Förderung durch Kassenärztliche Vereinigungen: Der Weg in die Praxis

Die Kassenärztlichen Vereinigungen unterstützen mit verschiedenen Programmen den Weg in die Niederlassung. Was viele nicht wissen: Bereits Studierende fördern sie finanziell und ideell – wie ein genauerer Blick beispielsweise nach Sachsen-Anhalt zeigt.

Arzt mit Geld

Ärzte und auch Studierende können von ihren Kassenärztlichen Vereinigungen Förderungen erhalten: finanziell und ideell. | Cherries - Fotolia

Sie liebt den großen Überblick und ist ein Organisationstalent. Damit war für Ingrid Grüßner bereits im Studium klar, das sie sich niederlassen und Hausärztin werden möchte. „Mir hat damals schon an der Allgemeinmedizin besonders gefallen, dass Patienten langjährig betreut werden und nicht nur für drei Tage auf Station im Krankenhaus sind“, erklärt die junge Ärztin, heute bereits im 5. Weiterbildungsjahr in der Allgemeinmedizin.

Grüßner war gleichzeitig eine der ersten Studierenden, die ein Stipendium der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt (KVSA) in Anspruch genommen hat. Zu sehr festgelegt, hat sie sich dadurch nicht gefühlt. Und auch jetzt will es die Mutter von zwei Kindern in Sachen Niederlassung langsam angehen lassen – als angestellte Ärztin im ambulanten Bereich. Die Ärztin hat bereits eine Zusage in der Gemeinschaftspraxis, in der sie auch schon 1,5 Jahre Weiterbildung absolviert hat, als angestellte Ärztin in Vollzeit arbeiten zu können. „Ich möchte erst einmal in einem Team noch mehr Erfahrungen sammeln, bevor ich eventuell eine eigene Praxis übernehme“, erklärt sie. Das sollte dann aber auch eine Gemeinschaftspraxis oder eine Praxis mit angestellten Ärzten sein, denn der Austausch mit den Kollegen ist ihr sehr wichtig. Und ihre Pläne reichen sogar schon weiter: „In der Praxis kann ich auch die Weiterbildung in der Diabetologie machen. Nach sechs Jahren Weiterbildung bin ich dann hoffentlich Fachärztin für Allgemeinmedizin mit der Zusatzbezeichnung Diabetologie“, erläutert sie.

Ähnliche Ziele hat Christopher Carpentier. Er ist Student der Martin-Luther-Universität (MLU) in Halle/Wittenberg. Carpentier ist zwar erst im 6. Semester, interessiert sich aber bereits für den Beruf des Hausarztes und nimmt deshalb an der „Klasse Allgemeinmedizin“ teil. Dieses Lehrprojekt seiner Fakultät, das gezielt auf eine spätere Tätigkeit als Hausarzt vorbereitet, gibt es seit dem Wintersemester 2011. Pro Semester genießen 20 Studierende quasi eine „duale Ausbildung“. Sie haben mit dem 1. Studientag einen Mentor, einen Hausarzt aus Sachsen-Anhalt, zugelost bekommen, der während des gesamten Studiums ihr Ansprechpartner ist und bei dem sie arbeiten. „An diesen Praxistagen habe ich die Möglichkeit, mein frisch erlerntes Wissen aus der Uni in der Praxis anzuwenden. Außerdem lerne ich natürlich auch viel dazu, sowohl im Patientengespräch als auch in den ärztlichen Fertigkeiten“, erklärt der Student. Sein Mentor ist Dr. med. Peter-Hendrik Herrmann, Hausarzt in Zahna, einer Gemeinde von etwa 3 800 Einwohnern im Osten Sachsen-Anhalts. „Er nimmt sich viel Zeit, um meine Fragen zu beantworten und mir nützliche Tipps für den Alltag mitzugeben, sodass ich von den Praxistagen enorm profitiere.“

Aber nicht nur der Student, sondern auch der Mentor ist begeistert: „Ein interessanter Aspekt liegt für den ausbildenden Arzt beim Nachfragen und dem Hinterfragen der eigenen Tätigkeit. Man wird aufgefordert, sein Tun zu erklären“, sagt Herrmann. Mentor sei er sehr gern. „Die beste Referenz ist heutzutage der zufriedene und begeisterte Landarzt selbst“, berichtet der Hausarzt.

Quelle: Deutsches Ärzteblatt Medizin Studieren, Heft WS 2016/17, S. 26.

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