Am ehesten berechtigt sind Bedenken bei dem Besuch eines Großevents im Stadion oder beim Public Viewing – denn hier entstehen selbstverständlich höhere Lärmpegel als im heimischen Wohnzimmer. Das Stade de France in Paris fasst zum Beispiel mehr als 81.000 Zuschauer, die ohrenbetäubenden Lärm verursachen können. Mit einem Schalldruckpegel von bis zu 131 Dezibel wurden Lautstärken gemessen, die bereits die Schmerzschwelle überschreiten. Diese für die Hörorgane unangenehme Geräuschkulisse kann ernsthafte Hörschäden oder gar einen Tinnitus hervorrufen. In extremen Fällen sind sogar Stoffwechselstörungen und dauerhafte Schäden möglich.
Die Öffentlichkeit scheint für die Problematik jedoch sensibilisiert, was eine repräsentative Umfrage des Bundesverbandes der Hörgeräte-Industrie (BVHI) zeigte. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer äußerten die Sorge, bei dem Besuch einer Sportveranstaltung einer Gefahr für die Schädigung des Gehörs durch einen Tinnitus oder ein Knalltrauma ausgesetzt zu sein. 29 Prozent fürchten einen Hörsturz.
Lärm entspricht Motorsäge oder Holzfräsmaschine
Dr. Jan Löhler, Direktor des Wissenschaftlichen Instituts für angewandte HNO-Heilkunde, empfiehlt einen Gehörschutz, um auf Nummer sicher zu gehen: „Während eines Fußballspiels beträgt die Lärmbelastung zwischen 92,6 dB und 97,3 dB. Das entspricht etwa dem Lärm einer Motorsäge oder einer Holzfräsmaschine. Eine solche Lärmexposition kann bei dauerhafter Einwirkung Gehörschäden verursachen und wäre an einem Arbeitsplatz ohne ausreichenden Gehörschutz nicht zulässig.“
Mit einem adäquaten Ohrenschutz steht dem EM-Vergnügen nichts mehr im Wege, auch nicht im Halbfinale und Finale, wo die Emotionen ihren Höhepunkt erreichen werden. Gehörschutz-Lösungen sind bei Hörgeräte-Akustikern in verschiedenen Standardvarianten oder individuell angepasst erhältlich. Gerade bei kleinen Kindern, die noch empfindlicher sind und ins Stadion mitgenommen werden, sieht man häufig Ohrschützer. Eine unauffälligere Variante für Erwachsene sind Ohrenstöpsel aus Schaumstoff, Silikon oder Kunststoff.
Quelle: Deutscher Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e.V., www.hno-aerzte.de