Wie Ärzte gesund bleiben

Probleme wie Unzufriedenheit, Burnout-Symptome und ein erhöhtes Selbstmordrisiko sind nicht nur bei US-amerikanischen Ärzten weit verbreitet. In der "Charter on Physician Well-being" geht es um eine gesunde Infrastruktur für Mediziner.

Wenn man viele Tätigkeiten fern der eigenen Spezialisierung verrichten muss, steigt die Frustration. | Fotolia/Pathdoc

Gesunde Ärzte können ihren Patienten am besten dienen. Eine sinnhafte Arbeit, gute Beziehungen zu den Patienten, positive Teamstrukturen und soziale Bindungen am Arbeitsplatz sind wichtige Faktoren für das Wohlbefinden der Ärzte. Daran erinnern Autoren um Colin West von der Mayo Clinic in Rochester, Minnesota, im Journal of the American Medical Association.

Allerdings seien Probleme wie Unzufriedenheit, Burnout-Symptome, „relativ hohe Depressionsraten“ und ein erhöhtes Selbstmordrisiko für Ärzte weit verbreitet. „Diese Probleme sind mit suboptimaler Patientenversorgung, geringerer Patienten­zufriedenheit, vermindertem Zugang zur Versorgung und erhöhten Gesundheitskosten verbunden“, schreiben die Autoren in der Rubrik „Opinion“ des JAMA. 


Sie haben daher eine Charta mit Leitsätzen und Schlüsselverpflichtungen entwickelt, um das Wohlbefinden von Ärzten zu fördern. Diese Charta umfasst drei große Abschnitte: den gesellschaftlichen Anteil, den Anteil der Organisation, in welcher die Ärzte arbeiten, und den individuellen Anteil. 

Gesellschaftlicher Anteil

„Politik und Regeln auf nationaler Ebene wirken sich auf das Wohlbefinden der Ärzte vor Ort aus“, heißt es in der Charta. Eine produktivitätsorientierte Vergütung erhöhe zum Beispiel die Anforderungen an die Dokumentation und die Arbeitsplatzstruktur des Arztes und trage so zu einem erhöhten Arbeitsaufwand und Verwaltungsaufwand bei. Richtlinien könnten aber auch die regulatorischen und dokumentarischen Anforderungen besser an die klinische Tätigkeit anpassen und übermäßige Verwaltungsarbeit reduzieren.

Anteil der Organisation, in der Ärzte arbeiten

Hier gehe es zunächst darum, sinnvolle Unterstützungssysteme für Ärzte zu etablieren. Dazu gehörten auch angemessene Übungsressourcen und Möglichkeiten, um das Tempo und den Umfang der Arbeit zu steuern. Technologische Innovationen könnten dazu beitragen, den Verwaltungsaufwand zu reduzieren. Entscheidend sei außerdem eine angemessene Personalausstattung, Regelungen für den Familienurlaub, Flexi­bilität bei der Freizeitgestaltung zur Berücksichtigung von Interessen und Pflichten außerhalb der Arbeit sowie die Integration der administrativen Zeit in den Klinikplan.

Darüber hinaus könnten Organisationen gesunde Entscheidungen fördern, indem sie gesunde Lebensmittel und Bewegungseinrichtungen am oder in der Nähe des Arbeitsplatzes bereitstellten und Anreize für die Teilnahme an Lifestyle-Initiativen schüfen, zum Beispiel an Fitnessprogrammen.

Eine besondere Rolle spielen laut der Charta die Führungskräfte innerhalb von Organisationen. Sie sollten der Gesundheit und dem Wohlbefinden von Ärzten in ihrem Team eine hohe Priorität einräumen, zum Beispiel indem sie Elemente des betrieblichen Gesundheitsmanagements etablierten. „Durch die Förderung von Möglichkeiten zur sozialen Vernetzung und gemeinsamen Entscheidungsfindung können Führungskräfte Engagement aufbauen und eine gesündere, produktivere Belegschaft entwickeln“, schreiben die Autoren der Charta. 

Gute Führungskräfte optimierten die Patientenversorgung, indem sie Ärzte und andere Teammitglieder in die Lage versetzten, die Arbeit zu verrichten, für die sie speziell ausgebildet seien. Teambasierte Trainings- und Community-Building-Aktivitäten bereicherten die interprofessionelle Zusammenarbeit. Darüber hinaus könnten Organisationen die Burnout-Gefahr für alle Mitglieder des Gesundheitsteams lindern, indem sie Personalmodelle entwürfen und Initiativen zur Prozessverbesserung einsetzten, um die Arbeitsbelastung den Erwartungen anzupassen und die Arbeits­intensität zu steuern.

Individueller Anteil

Wichtig sei, als Arzt auf Herausforderungen vorbereitet zu sein, die sich mit großer Sicherheit einstellen werden, zum Beispiel Todesfälle von Patienten und die Belastung durch menschliche Schmerzen und Ängste. Mediziner sollten bereits in ihrer Ausbildung Bewältigungsstrategien für solche Erfahrungen erlernen.

Auch während des Berufsalltags sollte psychologische Unterstützung möglich sein – als Mittel zur Unterstützung und Optimierung der ärztlichen Leistungen und nicht nur als Reaktion auf Krisen. „Üben und fördern Sie die Selbstpflege“, schreiben die Autoren weiter. Organisationen und Ausbildungsprogramme könnten entsprechende Ausbildungsmöglichkeiten und Ressourcen bereitstellen.

Quelle: Journal of the American Medical Association

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