Arbeiten für die Stadt Berlin: Öffentliches Gesundheitswesen

Klinik oder eigene Praxis? Das sind die Berufsmöglichkeiten für Ärzte, an die die meisten als erstes denken. Doch auch der öffentliche Gesundheitsdienst biete ein spannendes Betätigungsfeld, erklärte Dr. Nicoletta Wischnewski, Leiterin des Gesundheitsamtes Berlin-Charlottenburg/Wilmersdorf, beim Operation Karriere-Kongress in Berlin.

Nicht kurativ, sondern präventiv: Bei der Arbeit für das Gesundheitsamt gehe es vor allem darum, dass die Bürger gesund bleiben, erklärte Dr. Nicoletta Wischnewski vom Gesundheitsamt Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf. | Stefanie Hanke

Insgesamt ruhe die gesundheitliche Versorgung in Deutschland auf drei Säulen, erklärte Wischnewski: Neben der ambulanten und der stationären Versorgung gebe es auch noch die hoheitlichen Aufgaben, die vom Staat übernommen werden. Darunter fallen zum Beispiel die Versorgung von Menschen, die keine Krankenversicherung haben, aber auch die Prävention, die Gesundheitsberichterstattung und die Kontrollfunktion des Gesundheitsamtes.

Wischnewski erklärte nacheinander, welche vier Aufgabengebiete konkret in den Bereich des Gesundheitsamtes fallen:

  • Kinder- und Jugendgesundheitsdienst
  • Infektions- und Katastrophenschutz
  • Zentrum für sexuelle Gesundheit und Familienplanung
  • Sozial-psychiatrischer Dienst

Kinderschutz von Anfang an

Der Kinder- und Jugendgesundheitsdienst setze schon mit dem präventiven Kinderschutz der Allerkleinsten an, erklärte die Amtsärztin. So gebe es in Berlin für junge Eltern eine Vielzahl von Hilfsangeboten. Durch Besuche von Sozialarbeitern solle beispielsweise verhindert werden, dass die Kinder in eine Vernachlässigung rutschen. Für betroffene Eltern werde beispielsweise auch eine Schuldnerberatung angeboten. Anders als in Kliniken und in Arztpraxen gebe es beim Gesundheitsamt auch genug Zeit, um in Ruhe mit den Klienten zu sprechen.

Sind die Kinder etwas älter, trete das Gesundheitsamt bei den Kita- und Einschulungsuntersuchungen wieder in Erscheinung, erläuterte Wischnewski. Ziel sei es hier, die Entwicklung der Kinder zu begutachten und wenn nötig Förderung anzubieten. Die Daten aus den Untersuchungen werden dann anonymisiert für die Gesundheitsberichterstattung (GBE) genutzt.

Schutz vor Infektionskrankheiten

Eine weitere Aufgabe des Gesundheitsamtes sei es, meldepflichtige Erkrankungen zu dokumentieren und zu bewerten und wenn nötig Präventionsmaßnahmen einzuleiten, berichtete Wischnewski. Meldepflichtig sind beispielsweise Masern oder Windpocken, aber auch Tollwut oder Typhus. Durch die Meldepflicht solle es ermöglicht werden, Infektionsketten schnell zu erkennen und zu unterbrechen, um eine weitere Ausbeitung zu verhindern, erklärte die Amtsärztin.

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Daneben gehöre auch die Impfberatung vor Fernreisen und eine umweltmedizinische Beratung zu den Aufgaben der Gesundheitsämter, beispielsweise bei Schimmel in der Wohnung. Außerdem überwachen die Gesundheitsämter das Trinkwasser sowie das Badewasser in Schwimmbädern und anderen Badegewässern. Eine weitere Aufgabe ist die Hygieneüberwachung – beispielsweise in Restaurants oder Krankenhäusern.

Zentren für sexuelle Gesundheit und sozialpsychiatrischer Dienst

Allein in Berlin gebe es allein fünf Zentren für sexuelle Gesundheit, erklärte Wischnewski. Aufgaben seien unter anderem die gynäkologische Versorgung von nichtversicherten Schwangeren und Schwangerschaftskonfliktberatung, aber auch der Schutz der Bevölkerung vor sexuell übertragbaren Krankheiten. Dazu gehören unter anderem die anonymisierten HIV-Tests, aber auch Aufklärungskampagnen an Schulen oder in Bordellen.

Die vierte Aufgabe der Gesundheitsämter sei der sozialpsychiatrischer Dienst: Hier gehe es darum zu erkennen, wenn jemand sich selbst oder andere gefährde, erklärte die Amtsärztin. In diesem Fall könne das Gesundheitsamt eventuell eine Zwangseinweisung in die Wege leiten. Außerdem biete der sozialpsychiatrische Dienst Hilfe bei Betreuungen, der Suche nach geeigneten Therapien und der Wiedereingliederung in die Gesellschaft an. Ein wichtiges Feld sei es, den Betroffenen bei der Teilnabe an der Gesellschaft zu helfen.

Helfen, wenn es sonst niemand tut

Immer wieder tauchte in Wischnewskis Vortrag der Begriff der "subsidiären medizinischen Versorgung" auf. Was das bedeute, erklärte sie am Beispiel der Flüchtlingswelle im Sommer 2015: "Wir helfen, wenn es kein anderer tut". Zu den Aufgaben der Gesundheitsämter gehöre es in diesem Fall beispielsweise, die medizinische Erstversorgung der Flüchtlinge zu sichern.

"Wir suchen Menschen, die schon klinische Erfahrung haben – wir bilden aber auch selber aus", skizzierte Wischnewski den Weg in den öffentlichen Gesundheitsdienst. Dabei decke die Arbeit im Gesundheitsamt eine große Bandbreite von Fachgebieten ab:

  • Allgemeinmedizin
  • Pädiatrie
  • Psychiatrie und Psychologie
  • Hygiene und Umweltmedizin
  • Gynäkologie und Geburtshilfe
  • Zahnheilkunde

Ein weiterer Vorteil seien die geregelten Arbeitszeiten, die meistens freie Wochenenden und eine gute Work-Life-Balance ermöglichen.

Operation Karriere Berlin, 03.11.2018. "Öffentliches Gesundheitswesen – arbeiten für die Stadt Berlin", Dr. med. Nicoletta Wischnewsi, Amtsleitung, Öffentliches Gesundheitswesen und Allgemeinmedizin, Berlin.

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