Was haben Walter White aus "Breaking Bad" und Jon Snow aus "Game of Thrones" gemeinsam? Auf den ersten Blick nicht viel – bis darauf, dass sie beide Serienhelden sind. Und dass die ganze Welt sie kennt – eine Bekanntheit, die Schweizer Medizinstudenten Julia Cau und Arec Manoukian jetzt für ein Präventionsprojekt ausnutzen: Sie haben den Look von diesen und anderen Serien verwendet, um auf die Gefahren der Syphilis aufmerksam zu machen.
So gibt es neben Videos im Stil von "Game of Thrones" und "Breaking Bad" auch noch Clips, die auf "Friends", "Orange is the new black" und "Zurück in die Zukunft" anspielen. Seit vergangener Woche werden diese Videos unter anderem auf Monitoren in Genfer Bussen und Bahnen gezeigt, auch mehrere Kneipen und die Uni selbst unterstützen die Kampagne.
Aufmerksamkeit mit Kultserien wecken
Die Idee sei in einem Uni-Seminar entstanden, berichten die beiden Studenten auf der Webseite der medizinischen Fakultät der Université de Genève, auf der man sich auch die fünf verschiedenen Videos ansehen kann. Zu den Anforderungen des Kurses habe es gehört, ein Projekt zu entwickeln, das sowohl machbar als auch kreativ sei und das sich auf die Genfer Bevölkerung auswirken könne. Die Idee der beiden: Da sich sexuell übertragbare Krankheiten vor allem bei jungen Erwachsenen wieder stärker verbreiten, wollten sie die Aufmerksamkeit dieser Zielgruppe über bekannte Kultfilme und -serien erregen. So soll die Botschaft transportiert werden, die den Studenten am Herzen liegt: Die Syphilis ist wieder da. Arec und Julia hoffen nun, dass ihre Videos für viele ein Anlass sind, sich über die Krankheit zu informieren.
In der Schweiz ist die Syphilis tatsächlich auf dem Vormarsch: Von Januar bis Anfang Mai sind nach Angaben des Schweizer Bundesamtes für öffentliche Gesundheit 241 Neuerkrankungen gemeldet worden. Und auch in Deutschland sieht es ähnlich aus, meldet das Robert-Koch-Institut: 2017 wurden knapp 7.500 Fälle gemeldet. Besonders stark sind homosexuelle Männer betroffen, auch in den Großstädten Berlin und Hamburg erkrankten im Verhältnis zur Einwohnerzahl überdurchschnittlich viele Menschen.
Seit den 1980er Jahren hatte sich wegen der Gefahr durch HIV zunehmend Safer Sex durchgesetzt, durch den auch die sexuell übertragbaren bakteriellen Infektionen zurückgedrängt werden konnten. Seit 2010 steigen die Fallzahlen allerdings wieder kontinuierlich an. Den Experten vom Robert-Koch-Institut zufolge kann das damit zu tun haben, dass beim Sex unter Männern wieder häufiger auf Kondome verzichtet werde. Ähnliche Entwicklungen können in vielen Ländern international beobachtet werden.
Zwar kann eine Syphilis-Infektion durch Antibiotika geheilt werden. Damit es dazu aber gar nicht erst kommt, ist eine gute Prävention wichtig – vor allem eben durch Kondome und Safer Sex. Vielleicht tragen die "Syphilis is coming"-Videos aus der Schweiz ein Stück weit dazu bei, darauf aufmerksam zu machen.
Quelle: Université de Genève, Epidemiologisches Bulletin des Robert-Koch-Instituts (November 2018)