DIABETES MELLITUS - Besorgniserregende Entwicklungen

Weil der Zucker nicht mehr ausreichend in die Zellen gelangen kann, um dort eingesetzt zu werden, wo er gebraucht wird, leiden die Patienten oft unter allgemeiner Schwäche und Antriebslosigkeit. Das ist beim Typ-I-Diabetes besonders ausgeprägt, da ja hier so gut wie gar kein Insulin mehr produziert wird. Betroffene verlieren Gewicht, werden lustlos und fühlen sich abgeschlagen. Weil auch dem Immunsystem Glukose fehlt, steigt die Infektanfälligkeit der Patienten.

Das ist eigentlich erst mal widersinnig, denn die Zuckerkrankheit wird ja mit einem Zuckerüberschuss in Verbindung gebracht. Aber denken Sie daran: Neben diesem Überschuss liegt eben auch eine Umverteilungsstörung vor – da, wo er gebraucht wird, nämlich in der Zelle, kommt der Zucker nicht an. Außerdem klagen Patienten oft über relativ rasch einsetzende Sehstörungen, die aber in der Regel nach einer Absenkung des Blutzuckerspiegels wieder verschwinden. Der Grund hierfür hat auch wieder mit der osmotischen Konzentration des Blutes zu tun, das dadurch speziellen Strukturen im Auge Wasser entzieht und sie so in puncto optischer Genauigkeit verändert. Nicht verwechseln sollte man diese Art der Sehstörungen mit denen, die als Langzeitfolgen auftreten. Die gehen nämlich nicht mehr weg und haben eine andere Ursache. Im schlimmsten Fall kann ein zu hoher Blutzuckerspiegel sogar im Koma enden.

Die viel größere Gefahr geht von den Langzeitschäden aus, die der Zucker im Körper anrichtet

Aber all das sind nur die sogenannten Erstsymptome, also die, die als Folge eines relativ plötzlich erhöhten Blutzuckerspiegels auftreten. Die viel größere Gefahr geht von den Langzeitschäden aus, die der Zucker im Körper anrichtet. Und die sind in der Tat nicht zu unterschätzen und können bei entsprechenden Nebenerkrankungen und einer schlecht eingestellten Zuckerkrankheit fatal sein. Denn der Diabetes wirkt, wie Sie gleich sehen werden, als Beschleuniger für einen gefährlichen Teufelskreis. Neben den schon angesprochenen Problemen mit dem Immunsystem, die bei den Patienten immer wieder zu Infekten aller Art, insbesondere der Harnwege und der Haut, führen, greift der erhöhte Blutzucker vor allem die Gefäße und hier besonders die Arterien an. Und die sind ja bekanntlich überall.

Um einen besseren Überblick zu bekommen, können wir jene die Blutgefäße betreffenden Folgeerkrankungen des Diabetes in die der großen und der kleinen Gefäße sowie die der Nervengefäße unterteilen. Beginnen wir bei den Folgen des hohen Blutzuckers für die großen Gefäße des Körpers . Dazu zählen beispielsweise die Schlagader (Aorta) oder die Herzkranzgefäße. Diabetes befeuert deren Verkalkung, weshalb die Krankheit Herzinfarkte und alle Arten der Verkalkungserkrankungen wie Schlaganfälle oder auch die peripher arterielle Verschlusskrankheit, auf die wir später noch zu sprechen kommen, fördert und als ein großer unabhängiger Risikofaktor fungiert. Weil Diabetes denselben Effekt auf die kleinen Gefäße der verschiedenen Organe hat, wird deren Funktion nach und nach eingeschränkt. Speziell bei den Nieren ist das ein großes Problem, denn eine auf die Art und Weise eingeschränkte Nierenfunktion führt zu Bluthochdruck, was wiederum ein Risikofaktor für Gefäßverkalkungen ist und dementsprechend das Herzinfarkt- sowie auch das Schlaganfallrisiko erhöht. Die Krankheiten befeuern sich auf diese Weise selbst.

Wir haben vorhin schon über die Augen und deren Eintrübung als kurzfristige, aber umkehrbare Komplikation der Erkrankung gesprochen. Bleibt der Zucker im Blut dauerhaft stark erhöht, dann kommt es irgendwann auch zu unumkehrbaren Veränderungen der Augenfunktion, die man diabetische Retinopathie nennt. Grund hierfür ist das Verkleben der winzigen Augengefäße, die dann keinen optimalen Nährstoffnachschub mehr gewährleisten können.

Und das ist noch lange nicht alles

Jetzt zu den Problemen, die Diabetes an unseren Nerven verursacht. Um die zu verstehen, ist es wichtig zu wissen, dass Nerven, also dünne Fasern aus Nervenzellen, durch winzige Gefäße ebenfalls mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden. Auch diese klitzekleinen Gefäße nehmen durch den hohen Blutzuckergehalt enormen Schaden. Die Konsequenzen für den Betroffenen sind durchaus unangenehm. Durch die Unterversorgung der Nerven mit Nährstoffen kommt es nämlich zu einem fortschreitenden Funktionsausfall, der sich auf ganz unterschiedliche Art und Weise äußern kann. Häufig sind Blasenentleerungsstörungen und Impotenz . Aber auch Gefühlsstörungen in Armen und Beinen sind nicht selten. Der Klassiker ist hier ein Brennen der Beine, aufgrund dessen Betroffene oft beschließen, den Arzt aufzusuchen, für den dies letztlich der entscheidende Hinweis für die Diagnose Diabetes ist.

Ebenfalls bekannt ist der diabetische Fuß, der die Folge von Nerven- wie auch Gefäßstörungen ist. Durch eine reduzierte Gefühlsempfindung kommt es leichter zu Verletzungen und Fehlbelastungen. Die wiederum können wegen der schlechten Durchblutung und der eingeschränkten Abwehrlage nicht vollständig ausgeglichen und geheilt werden. Es entstehen Druckstellen und Geschwüre. Auch hier ist er wieder – der Teufelskreis.

Vielleicht war Ihnen die Gefahr, die mit der Zuckerkrankheit für Ihr Wohlbefinden und die Gesundheit einhergeht, gar nicht so bewusst. Oft unterschätzen Patienten die Krankheit, weil sie nicht unmittelbar tödlich ist wie beispielsweise einige Krebsarten und ernste Symptome erst relativ spät auftreten. »Ich habe Diabetes« – das klingt doch irgendwie nicht ganz so schlimm wie »Ich habe Krebs«, finden Sie nicht auch? Gebietet man dem erhöhten Blutzucker aber nicht Einhalt, dann können die Konsequenzen durchaus fatal und ebenso tödlich sein wie die von Krebs.

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