Liebes Krankenhaus,
heute gab es eine super spannende Operation. Ein dreijähriges Kind wurde mit Polydaktylie operiert. Es hatte an beiden Händen jeweils sechs Finger und an beiden Füßen sieben Zehen. Zuerst zählte der Anästhesist die Zehen, konnte es nicht glauben und zählte gleich nochmal. Dann war der Chirurg an der Reihe und übergab den Studenten dann das nochmalige Nachzählen. Und tatsächlich, auch das Röntgenbild konnte die sieben Zehen bestätigen. Und dann wurde operiert, schnipp schnapp Zehen ab. Und am Ende sah der Fuß ganz passabel mit seinen fünf Zehen aus (so einfach war die OP mit Schnipp Schnapp natürlich nicht, nach vier Stunden war erst ein Fuß fertig).
Als Belohnung ging es danach ins Konzert in eine wirklich urige russische Kneipe. An den Wänden hingen Bilder von Lenin, Marx und Che Guevara, im Radio lief Modern Talking rauf und runter. Und im Fernsehen war Eishockey zu sehen. Dafür war aber das Bier ganz passabel (Honigbier mit Kirschgeschmack, erst war ich skeptisch, aber es soll ja auch in Deutschland Regionen geben, in denen man eine Scheibe Zitrone aufs Hefeweizen legt...).
Naja, auf jeden Fall kam dann nach einer halben Stunde auch der „Konzertmeister“ und hat 50(!) kurze Lieder vorbereitet (der Abend soll sich ja schließlich auch lohnen). Und der Abend lohnte sich wirklich! Er spielte Lieder aus alten sowjetischen Filmen, und alle sangen mit (außer mir natürlich), dann Lieder aus Trickfilmen, russische Volkslieder und zum Schluss Rock, der in Russland sehr bekannten Band Kino.
Ich habe es sehr gemocht, mal ganz neue Lieder zu hören und ein Gruppengefühl zu erleben, das in Deutschland doch irgendwie seines Gleichen sucht (zumindest kann ich mir nicht vorstellen, dass die ganze Kneipe beim Spielen von Volksliedern fröhlich mitsingt und dann anfängt zu tanzen).
Fräulein Licht (24) studiert Medizin in Münster und hat Ende 2015 ihr Praktisches Jahr an der Klinik begonnen. Alle Blog-Inhalte beruhen auf den Erfahrungen der Bloggerin im PJ und geben nicht die Meinung der Redaktion wieder. Die Namen von eventuell vorkommenden Personen wurden geändert.