„Spätestens seit SARS-CoV-2 ist allen die Bedeutung der Digitalisierung klar. Die Pandemie wird zum Katalysator für die digitale Transformation“, sagte Sebastian Kuhn, der die Reformkommission der Stiftung Münch geleitet hat.
Die digitale Transformation des Gesundheitssystems habe das Potenzial, die Versorgung der Patienten zu verbessern, die im Gesundheitssystem beschäftigten Menschen zu entlasten und das System effizienter zu machen, so dass es finanzierbar bleibe, betonte die Kommission.
Die Fachkraft für digitale Gesundheit ist nach den Vorstellungen der Kommission ein patientennaher Beruf. Die entsprechende Person soll unmittelbar einzelne Patienten betreuen und nach individuellen Wegen zur bestmöglichen Versorgung suchen. Die Fachkraft soll klassische analoge Hilfe und Routineversorgung leisten und bei Bedarf auf digitale Technologien zurückgreifen, an die sie die Patienten heranführt.
Neues Berufsbild: Fachkraft für digitale Gesundheit
„Ein relevanter Teil der Arbeit wird die Pflege der Gesundheitsdaten und der elektronischen Patientenakte sein“, so die Kommission. Die Fachkraft benötige grundlegendes medizinisch-pflegerisches Allgemeinwissen und technisches Know-how. Als Bindeglied zwischen Patienten, Fachpersonal und technologischen Anwendungen steigere sie die Versorgungsqualität vor Ort.
Der Prozessmanager für digitale Gesundheit ist nach Vorstellungen der Stiftung für die Implementierung und Aufrechterhaltung innovativer Versorgungsabläufe zuständig. Er soll medizinische und pflegerische Abläufe entwickeln durch die Einführung digitaler Gesundheitstechnologien, die sich an einem Patientenkollektiv und ihren Behandlungsanforderungen orientieren.
Der Prozessmanager soll mit den Vertretern verschiedener Berufsgruppen und Anwendern der digitalen Technologien interagieren, weshalb er hohe kommunikative Fähigkeiten benötigt.
Der Systemarchitekt behält den Überblick
Der Systemarchitekt für digitale Gesundheit ist nach Ideen der Kommission ein Changemanager, der die großen Linien für die digitale Transformation seiner Einrichtung vorgibt.
Er soll unter anderem die Einhaltung der Datenstandards verantworten, die Aufsicht über Dutzende Einzelprozesse haben und Synergiepotenziale erschließen. Für seine Tätigkeit benötige der Systemarchitekt hohes medizinisches und technologisches Wissen sowie hohe strategische und kommunikative Fähigkeiten, heißt es.
Die Mitglieder der Reformkommission fordern von der Politik eine Strategie für digitale Gesundheit und entsprechende Rahmenbedingungen in den Bildungsinstitutionen. Zudem seien Professuren für digitale Transformation nötig.
Die Mitglieder der Reformkommission sind Sebastian Kuhn, Oberarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie an der Universitätsmedizin der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, Franz Bartmann, bis 2018 im Vorstand der Bundesärztekammer zuständig für die Bereiche eHealth und Ärztliche Bildung, Bernadette Klapper, Bereichsleiterin Gesundheit der Robert-Bosch-Stiftung, und Uwe Schwenk, Direktor des Programms „Versorgung verbessern – Patienten informieren“ der Bertelsmann-Stiftung.