AKTIN-Notaufnahmeregister liefert Daten zur Pandemieforschung

Wissenschaftler der Universitäten Magdeburg und Aachen haben gemeinsam ein neues Register geschaffen, um die Daten von Notaufnahmen nutzbar zu machen. Davon profitieren vor allem das Robert-Koch-Institut (RKI) und der Öffentliche Gesundheitsdienst.

Notaufnahme des Universitätsklinikums Magdeburg | Universitätsklinikum Magdeburg

Wie viele Patientinnen und Patienten kommen täglich in die Notaufnahme? Wie dringend müssen sie behandelt werden und mit welchen Beschwerden haben sie die Notaufnahme aufgesucht? All diese Daten werden in dem neuen AKTIN-Notaufnahmeregister erfasst, das aus einem gemeinsamen Forschungsprojekt der Universitätsmedizin Magdeburg und dem Institut für Medizinische Informatik der Uniklinik RWTH Aachen entstanden ist. AKTIN steht dabei für "Aktionsbündnis für Informations- und Kommunikationstechnologie in Intensiv- und Notfallmedizin“.

Inzwischen sind 17 Notaufnahmen aus ganz Deutschland an das Register angeschlossen. Täglich werden so die Daten von mehr als 1.000 Patienten und Patientinnen anonym und dezentral erfasst. Anders als beim DIVI-Intensivregister sind die Daten daher nicht öffentlich einsehbar, sondern werden bei wissenschaftlichen Anfragen je nach Bedarf zusammengestellt.

Das Register steht in engem Austausch mit dem RKI: Seit Beginn der COVID-19-Pandemie können dadurch bundesweit aktuelle Daten zum Patientenaufkommen in Notaufnahmen erhoben werden. So kann genauer ausgewertet werden, wie sich das Infektionsgeschehen in einzelnen Regionen entwickelt. Mit diesen Daten erstellt das RKI jede Woche einen aktuellen Lagebericht zur Situation in den beteiligten Notaufnahmen. „Damit stehen dem öffentlichen Gesundheitsdienst und der Fachöffentlichkeit wertvolle aktuelle Daten zur Beurteilung der gesundheitlichen Lage der Bevölkerung zur Verfügung“, erklärt PD Dr. Linus Grabenhenrich, Leiter des Fachgebietes Forschungsdatenmanagement am Robert Koch-Institut. „In den Berichten konnten z. B. die sinkenden Patientenzahlen in den Notaufnahmen während der COVID-19-Pandemie eindrücklich dargestellt werden.“

Reichen die Beatmungsplätze der Kliniken aus, auch wenn immer mehr Menschen gleichzeitig an COVID-19 erkranken? Das ist derzeit die Sorge vieler Mediziner. Das DIVI-Intensivregister gibt tagesaktuell Auskunft.

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Das AKTIN-Register ist das Ergebnis einer sechs Jahre andauernden Projektförderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Das Projekt wurde mit insgesamt 4,4 Millionen Euro gefördert und konnte im November 2019 abgeschlossen werden. Das Register dient dazu, Routine-Daten aus der Patientenversorgung standardisiert und klinikübergreifend verfügbar zu machen. Erfasst werden dabei Daten, die in den Notaufnahmen sowieso schon erhoben werden: Vom Zeitpunkt, zu dem ein Patient in der Notaufnahme eingetroffen ist, über seine Beschwerden bis hin zur Entlassung aus der Notaufnahme.

„Das Register ist mit der Dokumentationssoftware der teilnehmenden Notaufnahmen verknüpft", erklärt Prof. Felix Walcher, Direktor der Klinik für Unfallchirurgie der Universität Magdeburg, "somit entsteht für das Personal kein zusätzlicher Aufwand.“ Die Daten werden dabei dezentral in den einzelnen Kliniken gespeichert, wie Prof. Rainer Röhrig Institut für Medizinische Informatik der Uniklinik RWTH Aachen ergänzt: „Mit der AKTIN-Infrastruktur können wir zeigen, dass mit einer dezentralen Datenhaltung in den Kliniken die gesellschaftlichen Interessen der Datennutzung, sowie die Interessen der Kliniken und vor allem die individuellen Interessen der Patientinnen und Patienten an Datenschutz und Datensicherheit in Einklang gebracht werden können." Das AKTIN-Notaufnahmeregister und die technische Infrastruktur basieren vollständig auf der Nutzung von internationalen Dokumentations- und sogenannten Interoperabilitätsstandards, sowie auf Open-Source Software.

Damit das Notaufnahme-Register möglichst effektiv funktionieren kann, wünschen sich die Initiatoren, dass sich künftig auch möglichst viele weitere Kliniken beteiligen.

Quellen und weitere Informationen: Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (19.6.2020), www.aktin.org

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