Uni Mainz lehrt Crisis Resource Management im Schockraum

Ein neues Lehrkonzept der Uni Mainz bereitet Studierende des Fachbereichs Universitätsmedizin auf die besonders schwierige Versorgung schwerstverletzter Patienten vor. Unter dem Namen „Praktisches Jahr – Trauma-Team“ wird es gegenwärtig als Pilotprojekt in das Studium integriert.

Skillstraining im Schockraum

Beim Skillstraining im Schockraum steht die Kommunikation im Vordergrund: Dr. Sebastian Kuhn (r.) und Dr. Florian Jungmann (2.v.r.) mit den Medizinstudierenden Sam Khudor, Kolja Stienen und Lukas Schäfer sowie Nicole Großmann (als Patientin). | Foto: Thomas Böhme/Universitätsmedizin Mainz

Jahr für Jahr erleiden rund 35.000 Deutsche bei Unfällen schwerste, gleichzeitig erlittene Verletzungen an verschiedenen Körperregionen. Diese Menschen werden als Polytraumata bezeichnet und als lebensbedrohlich verletzt eingestuft.

Die Versorgung dieser Patienten gilt als große Herausforderung. Ärzte unterschiedlicher Fachdisziplinen sind in die Behandlung eingebunden. Die Universitätsmedizin Mainz hat ein Lehrprojekt ins Leben gerufen, das den Ärztenachwuchs in die Lage versetzen soll, in einer solchen Ausnahmesituation sicher zu handeln. Die angehenden Ärzte sollen im Team die richtigen Entscheidungen treffen können – zum Wohle des Patienten. 

Fit in 'Crisis Resource Management'

Ähnlich wie Luftfahrtpiloten sollten Ärzte die Grundsätze des Krisenmanagements – Crisis Resource Management (CRM) – beherrschen und üben, so die Zielsetzung der Mainzer Universitätsmedizin. CRM bezeichnet die Fähigkeit, Wissen und Fertigkeiten auch unter ungünstigen Bedingungen eines Notfalls in wirksame Maßnahmen im Team umsetzen zu können. 

„Wir trainieren diese Aspekte im Rahmen von Simulationen in den Echträumen, um eine Entscheidungsfindung in komplexen Situationen zu üben, eine Weitergabe kritischer Informationen sicherzustellen und eine optimierte interdisziplinäre Teamzusammenarbeit zu erzielen. Letzten Endes dient das dazu, die Prozessabläufe bei der Versorgung schwer- und schwerstverletzter Patienten sicherer zu machen“, so Dr. Sebastian Kuhn, Oberarzt am Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie und Initiator des neuen Blended Learning Curriculums.

Simulationsunterricht im Schockraum

Insgesamt basiert das neue Lehrkonzept auf drei Säulen: Vorbereitend erhalten die Studierenden im Rahmen von eLearning interaktive Fallbeispiele, um die medizinischen Inhalte und Fertigkeiten zu verinnerlichen. Dazu zählen unter anderem das Erlernen der körperlichen Erstuntersuchung nach dem ABCDE-Notfall-Schema und lebenssichernde Sofortmaßnahmen. 

Außerdem durchlaufen die Studierenden einen 12-stündigen Simulationsunterricht im Schockraum der Notaufnahme. Hierbei stehen unter anderem das Erlernen der klinischen Erstuntersuchung im Team und die Notfall-Sonographie als ein standardisiertes Vorgehen mit dem Ultraschall auf dem Programm sowie die zeitkritische Interpretation von Röntgen- und CT-Bildern.

Schließlich erfolgt eine vierwöchige klinische Rotation, mit dem Ziel, die geübten Fähigkeiten unter Aufsicht umzusetzen. 

Die drei Säulen des neuen Lehrkonzepts bedingen einander beziehungsweise ergänzen sich. Aspekte der Kommunikation im Team zu vermitteln, ist in jeder Phase des neuen 'Blended Learning Curriculums' zentraler Anspruch. Der Unterricht wird gemeinsam durch Mitarbeiter der Klinik für Anästhesiologie, der Klinik für Radiologie, dem Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie der Rudolf-Frey-Lernklinik gestaltet. 

Bei der Versorgung polytraumatisierter Patienten kommt es nicht nur auf medizinisches Know-how und technische Fertigkeiten der einzelnen Mitarbeiter an. Dort, wo Notärzte, Anästhesisten, Unfallchirurgen, Radiologen und Pflegekräfte Hand in Hand unter enormen Stressbedingungen arbeiten, ist die Zusammenarbeit im Team ein ganz entscheidender Faktor für den Behandlungserfolg. 

Effektive Kommunikation ist essenziell

Genau an dieser Stelle soll das neue Lehrkonzept im Praktischen Jahr des Medizinstudiums an der Universitätsmedizin Mainz ansetzen. „Um bei der Versorgung lebensbedrohlich gefährdeter Menschen im Team als Einzelner optimal zu funktionieren, ist besonders wichtig, dass man neben dem Wissen und den praktischen Fertigkeiten eine effektive Kommunikation beherrscht. Eine effektive Kommunikation zu vermitteln, ist der zentrale Baustein unseres neuen Lehrkonzepts“, so Dr. Kuhn und ergänzt: „Bislang zählten die 'Kommunikation in Krisensituationen' im Medizinstudium kaum zu den Lehrinhalten. Hier gab und gibt es Handlungsbedarf.“

„Auf dem schwierigen Feld der Behandlung schwerverletzter Patienten ist neben Kompetenz und Erfahrung auch die Fähigkeit, als Teamplayer zu agieren, fraglos wichtig. Hier wird dem neuen, in hohem Maße innovativen Lehrkonzept im Medizinstudium in Mainz eine Schlüsselrolle zuteil“, zeigt sich der Wissenschaftliche Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Univ.-Prof. Dr. Ulrich Förstermann, überzeugt. 

Quelle: Universitätsmedizin Mainz

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