeutische Ansätze sowie neue Medikamente zu entwickeln. Bund und Länder finanzieren das gesamte Projekt mit jährlich 80 Millionen Euro.
In Bonn, der Schaltstelle des DZNE, sollen künftig auf dem rund 5 Fußballfelder großen Areal 500 Forscher fachübergreifend zusammenarbeiten. Ein Großprojekt ist die sogenannte Rheinlandstudie.
Über 30 Jahre hin sammeln die Wissenschaftler Daten über den Gesundheitszustand von rund 30.000 Bürgern. Dadurch soll ein besseres Verständnis des Zusammenspiels von Erbfaktoren, Lebenswandel und Umwelteinflüssen gewonnen werden. Entstehen soll auch ein Informationszentrum, das bundesweit Ansprechpartner für pflegende Angehörige werden soll.
Merkel: Neues Forschungszentrum ist Leuchtturmprojekt
Die fächerübergreifende Zusammenarbeit und die enge Verzahnung von Grundlagenforschung und Anwendungsforschung etwa für medizinische Behandlung und Pflege seien beispielhaft. Gerade im Bereich der Gesundheitsforschung wolle die Bundesregierung ihren finanziellen Einsatz ausweiten und die großen Geißeln der Menschheit bekämpfen, betonte die Kanzlerin.
Merkel kündigte an, auch für die Kinder- und Jugendmedizin einen ähnlichen Forschungsschwerpunkt zu schaffen. Auch in der Krebsforschung und beim Kampf gegen multiresistente Keime sollten die Mittel erhöht werden.
Forscher aus 50 Nationen
Der DZNE-Vorstandsvorsitzende Pierluigi Nicotera sagte, Ziel des Forschungsprojekts sei es, die besten Köpfe aus unterschiedlichen Fachgebieten zusammenzubringen. Neurogenerative Erkrankungen hätten umfassende Auswirkungen auf Medizin, Wirtschaft und Finanzen. Auch die ethischen Fragen seien weitreichend.
Schulze verwies auf eine dichte Forschungslandschaft zu Medizin und Altersfragen im Rheinland. Sie betonte zugleich die Internationalität des DNZE: Ein Drittel der Forscher stamme aus dem Ausland; vertreten seien mehr als 50 Nationen.
Bundesweit gibt es nach Schätzungen mehr als 1,5 Millionen Demenzerkrankte; zwei Drittel von ihnen sind von der Alzheimer-Krankheit betroffen. Jahr für Jahr treten fast 300.000 Neuerkrankungen auf. Angesichts der Bevölkerungsentwicklung gehen Prognosen bis 2050 von einer Verdoppelung aus.