Ärzte ohne Grenzen: Humanitäre Hilfe in Krisengebieten

Humanitäre, medizinische Nothilfe in Krisen- und Kriegsgebieten, Sprachrohr für die Menschen und darüber hinaus eine spannende Erfahrung. Ärztin Katharina Totz erklärte beim Operation Karriere-Kongress in Frankfurt, was hinter der Organisation "Ärzte ohne Grenzen" steckt.

Katharina Totz von Ärzte ohne Grenzen spricht auf dem Operation Karriere Kongress in Frankfurt über humanitäre Hilfe in Krisengebieten

Das Hauptanliegen von „Ärzte ohne Grenzen“ beschrieb Katharina Totz (Foto) als humanitäre, medizinische Nothilfe in Krisen- und Kriegsgebieten. Zudem seien die dort eingesetzten Ärzte und das gesamte jeweilige Projekt auch als Sprachrohr für die leidenden Menschen zu verstehen – „denn viele Krisen werden medial nicht so stark begleitet oder geraten, je nachdem wie lange sie andauern, aus dem Fokus der Öffentlichkeit“, sagte Totz.

Die finanzielle und politische Unabhängigkeit und Unparteilichkeit sei eines der wichtigsten Prinzipien von Ärzte ohne Grenzen. Die Organisation finanziere ihre Einsätze zu 90 Prozent aus privaten Spenden, es stehen keine anderen Organisationen, Firmen oder Regierungen als Geldgeber im Hintergrund. „Außerdem werden die Kranken oder Verwundeten aller beteiligten Parteien versorgt, wir schlagen uns nicht auf eine Seite“, erklärte Totz. Diese Neutralität gelte selbstverständlich auch für Kategorien wie Geschlecht, Rasse und Nationalität – alle, die Hilfe benötigen, werden nach Möglichkeit versorgt.

Vielfältige Betätigungsfelder

Totz benannte die erbrachten Leistungen auch konkret, so zähle zu den Aufgaben von Ärzte ohne Grenzen die Basisgesundheitsversorgung (zum Beispiel in Flüchtlichgs- oder Vertriebenenlagern), die Behandlung spezieller Krankheiten (Ebola, HIV/Aids), die Versorgung mit sauberem Wasser bzw. die Errichtung sanitärer Anlagen, die medizinische Versorgung in Krankenhäusern, aber auch Ernährungsprogramme, Impfkampagnen sowie chirurgische und psychosoziale Programme.

Das internationale Netzwerk konzentriere sich dabei auf Regionen in Südostasien und Afrika, wo die meisten Projekte stattfinden, es umfasse aber tatsächlich Einsatzgebiete in der ganzen Welt.

Voraussetzungen für erfolgreiche Projekte

Die Voraussetzungen für die erfolgreiche Durchführung der Projekte seien ein funktionierendes Logistiksystem (Transport in ausreichender Schnelligkeit), qualifiziertes und motiviertes Personal sowie medizinisches und technisches Know-how. Ungefähr 50 Prozent der Mitarbeiter bei den Projekten seien Mediziner. Die Teams aus nationalen und internationalen Mitarbeitern vor Ort bestehen je nach Einsatz aus Ärzten, Pflegepersonal, Hebammen, Psychologen/Psychiatern, Apothekern, Laborfachkräften, Epidemiologen, Logistikern/Technikern, Personalkoordinatoren, Wasser- und Sanitärfachleuten sowie auch Finanzfachkräften und Administratoren. „Obwohl die Hauptaufgabe logischerweise die Patientenversorgung ist, muss die medizinische Versorgung auch organisiert werden“, sagte Totz.

Welche Voraussetzungen muss man erfüllen, um dabei zu sein? Die Approbation ist Pflicht, zwei Jahre Berufserfahrung sollte man mindestens mitbringen. Die Fähigkeiten, Prioritäten zu setzen und Initiative zu ergreifen seien genauso erforderlich, wie die Bereitschaft, als möglicherweise einziger Arzt vor Ort die medizinische Verantwortung für das Team zu übernehmen. „Je nach Einsatzgebiet ist Reise- oder Berufserfahrung eine gute Voraussetzung, vor allem für Entwicklungsländer. Aufgrund der Infrastruktur oder der politischen Situation im Einsatzgebiet muss man sich darauf gefasst machen, unter instabilen Bedingungen zu arbeiten“, erklärte Totz. Weitere Voraussetzungen: fließende Englischkenntnisse und eine Verfügbarkeit von mindestens sechs bis zwölf Monaten.

Die Phasen des Engagements

Wenn ein potenzieller Bewerber die Voraussetzungen erfüllt und einem Einsatz nichts im Wege steht, läuft dieser bei Ärzte ohne Grenzen so ab:

  • Erfolgreiches Bewerbungsgespräch
  • Vorbereitungskurs
  • Briefing zum Projekt
  • Einarbeitungsphase
  • Arbeit vor Ort
  • Evakuierung

Operation Karriere 21.02.2015, Frankfurt. „Weltweit im Einsatz – Ärzte ohne Grenzen“. Ärztin Katharina Totz.

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