Testlauf: Online-Videosprechstunde beim Hautarzt

Die Digitalisierung in der Medizin greift weiter um sich. Ein Projekt soll nun Wartezeiten beim Arzt reduzieren. Die Techniker Krankenkasse (TK) und der Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD) starten ein bundesweites Projekt zur Erprobung von Online-Videosprechstunden.

Videochat mit dem Hausarzt

Die Video-Konsultation soll Patienten Wartezeiten ersparen und die Wartezimmer leerer machen. | rocketclips - Fotolia

Patienten, die zur Eingangsuntersuchung bereits in der Praxis waren und dann einen Termin zur Nachkontrolle wahrnehmen möchten, können dies im Rahmen des Projektes zukünftig per Videokonsultation über PC oder Laptop erledigen – das spart den Weg in die Praxis sowie lange Wartezeiten; die Wartezimmer der Ärzte werden leerer. Für Mediziner wird es einfacher, einen Patienten zu betreuen, nachdem Diagnose und Therapie einmal persönlich besprochen worden sind. TK-Versicherte kommen ohne weitere Zuzahlung in den Genuss dieser besonderen fachärztlichen Leistung.

Die von TK und BVDD in Kooperation mit dem IT-Unternehmen Patientus gemeinsam entwickelte Online-Videosprechstunde stößt die Tür weit auf zu echter Telemedizin in der ambulanten ärztlichen Versorgung. Mit dem „Gesetz für eine sichere digitale Kommunikation und Anwendung im Gesundheitswesen (E-Health-Gesetz)“ hat der Gesetzgeber beschlossen, dass zum 1. Juli 2017 erstmals eine Videosprechstunde in die Regelversorgung der gesetzlichen Krankenversicherung aufgenommen werden soll. Auf der Basis eines zwischen TK und BVDD geschlossenen Versorgungsvertrages beginnt für die Versicherten der TK und die Dermatologen des BVDD die Zukunft schon heute. Die technische Umsetzung der Online-Videosprechstunde erfolgt mit der Web-Software von Patientus, die einen leicht zu bedienenden und sicheren Dialog zwischen Arzt und Patient ermöglicht.

Videotermin mit dem eigenen Arzt: Eine echte Fernbehandlung

„Anders als bei Videoberatungen mit Ärztecallcentern hat der Patient mit der Online-Sprechstunde die Möglichkeit, via Internet zu seinem eigenen Arzt in die Sprechstunde zu gehen – es handelt sich also um eine echte Fernbehandlung“, sagt Daniel Cardinal, Bereichsleiter Versorgungsinnovationen bei der TK. Die TK wolle mit diesem Pilotmodell eine Tür aufstoßen für den telemedizinischen Versorgungsalltag von morgen.

„Wir sind jetzt mit Hochdruck dabei, ein flächendeckendes Angebot aufzubauen. Die Teilnahme an der Videokonsultation ist für die rund 2700 vertragsärztlich tätigen Hautarztpraxen freiwillig. Aber wir haben bereits in der Testphase ein reges Interesse an diesem neuen Angebot bei unseren Mitgliedern wahrgenommen“, sagt Dr. Klaus Strömer. Der Hautarzt ist zugleich Präsident des BVDD und hat als einer der ersten Ärzte die Patientus-Software in seiner Praxis in Mönchengladbach bereits im Testlauf eingesetzt.

Persönlicher Arztbesuch nicht in jedem Fall ersetzbar

Selbstverständlich eigne sich das Gespräch via Bildschirm nicht in jedem Fall: „Besonders geeignet erscheint die Videokonsultation etwa, um eine Änderung in der Medikation zu besprechen. Oder zur Abklärung des Krankheitsverlaufs – beispielsweise der Wundheilung nach einer OP – wie überhaupt zur Überprüfung des therapeutischen Erfolgs oder für die Patientenschulung im Verlauf einer längeren Behandlung“, so Strömer. In solchen Fällen verordnet er jetzt die Video-Sprechstunde auf einem ausgedruckten Flyer und trägt dort den persönlichen Zugangscode und den Termin ein.

Und so funktioniert das System: Zum vereinbarten Online-Termin loggt sich der Patient mit seinem Laptop oder PC über die Webseite www.patientus.de/login mit seiner sechsstelligen Termin-TAN ein und gelangt in das virtuelle Wartezimmer. Auf der anderen Seite sitzt der Arzt an seinem Bildschirm und ruft nacheinander die Patienten in seine virtuelle Praxis. Damit niemand überrascht wird, zeigt ein Zähler die letzten zehn Sekunden an, bevor es losgeht. Nach dem Gespräch trennt der Patient die Verbindung, und der Arzt wendet sich dem nächsten Patienten zu. „Ärzte und Patienten benötigen keine zusätzliche Hard- oder Software. Ein PC oder Laptop mit Internetverbindung und einer handelsüblichen Webcam genügen“, sagt Patientus-Geschäftsführer Nicolas Schulwitz. „Die Video-Sprechstunde funktioniert direkt im Browser.“ Installationen oder besondere PC-Kenntnisse seien nicht notwendig.

Quelle: Berufsverband der Deutschen Dermatologen e.V., www.bvdd.de

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