Zunächst lief es bei Marhoefer auch "normal". Er studierte Medizin an der Universität und hatte dann die Klinikkarriere als Arzt vor Augen. „Dann kam bei mir jedoch die Sehnsucht nach der Welt dazwischen", sagte Marhoefer. Er konnte sich nicht vorstellen, sein Leben lang einzig in seinem Heimatland zu bleiben und entschloss sich daher, den Beruf mit seinem Fernweh zu verbinden.
„Vom Luxuskrankenhaus bis zum ärmlichen Haus ist in Südamerika alles dabei."
Zunächst war Marhoefer als Global Clinical Manager unterwegs, mit Stationen in Frankfurt, Europa, Afrika, Asien und Südamerika. „Um meine ursprüngliche Tätigkeit nicht komplett aus den Augen zu verlieren, arbeitete ich, wenn ich mal zu Hause war, am Wochenende in Frankfurt als Notarzt", sagte Marhoefer. Als Leiter einer Business Unit Central Europe verschlug es ihn danach für einen längeren Zeitraum nach Wien. Danach ging es als Projektleiter nach Sao Paolo in Brasilien. „Vom Luxuskrankenhaus bis zum ärmlichen Haus ist in Südamerika alles dabei", erklärte Marhoefer. In Deutschland unvorstellbar, stelle sich jeden Tag aufs Neue die Frage, ob man überhaupt operieren kann. Ist das Operationsbesteck scharf und steril?
Nach einer weiteren Station als Teamleiter Global Development in New Jersey, USA, und damit nach zehn Jahren im Ausland, kehrte Marhoefer zurück nach Frankfurt. Er hatte zuvor an der University of Wales den Master of Business Administration (MBA) gemacht, um einen besseren Einblick in die betriebswirtschaftlichen Zusammenhänge zu bekommen, und arbeitete dann als Leiter einer Business Unit an einem Krankenhaus in Frankfurt.



Nach dieser Station hatte der Weltenbummler „genug von großen Konzernen" und stieg als Chief Medical Officer in ein kleines Unternehmen im Biotech-Segment ein. Nachdem die Finanzierung des Projektes, an dem er arbeitete, jedoch scheiterte, gingen in dem kleinen Unternehmen die Lichter aus. Wieder musste Marhoefer sich neu orientieren. Er kehrte daher zurück in die Pharma-Industrie und wurde Vorstandsmitglied bei einem Unternehmen in München. Dort blieb er dann weitere zehn Jahre. Nach dieser Zeit wollte Marhoefer ohne das „Corporate Life" weitermachen, und ist seitdem selbstständig als Berater und Gutachter in München tätig.
Marhoefer sagt zusammenfassend, dass man als Ärztin bzw. Arzt in jeder Position gute Aussichten hat. „Ein Richtungswechsel ist immer möglich!" Als besonderes Kriterium für die Zukunft empfahl Marhoefer, sich mit der Digitalisierung zu befassen: „Schauen Sie sich einfach mal eine Programmiersprache an, das kann nicht schaden." Außerdem sollten Ärzte auch ein Personalführungsseminar besuchen und BWL lernen, um in diesen immer wichtiger werdenden Aspekten der ärztlichen Tätigkeit fit zu sein.
Quelle: Dr. Martin Marhoefer, MBA, München: „Richtungswechsel - Ungewöhnliche Karrierewege als Arzt". Operation Karriere-Kongress München, 20. Mai 2017.