Kaffee gehört zu den beliebtesten Getränken überhaupt. Weltweit sollen jeden Tag 2,25 Milliarden Tassen konsumiert werden. Kaffee enthält nicht nur Koffein, das Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit steigert. Der Aufguss aus den gerösteten und gemahlenen Kaffeebohnen ist auch reich an Polyphenolen, Diterpenen und Antioxidantien, denen vielfältige positive Wirkungen auf die Gesundheit nachgesagt werden. Frühere Studien haben gezeigt, dass Kaffeetrinker seltener an Typ-2-Diabetes, Lebererkrankungen und Parkinson erkranken. Ein Kaffeekonsum war mit einem verminderten Leber- und Darmkrebsrisiko assoziiert und soll auch vor der Entwicklung von Depressionen schützen.
Vermindertes Sterberisiko
Es wundert deshalb nicht, dass der häufige Kaffeekonsum jetzt in zwei prospektiven Beobachtungsstudien aus den USA und Europa mit einem verminderten Sterberisiko assoziiert war.
Marc Gunter von der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) in Lyon und Mitarbeiter haben die Daten der EPIC-Studie (European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition) ausgewertet, die 521.330 Erwachsene aus zehn EU-Ländern unter anderem auch nach ihrem Kaffeekonsum gefragt hatte. Während einer Nachbeobachtungszeit von 16,4 Jahren waren 41.693 Teilnehmer gestorben. Kaffeetrinker waren etwas seltener betroffen. Für das Viertel der Teilnehmer mit dem höchsten Kaffeekonsum ermitteln Gunter und Mitarbeiter eine Hazard Ratio von 0,88 (95-Prozent-Konfidenzintervall 0,82 bis 0,95) für Männer und eine Hazard Ratio von 0,93 (0,87-0,98) für Frauen. Starke Kaffeetrinker unter den Männern haben demnach ein um 12 Prozent niedrigeres Sterberisiko, bei den Frauen mit hohem Kaffeekonsum kam es zu 7 Prozent weniger Todesfällen.
Die niedrigere Sterberate war in beiden Geschlechtern vor allem auf eine verminderte Zahl an gastrointestinalen Todesfällen (Hazard Ratio 0,41; 0,32-0,54, für Männer und 0,60; 0,46-0,78 für Frauen) zurückzuführen. Bei den Frauen gab es zusätzlich eine statistisch signifikante inverse Assoziation zu Todesfällen an Kreislauferkrankungen (Hazard Ratio 0,78; 0,68-0,90) und zu und zerebrovaskulären Erkrankungen (Hazard Ratio 0,70; 0,55-0,90). Todesfälle an Ovarialkarzinomen traten dagegen bei Frauen mit hohem Kaffeekonsum häufiger auf (Hazard Ratio 1,31; 1,07-1,61).
Interessant ist, dass die Assoziation in Ländern mit dem höchsten Kaffeekonsum (Dänemark 900 ml pro Tag) und dem niedrigsten Kaffeekonsum (Italien 92 ml pro Tag) nachweisbar war und auch von der Art der Zubereitung (Espresso in Italien, Filterkaffee in Deutschland) kaum beeinflusst wurde.
In einer Substudie mit 14.000 Teilnehmern, in denen Blutproben untersucht wurden, war ein höherer Kaffeeverbrauch mit besseren Leberwerten (Alkalische Phosphatase, Alanin-Aminotransferase, Aspartat-Aminotransferase, Gamma-Glutamyltransferase) assoziiert. Bei Frauen hatten die Kaffeetrinkerinnen auch niedrigere Werte für C-reaktives Protein, Lipoprotein (a) und den Blutzuckerlangzeitwert HbA1c.
Wie immer in prospektiven Beobachtungsstudien lässt sich eine reverse Kausalität nicht ganz ausschließen. Es bleibt möglich, dass Menschen aufgrund von Krankheiten die Freude am Genussmittel Kaffee verlieren.
Dieser Einwand gilt auch für die Auswertung der MEC-Studie (Multiethnic Cohort), die ein Team um Veronica Setiawan von der Keck School of Medicine in Los Angeles vorstellt. Die Kohorte begleitet eine Gruppe von 185.855 Amerikanern aus fünf unterschiedlichen Ethnien (Afroamerikaner, gebürtige Hawaiianer, japanische Amerikaner, Latinos und Weiße). Setiawan ermittelte ansatzweise eine Dosis-Wirkungs-Beziehung: Ein Becher Kaffee am Tag senkte das Risiko um 12 Prozent (Hazard Ratio 0,88; 0,85-0,91), bei zwei bis drei Bechern an Tag sank es um 18 Prozent (Hazard Ratio 0,82; 0,79-0,86), ebenso bei einem Konsum von mehr als vier Bechern am Tag (Hazard Ratio 0,82; 0,78-0,87).
Auch in der US-Studie bestanden die Assoziationen über die ethnischen Grenzen hinweg. Sie wurden sowohl für koffeinhaltigen, als auch für koffeinfreien Kaffee gefunden, weshalb laut Setiawan andere Inhaltsstoffe als Koffein für die protektive Wirkung vorhanden sein müssen. Kaffeetrinker starben seltener an Herzerkrankungen, Krebs, Atemwegserkrankungen, Schlaganfall, Diabetes und Nierenerkrankungen.