Medical Women on Top: Bekleiden Frauen Führungspositionen in der Medizin?

Die Feminisierung gilt als einer der Megatrends der vergangenen Jahre. Tatsächlich ist der Anteil der Studentinnen in der Medizin mittlerweile deutlich höher als der ihrer männlichen Kollegen. Doch wie sieht es in Führungspositionen aus? Eine Dokumentation des Deutschen Ärztinnenbundes liefert Antworten.

Dokumentation Medical Women on Top

Zehn Prozent der Führungspositionen an deutschen Universitätskliniken werden von Frauen bekleidet. | Deutscher Ärztinnenbund

Die aktuellen Zahlen aus dem Jahr 2015 weisen mit 63 Prozent eine klare Überlegenheit der Studentinnen in der Medizin aus. Laut der Dokumentation "Medical Women on Top" wissen jedoch nur wenige, dass eine geringe Anzahl Frauen auf Lehrstühlen, in Klinikdirektionen oder Abteilungsleitungen landen. Der deutschlandweite Durchschnitt an Frauen in Führungspositionen in der Universitätsmedizin liegt demnach bei zehn Prozent. Oberärztinnen sind bundesweit in der universitären Medizin immerhin mit 31 Prozent vertreten.

Konkret gibt es eine Frau, die in der Urologie eine Führungsposition inne hat (drei Prozent) sowie 29 Frauen in der Pädiatrie (16 Prozent). In den drei Universitätskliniken Greifswald, Homburg und Mannheim gibt es keine Frau auf einem Lehrstuhl. Es konnten keine Unterschiede zwischen neuen und alten Bundesländern festgestellt werden.

Frauenheilkunde und Dermatologie "starke Fächer"

Die Frauenheilkunde und die Dermatologie sind mit einem Oberärztinnen-Anteil von 31 Prozent "starke Fächer". Ganz anders sieht es hingegen in der Chirurgie und der Urologie aus. Auf der Position Oberarzt arbeiten durchschnittlich mehr Frauen in den alten als in den neuen Bundesländern.

Die Initiatorin der Dokumentation, Prof. Dr. Gabriele Kaczmarczyk, Vizepräsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes e.V., möchte das Bewussstsein für Gleichberechtigung mittels dieser Fakten schärfen und damit langfristig den geringen Frauenanteil in den wichtigsten Fächern der klinischen Medizin nachhaltig erhöhen. „Ein weiterhin geringer Anstieg in den Führungspositionen wird erst nach Jahrzehnten zu einem ausgeglichenen Verhältnis von Männern und Frauen führen. Eine Quote in diesem Bereich ist daher zwingend notwendig“.

Weitere Untersuchungen sollen folgen

Kaczmarczyk regt zu weiteren Untersuchungen an, um zu erörtern warum fachärztlich qualifizierte Frauen nicht auf Lehrstühle oder in die Funktion der Klinikdirektorin kommen und ob es Diskriminierungen gibt. "Die kommenden Jahre werden zeigen, ob die vielen zum Teil neu eingerichteten Programme erfolgreich sein werden", sagt Kaczmarczyk.

In die Untersuchung eingeschlossen wurden alle 34 deutschen staatlichen Universitätskliniken, insgesamt wurden 1300 Internetseiten erfasst. Berücksichtigung fanden die Fächer, die an allen 34 Kliniken vertreten und stark in die Krankenversorgung bzw. klinische Diagnostik eingebunden sind.

Quelle: Medical Women on Top, Dokumentation des Anteils von Frauen in Führungspositionen in 16 Fächern der deutschen Universitätsmedizin. Link: http://www.aerztinnenbund.de/downloads/4/WoT.pdf

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