HERZINFARKT - Wenn sich die Brust zusammenzieht

Wie erklärt man dem Patienten sein Krankheitsbild, so dass er es versteht? In der Reihe „Komplizierte Krankheit - anschaulich dargestellt“, werden exklusiv Auszüge aus dem neuen Buch von Spiegel-Bestseller-Autor Falk Stirkat veröffentlicht. Dieses Mal im Fokus: Der Herzinfarkt.

Falk Stirkat ist Gastautor bei Operation Karriere

Der Herzinfarkt ist wohl eine der häufigsten und gefürchtetsten Erkrankungen überhaupt. Und es gibt wahrscheinlich kaum jemanden, der nicht im Kollegen- oder Freundeskreis oder in der Familie einen Menschen kennt, der schon einen Infarkt erlitten hat und dem vielleicht sogar erlegen ist. Wahrlich eine üble Sache.

Warum Herzattacken so häufig sind, lässt sich nicht in letzter Konsequenz sagen, es darf aber durchaus angenommen werden, dass die betroffenen Herzkranzgefäße eine Art Schwachstelle im menschlichen Körper darstellen. Das ist im Grunde so ähnlich wie bei einem Auto. Irgendein Teil geht nach einer bestimmten Anzahl von Kilometern als Erstes kaputt. Bei Menschen, die den mitteleuropäisch-amerikanischen Lebensstil pflegen, sind es oft ebenjene filigranen Gefäße auf der Oberfläche des Herzens.

Aber fangen wir ganz vorne an! Was ist eigentlich ein Herzinfarkt? Und wie entsteht er?

Bevor wir uns diesen wichtigen Fragen widmen, begleiten wir doch Herrn Müller ein kleines Stückchen. Denn der verkörpert alles, was besagter Lebensstil über Jahre und Jahrzehnte mit einem Menschen machen kann. Herr Müller arbeitet im Rathaus und ist dort einer von zehn Sachbearbeitern des Einwohnermeldeamtes. Tag für Tag sitzt er acht Stunden am Schreibtisch und muss sich mit den immer gleichen Problemen der Bürger seiner Stadt befassen. Dabei kann er den für sein Glück so wichtigen Dopaminspiegel im Hirn nur durch fettes und in seinen Augen gutes Essen auf einem einigermaßen erträglichen Level halten, denn andere Freuden gibt es im Alltag von Herrn Müller kaum. Weil er es oft mit Bürgerbeschwerden zu tun hat, kommen täglich Ärger und Frust auf, was zu einem behandlungsbedürftigen Bluthochdruck geführt hat. Nach Feierabend kann sich unser Herr Müller kaum noch dazu aufraffen, Sport zu machen. Als er in den Dreißigern war, hat er sich das noch vorgenommen und jedes Silvester Besserung gelobt. Irgendwann hat er dann aber kapituliert, und so schaut unser imaginärer Durchschnittsbürger stoisch zu, wie seine Wampe immer größer wird und damit einhergehend seine Fitness immer mehr zu wünschen übrig lässt. Zum Arzt geht Herr Müller kaum, denn was der ihm sagen wird, will der Sachbearbeiter eigentlich gar nicht hören.

Eines schönen Morgens verspürt Herr Müller einen unangenehmen Schmerz im Brustbereich. Er kann die Beschwerden gar nicht richtig einordnen; es ist weniger ein Stechen, eher eine Art dumpfes Druckgefühl – so als ob ein Elefant auf ihm sitzt. Herr Müller befürchtet eine Magenverstimmung, nimmt eine entsprechende Tablette (denn es gibt nichts, was man nicht mit einer schönen weißen Pille behandeln könnte) und geht wie jeden Tag zur Arbeit.

Kardiographie

Die Kardiologie ist ein Teilgebiet der Inneren Medizin. Wer später als Kardiologe in Deutschland praktizieren will, muss eine mehrjährige Ärztliche Weiterbildung durchlaufen. Hier sind die Inhalte der Weiterbildung dargestellt.

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Doch die Beschwerden werden schlimmer. Der Druck wird so unerträglich, dass jeder Atemzug Probleme macht. Da stimmt etwas nicht. Vielleicht ist es doch nicht der Magen! Weil er so furchtbar schwitzt, werden nun auch die lieben Kollegen aufmerksam. »Mann, du siehst ja gar nicht gut aus!«, sagt Herr Mayer besorgt, der sich mit Herrn Müller einen Schreibtisch teilt. »Ich ruf mal lieber den Notarzt.«

Normalerweise würde Herr Müller jetzt heftig protestieren. Aber heute geht es ihm so schlecht, dass er kaum Energie hat, sich gegen das Vorhaben des Kollegen zur Wehr zu setzen. Es dauert keine fünf Minuten, bis der Rettungsdienst – inklusive Notarzt mit schwerem Gerät – mitten im Büro des Einwohnermeldeamtes steht. Unser Patient bekommt von alldem kaum etwas mit, so schlimm sind die Schmerzen mittlerweile. Herr Müller fühlt sich hundeelend. Ihm ist schwindelig, er fiebert, und zwischendurch tritt er sogar kurz weg, nur um Sekunden später wieder aufzuwachen – nur nicht aus diesem Albtraum.

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