Interview: Von der Ambulanz über die Klinik zur eigenen Niederlassung

KARGER KOMPASS DERMATOLOGIE führte für die Rubrik "DermaCampus" ein interessantes Gespräch mit Dr. Anja Weber über die Arbeit an der Klinik, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und den Schritt sich mit einer Hautarztpraxis niederzulassen.

Dr. Anja Weber

"Ich persönlich habe in der Praxis und in der Klinik viel gelernt - beides ergänzt sich." | Dr. Anja Weber

Dr. med. Anja Weber begann ihre Facharztausbildung zur Dermatologin zunächst im ambulanten Bereich, da eine Teilzeitstelle in der Klinik zu Beginn ihrer Facharztausbildung als junge Mutter nicht möglich war. Ihre Doktorarbeit führte sie schließlich an die Universitätshautklinik Mainz, wo sie ihre Ausbildung beendete und anschließend mehrere Jahre arbeitete. 2015 fasste sie den Beschluss, sich niederzulassen und arbeitet seit September 2015 in einer Praxisgemeinschaft in Groß-Gerau. Für Karger Kompass lässt sie diese Entscheidung noch einmal Revue passieren, erinnert sich an Herausforderungen und reflektiert die Überzeugung, das Richtige getan zu haben.

Dr. Weber, Sie haben viele Jahre an der Klinik gearbeitet. Was hat Sie dazu bewogen, sich doch niederzulassen?

Während meiner Facharztausbildung hatte ich die Möglichkeit, sowohl Praxis- als auch Kliniktätigkeit mit allen Vor- und Nachteilen kennenzulernen. Nach meiner Tätigkeit in zwei verschiedenen Hautarztpraxen habe ich noch mehrere Jahre an der Universitätsklinik in Mainz gearbeitet. Letztlich habe ich mich für die Niederlassung entschieden, da ich den engen Patientenkontakt, insbesondere die Kontinuität in der Betreuung der Patienten besonders schätze. Meine Kliniktätigkeit war von besonderer Bedeutung, um alle dermatologischen Bereiche kennenzulernen und mich dann in einige Schwerpunkte vertiefen zu können. In meiner eigenen Praxis sehe ich die beste Möglichkeit, diese Spezialisierung umzusetzen und fortzuführen.

Warum haben Sie sich gerade für eine Praxisgemeinschaft entschieden?

In einer Praxisgemeinschaft hat jeder beteiligte Arzt seinen eigenen Kassensitz und arbeitet zunächst für sich. Die Räumlichkeiten und alle Einrichtungs- sowie medizinischen Geräte werden gemeinschaftlich genutzt, auch das Personal ist von beiden Ärzten angestellt. So kann jeder Beteiligte freier bzw. flexibler über die eigenen Arbeits- und Urlaubszeiten entscheiden. Mein jetziger Kollege und ich waren uns schnell einig, dass dies das für uns geeignete Arbeitsmodell ist. Da er schon länger in der Niederlassung arbeitet, hatte ich den großen Vorteil, jederzeit von ihm Hilfestellung bezüglich aller anfallender Verwaltungsarbeiten zu bekommen und auch eine Einarbeitung in die Praxissoftware sowie den Ablauf von Abrechnungen. Dies hat mir den Einstieg sehr erleichtert.

Wie bereitet man sich auf die Herausforderung einer Niederlassung vor? Gibt es handwerkliche Grundlagen oder wird man ins kalte Wasser geworfen?

Ohne Vorbereitung kann man nicht in die eigene Praxis starten. Eine Niederlassung bringt im Vorfeld viele Fragen und eine gute Planung mit sich. Das heißt, dass man sich zuerst einmal damit auseinandersetzen muss, wie man überhaupt eine kassenärztliche Zulassung erhält und was es für Regularien gibt, an die ein niedergelassener Arzt gebunden ist. Sobald man eine Zulassung von der zuständigen kassenärztlichen Vereinigung (KV) zugesprochen bekommt, wird man von den KV-Mitarbeitern beraten. Dort bekommt man die wichtigsten juristischen Aspekte erklärt. Auch in abrechnungsrelevanten Fragen erhält man Hilfestellungen.

Natürlich sind am Anfang sehr viele Begrifflichkeiten noch fremd und es braucht schon Eigeninitiative, sich darin einzuarbeiten und die jeweiligen Zusammenhänge zu verstehen. Darüber hinaus bieten verschiedene Firmen auch Kurse zur Gründung einer Praxis oder zur Niederlassung an. Natürlich ist eine Niederlassung auch immer eine finanzielle Belastung. Die Finanzierung muss gut geplant werden, und diesbezüglich sollten unbedingt Angebote von verschiedenen Banken eingeholt werden. Weiterhin muss entschieden werden, welches Praxismodell man eigentlich will, also ob Einzel- oder Gemeinschaftspraxis (Berufsausübungsgemeinschaft) oder eben die Praxisgemeinschaft.

In meinem Fall haben mein Kollege und ich uns von einem Fachanwalt für Medizinrecht beraten lassen und dann den Vertrag für die Praxisgemeinschaft ausgearbeitet. Das halte ich für unabdingbar, damit klare Verhältnisse herrschen, z.B. für den Fall, dass es doch einmal Differenzen geben sollte. Ein weiterer ganz wichtiger Aspekt der Niederlassung ist das Einholen verschiedener Angebote von Versicherungen für eine Berufshaftpflicht. Da gibt es sehr unterschiedliche Varianten mit unterschiedlichen Kosten. Darüber sollte man sich ausführlich informieren, bevor man eine Entscheidung trifft. Auch eine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall gibt es zunächst in der Selbständigkeit natürlich nicht, während die Miet-, Unterhalts- und Personalkosten bestehen bleiben. Hier stellt sich die Frage nach einer Krankentagegeldversicherung etc. Und nicht zuletzt muss gemeinsam mit dem Kollegen über die Praxisgestaltung an sich nachgedacht und diese entschieden werden: Welche Geräte will man zur Verfügung haben? Wo sollen sie stehen? Welche Praxissoftware nehme ich? In gewisser Weise wird man schon ein bisschen ins kalte Wasser geworfen, aber man kann sich, bevor man startet, gut vorbereiten.

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