Der DÄB bezieht sich auf eine repräsentative Umfrage des Marburger Bundes (Operation Karriere berichtete, s. unten), in dem unter anderem aus Bayern berichtet wird, dass 47 Prozent der Klinikärztinnen erwägen, ihre aktuelle Tätigkeit aufzugeben. 59 Prozent der Ärztinnen und Ärzte gaben an, sich psychisch belastet zu fühlen und 70 Prozent sehen ihre Gesundheit durch die Gestaltung der Arbeitszeiten beeinträchtigt. Die Fälle von Arbeitsunfähigkeit wegen psychischer Erkrankungen wie Burnout nehmen zu.
Mehr als 90 Prozent der Befragten wünschen sich eine Wochenarbeitszeit von bis zu 49 Stunden, in der Realität – so ein Ergebnis der Umfrage – arbeiten die meisten deutlich mehr. Verwaltungstätigkeiten sorgen unter anderem dafür, dass die Ärzte ihrer Ansicht nach nicht genügend Zeit für die direkte Betreuung der Patienten haben. Die Umfrage bestätigt ebenso, dass Mütter sich stärker unter Druck sehen als Ärztinnen ohne Kinder und Kliniker/innen stärker als Niedergelassene.
„Junge Ärztinnen sind die Hoffnungsträgerinnen im Gesundheitswesen, denn der Großteil des Nachwuchses ist weiblich. Wenn diese Hoffnungen nicht leichtfertig verspielt werden sollen, braucht es mehr Personal bei Ärzten und Pflege, um endlich humanere Arbeitszeiten und flexible Arbeitszeitmodelle für eine bessere Work-Life-Balance zu ermöglichen und berufliche Karrierehemmnisse zu beseitigen“, fordert Dr. med. Barbara Schmeiser, Assistenzärztin der Neurochirurgie in Freiburg und Vizepräsidentin des DÄB.
Die jungen Ärztinnen arbeiteten in den Kliniken mit einer enormen Verantwortung, sie würden jedoch durch rein ökonomische Erwartungen in ihrer ärztlichen Diagnose- und Therapiefreiheit extrem eingeschränkt. Der Zeit- und Spardruck mache die Behandlung von Patientinnen schwieriger. Daher fordert der DÄB familienfreundlichere Rahmenbedingungen, die die Motivation einer ganzen Generation nachwachsender Ärztinnen nicht einfrieren, sondern fördern. Dazu gehörten auch ein höherer Personalschlüssel, geregelte Arbeitszeiten und der Ausgleich von Überstunden.
Quelle: Deutscher Ärztinnenbund e.V., www.aerztinnenbund.de