Anlass war die Vorstellung des Positionspapiers „Digitale Transformation in der Medizin in Pandemiezeiten“.
Als Antwort auf die zahlreichen Herausforderungen im ärztlichen Versorgungsalltag habe es einen „Mindshift“ im Umgang mit digitalen Instrumenten gegeben, so Reinhardt. Auf Basis einer Analyse der gemachten Erfahrungen wolle man mit dem Positionspapier Lösungen und Perspektiven für die digitale Transformation der Medizin aufzeigen.
Technische Infrastruktur muss gewährlsietet sein
Generell könne diese aber nur gelingen, wenn auch die notwendige technische Infrastruktur aufgebaut und seitens der Politik die entsprechenden finanziellen Ressourcen eingesetzt würden. Um trotz der Einschränkungen in der Mobilität, der Kontaktverbote und weiterer Maßnahmen zur Reduktion von möglichen Infektionsketten „normale“ ärztliche Versorgung gewährleisten zu können, hätten Ärzte und Patienten digitale Hilfsmittel vermehrt nachgefragt und genutzt.
Reinhardt verwies darauf, dass beispielsweise die Videosprechstunde „erheblich intensiver“ in Anspruch genommen worden sei. Angesichts der über eine Infektionsketteneindämmung hinausgehenden Vorteile – unter anderem die Niedrigschwelligkeit oder auch die Ersparnis unnötiger Wege – stelle diese Form des Arzt-Patienten-Kontaktes ein „gutes Instrument“ für die Zukunft dar. Klar sei aber: Der Großteil ärztlicher Behandlungen erfordere auch künftig den persönlichen Kontakt.
Datenaustausch zwischen Ärzten hat noch Ausbaupotenzial
Insgesamt habe die Coronapandemie gezeigt, dass man von einem ungehinderten Informationsfluss entlang des medizinischen Versorgungsprozesses noch weit entfernt sei, betonte Peter Bobbert, Co-Vorsitzender des BÄK-Ausschusses „Digitalisierung der Gesundheitsversorgung“. Insbesondere der Datenaustausch zwischen verschiedenen ärztlichen Akteuren bereite Probleme.
Mittels einer sicheren Messenger-App zur innerärztlichen Kommunikation inklusive Identitätsmanagement für Ärzte könne man auf diesem Felde Verbesserungen erzielen – die BÄK biete bei der Entwicklung ihre Expertise an. Digitale Anwendungen sollten künftig in Testregionen evaluiert werden, so könnten sie laut Bobbert schneller in den Versorgungsalltag eingebunden werden und würden trotzdem unter realen Bedingungen getestet.
Alle sich im täglichen Gebrauch als sinnvoll bewährenden digitalen Anwendungen sollten dann dauerhaft in die haus- und fachärztliche Versorgung eingeführt werden, betonte Erik Bodendieck, ebenfalls Co-Vorsitzender des BÄK-Digitalisierungs-Ausschusses.
Das im Rahmen des Ausbaus der Telematikinfrastruktur (TI) nun erste medizinische Anwendungen der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) starten, sei eine gute Nachricht für die Patientenversorgung. Sowohl auf den Notfalldatensatz als auch den elektronischen Medikationsplan habe man lange gewartet.
Zugang zu medizinischem Wissen ausbauen
Mit Blick auf die Gefahr einer zweiten oder dritten Coronainfektionswelle in Deutschland spricht sich die BÄK in ihrem Positionspapier unter anderem dafür aus, flächendeckende Zugänge zu Videokonferenzmöglichkeiten sowie Telekonsilen zu schaffen.
Zudem müsse Ärzten ein besserer Zugang zu Wissensdatenbanken und aktuellen Forschungsergebnissen und Monitoringmöglichkeiten für ambulante Patienten ermöglicht werden. Und: Ärzteschaft, medizinische Fachangestellte und Angehörige der Pflegeberufe müssten für den Umgang mit digitalen Anwendungen qualifiziert werden.