Das Praktische Jahr (PJ) dauert insgesamt 48 Wochen und ist in drei Tertiale á 16 Wochen aufgeteilt. Zwei Tertiale sind vorgegeben und müssen in den Fachbereichen Innere Medizin und Chirurgie absolviert werden, eins der drei Tertiale kann nach persönlichem Interesse gewählt werden: das Wahlfach.
Was darf bzw. sollte man bei der Wahl der PJ-Stelle erwarten? Gute Lehrinhalte und eine gute Ausbildung. "Das klingt trivial, aber es gibt durchaus Unterschiede. Deshalb lohnt es sich, einige Aspekte im Vorfeld abzufragen", erklärte Philip Oeser, Ärztliche Redaktion bei der MIAMED GmbH aus Köln, auf dem Operation Karriere-Kongress am 5. Dezember.
Einige Universitäten bieten mittlerweile Logbücher an, an denen man sich bezüglich der Lernziele und Lerninhalte im PJ orientieren kann. Diese gelten sowohl für Unikliniken als auch für andere Lehrkrankenhäuser. Gibt es Rotationspläne und ggf. sogar einen Fortbildungsplan? An vielen Instituten gibt es einen PJ-Beauftragten, der ausschließlich für die Betreuung der PJler zuständig ist. Er beantwortet alle aufkommenden Fragen.
Wie viel kann man im PJ verdienen?
"Als Vergütung kann man maximal 597 Euro erhalten", sagte Oeser. Allerdings werde dieser Höchstsatz nur von den wenigsten Häusern tatsächlich gezahlt. Im Schnitt liege die Vergütung zwischen 200 und 400 Euro, manchmal bekomme der PJler auch gar nichts. Oeser: "Dafür werden häufig andere Leistungen angeboten, beispielsweise ein kostenfreies oder vergünstigtes Mittagessen oder die Möglichkeit, im Personalwohnheim unterzukommen und damit Kosten zu sparen."
Um den eigenen Fachfokus festzulegen, solle man die möglichen Interessen und Fertigkeiten überprüfen und nicht geeignete Alternativen ausschließen. Sich breit aufzustellen sei jedoch nie falsch, daher solle man auch im PJ nach links und rechts schauen.
PJ im Ausland
Was kann man sich von einem PJ im Ausland versprechen? Eine bessere Ausbildung und Vergütung sowie das Kennenlernen einer neuen Kultur und/oder Sprache seien die vorrangigen Ziele der meisten PJler, die außerhalb Deutschlands diesen Ausbildungsschritt absolvieren möchten. "Es ist hilfreich, frühzeitig zu planen, aber es können sich auch vor der PJ-Anmeldung spontan noch Möglichkeiten für ein Tertial im Ausland ergeben", sagte Oeser. Auch für die Karriereplanung sei die Auslandserfahrung ein wertvoller Gradmesser – kann ich mir vorstellen, in Zukunft auch im Ausland zu arbeiten?
Oeser skizzierte ein Worst Case- und ein Best Case-Szenario für das PJ
Worst Case:
- nur Blutabnehmen
- dadurch Visiten verpassen
- kaum/kein Patientenkontakt
- keine Ansprechpartner
- schlechte Stimmung
- keine Lehre
Best Case:
- eigene Patienten aufnehmen, vorstellen, betreuen
- in Diagnostik und Therapie eingebunden sein
- kompetente Betreuung, klare Ansprechpartner
- regelmäßige Fortbildungen
Kann man selbst beeinflussen, in welche Richtung das eigene PJ geht? PJler müssen selbstbewusst und reflektiert auftreten, sich aber auch trauen, "nein" zu sagen, wenn sie sich etwas nicht zutrauen, eine Tätigkeit ausüben sollen, die ihnen noch nicht beigebracht wurde, oder wenn Dinge an sie herangetragen werden, die mit dem eigentlichen Lehrauftrag nichts zu tun haben. Als PJler hat man keine Berechtigung, eigenständig Heilkunde auszuüben – mit der Blutentnahme, dem Lungenfunktions-Test und vielem mehr gibt es allerdings delegierbare Aufgaben, die jeder mitnehmen sollte."
Quelle: Tipps und Tricks für ein erfolgreiches PJ. Philip Oeser, Ärztliche Redaktion, MIAMED GmbH, Köln. Operation Karriere-Kongress Köln, 5. Dezember 2015.