"Wer Berater werden möchte, braucht dafür etwas positive Verrücktheit", sagte Peukert direkt zu Beginn seines Vortrags. Dabei warnte er gleichzeitig: Der Job sei kein Auffangbecken für frustrierte Mediziner, die schon eine längere klinische Karriere hinter sich haben und aus dem Klinikalltag aussteigen wollen.
In Bezug auf ein Zitat des Ex-Avis-Managers Robert Townsend räumte Peukert auch gleich mit einem gängigen Vorurteil auf: "Berater sind NICHT die Leute, die sich Ihre Uhr ausleihen, um Ihnen zu sagen, wie spät es ist und dann mit der Uhr abzuhauen". Häufig sei der externe Berater der letzte Strohhalm in einem Umfeld, in dem interne Problemlösungs-Versuche schon mehrfach gescheitert seien. Man müsse sich darauf einstellen, dass die Arbeitsbedingungen in so einem Umfeld alles andere als rosig sind. Manchmal werde der Berater auch als Mediator zwischen verschiedenen Interessengruppen innerhalb einer Klinik gebraucht.
Von Krisenmanagement bis zur Strukturplanung
Peukert zählte eine Reihe von Themen auf, die bei der Beratung von Krankenhäusern immer wieder eine Rolle spielen:
- Krisenmanagement
- Personalbemessung
- Qualitätsmanagement (QM)
- Outsourcing und Insourcing
- Organisationsanalysen
- Medizinische Strukturplanung
- Markt- und Wettbewerbsanalysen
- Risikomanagement
- Budgetierung
- Einkaufsmanagement
- Implementierung neuer Versorgungsformen
- Fortbildungen und Seminare
In der Krankenhausberatung seien meistens nicht die ganz großen Gesellschaften tätig. Das habe auch mit der dualen Leitungsstruktur der Kliniken zu tun: Häufig gebe es Konflikte zwischen der ärztlichen und der kaufmännischen Leitung eines Krankenhauses. Als Berater habe man dann auch eine moderierende Funktion. Dafür müsse man verstehen, wie die verschiedenen Akteure im Krankenhaus ticken – und zwar nicht nur die Ärzte, sondern auch die Manager in der Verwaltung oder die Pflegekräfte. Daher rekrutieren die Beratergesellschaften auch Mitarbeiter aus vielen verschiedenen Berufsfeldern – beispielsweise betriebswirtschaftlich interessierte Mediziner und Pharmazeuten, aber auch medizinisch interessierte Betriebswirte oder Sozialwissenschaftler.
Fachwissen, Berufserfahrung und Kreativität
Um ein guter Berater zu sein, zähle deshalb nicht nur das medizinische Fachwissen, sondern auch kaufmännisches Denken und Berufserfahrung im klinischen Bereich. "Ein Berater-Team, das nur aus 26-jährigen Uniabsolventen besteht, funktioniert im Klinikbereich nicht", verriet Peukert. Dabei sei auch eine gewisse Kreativität wichtig und die Fähigkeit, auch mal um die Ecke zu denken: Denn es gebe keinen Standard-Ablauf bei einer Beratung – jedes Projekt sei einzigartig.
Bei der Lohfert & Lohfert AG, bei der Peukert Vorstandsvorsitzender ist, bearbeiten die 52 Mitarbeiter derzeit 64 Projekte parallel – zum Beispiel :
- Erstellung einer Krankenhausplanung für ein Bundesland
- Erstellung eines Gutachtens für eine politische Institution zur zukünftigen Zentrenstruktur in Deutschland
- Sanierungsumsetzung für ein Universitätsklinikum
- Beratung einer Einkaufsgemeinschaft zu medizinisch-inhaltlichen Themen
- Komplette Digitalisierungsstrategie für einen überregionalen Klinikbetreiber
- Neustrukturierung des medizinischen Sachbedarfs für einen Klinikkonzern
- Medizinstrategie für ein Universitätsklinikum
- Personalentwicklungsstrategie Pflege für einen Maximalversorger
Für einen Arzt sei es zunächst merkwürdig, nicht mehr mit Patienten zu arbeiten. Aber daran gewöhne man sich schnell. Allerdings: Der Beraterjob ist für Menschen, die sich eine besonders gute Work-Life-Balance wünschen, nicht geeignet. Zwar gebe es keine Not- und Nachtdienste, dafür sei man viel im In- und Ausland unterwegs. "Beratung findet nunmal beim Kunden statt", kommentierte Peukert.
Quelle: Operation Karriere Hamburg, 14.06.2019,"Neue Wege – Ärzte als Berater", Dr. med., Dipl.-Wirtsch.-Ing. Jens Peukert, Vorsitzender des Vorstandes der Lohfert & Lohfert AG, Hamburg.