Liebes Krankenhaus,
heute wurde ich gerügt: Ich sehe nicht gut aus (also meine Kleidung). In Russland ist die Kleidung ein sehr wichtiger Bestandteil des Arztlebens. Alle tragen hier (wie in den USA) Scrubs und darüber einen Kittel. Ich hatte nur meinen Kittel mit und darunter eine normale Hose und Turnschuhe. Und das sah eben im Vergleich zu allen anderen nicht gut aus. Daher geht morgen eine Kollegin mit mir einen Scrub kaufen (entweder weil ich den super-duper Ausländerbonus habe, oder weil sie einfach nett ist und mir helfen will, mich hier wohl zu fühlen – und das fängt nun mal mit dem Aussehen an).
Heute war ich zum ersten Mal im russischen OP und der ist gar nicht so viel anders als ein deutscher OP. Vielleicht ein bisschen kleiner, aber sonst sehr ähnlich. Nur dass alle Chirurgen keine grünen Scrubs, sondern weiße Scrubs tragen ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Und die OP war auch interessant. Natürlich durfte ich erst mal nur zusehen, es war ja auch erst mein zweiter Tag. Aber sie machen hier schon krasse Hüftchirurgie (nicht nur eine neue TEP, sondern laparoskopische Implantationen von speziellen Schrauben usw.). Und der Operateur hat mir ein Info-Heftchen für Kinder auf Russisch mitgegeben, damit ich das mal lese. Naja, vielleicht wird das ja noch was mit mir und Russisch, abwarten.
Morgen soll ich dann auf jeden Fall einen Vortrag (zum Glück auf Englisch) halten, wie das Medizinstudium in Deutschland funktioniert, welches Gesundheitssystem wir haben und warum ich überhaupt hier bin.
Fräulein Licht (24) studiert Medizin in Münster und hat Ende 2015 ihr Praktisches Jahr an der Klinik begonnen. Alle Blog-Inhalte beruhen auf den Erfahrungen der Bloggerin im PJ und geben nicht die Meinung der Redaktion wieder. Die Namen von eventuell vorkommenden Personen wurden geändert.