Eine Dissertation, die aktuell am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr durchgeführt wird, besagt zudem, dass auch Mikroorganismen mit hohem infektiösem Risikopotenzial effektiv abgetötet werden können. Diese Erkenntnisse stellen eine interessante Alternative für die Materialauswahl bei der Ausstattung in Kliniken und Praxen dar.
Die Krankenhaushygiene ist eine große Herausforderung: Nosokomiale und seltenere Infektionen, wie zum Beispiel mit Brucella spp., Burkholderia mallei, Burkholderia pseudomallei, Francisella tularensis und Yersinia pestis führen zu schweren, oft tödlich verlaufenden Erkrankungen. Die zusätzliche Möglichkeit der Übertragung durch Aerosole oder über den Kontakt mit kontaminierten Gegenständen führen dazu, dass die genannten hochpathogenen Erreger als potenzielle B-Kampfstoffe angesehen werden.
In der täglichen Routine in der Klinik sowie in militärischen und humanitären Einsätzen, lassen sich Verfahren zur Prävention und Dekontamination bzw. Verringerung der Übertragungsrate über Berührungsflächen aufgrund des hohen hygienischen Aufwandes oft nicht konsequent umsetzen. Daher kann der Einsatz selbstdesinfizierender Oberflächen zur Verringerung der Lebendkeimzahl und damit der Infektionsgefahr im Sinne eines „barrier-nursing“ beitragen.
Nachweis des Effektes auf "Risiko-Gruppe 3"
„Zu Beginn der Dissertation von Pauline Bleichert am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr waren mit Ausnahme von Mycobacterium tuberculosis noch keine Inaktivierungs-Untersuchungen von hochpathogenen Erregern der Risiko-Gruppe 3 (RG 3) auf Kupfer durchgeführt worden“, erläutert der Doktorvater PD Dr. Gregor Grass, Abteilung Bakteriologie und Toxinologie. Daher sollte bei dieser Dissertation der Nachweis erbracht werden, dass metallische Kupferflächen ebenfalls gegen Erreger der Risikogruppe 3, wie sie in bakteriellen B-Kampfstoffen verwendet werden könnten, wirksam sind.
Ein weiteres Ziel war es, nachzuweisen, dass metallisches Kupfer nicht die Entwicklung eines Viable But Non Culturable (VBNC-)Zustands bei Bakterien induziert, sondern die Erreger vollständig inaktiviert. „Wir haben dann die Absterbekinetiken einer Reihe von RG 3-Bakterien (z.B. Pest, Brucellose) und Viren (Affenpocken) untersucht und festgestellt, dass alle Erreger schnell und vollumfänglich abgetötet werden und auch wahrscheinlich keinen VBNC-Zustand mehr einnehmen können“, fasst Grass zusammen und betont, dass die größte Herausforderung für die Untersuchungen an Hochpathogenen die Arbeit unter hohen Sicherheitsbedingungen war, wie sie für RG 3-Erreger vorgeschrieben sind.
Dekontaminierenden Effekt nutzen
Verschiedene internationale Labor- und Krankenhausstudien hatten bereits gezeigt, dass sich durch den Einsatz massiver metallischer Kupferflächen an häufig berührten Bauteilen sowohl die bakterielle und virale Erregerlast als auch die Infektionsrate verringern lassen. „Die Wirksamkeit metallischen Kupfers auf Krankheitserreger ist so hinreichend bewiesen, dass man auf den zusätzlichen dekontaminierenden Effekt bei der wirksamen Unterbrechung von Infektketten nicht verzichten sollte“, sagt Prof. Dr. Lothar Zöller, Oberstarzt und Institutsleiter in München: "Dies trifft im militärischen wie im zivilen Bereich auch auf Isolierbereiche zu, in denen Patienten mit hochkontagiösen Infektionskrankheiten unter Barrierepflegebedingungen behandelt werden."
Quelle: Berufsverband der Deutschen Chirurgen e.V., www.bdc.de