Öffentlicher Gesundheitsdienst: Studis unterstützen Gesundheitsämter

Kontaktnachverfolgung, Coronatests, Information der Bevölkerung: Die Freiwilligenbörse „Studis4ÖGD“ vermittelt Studierende an Gesundheitsämter. Wir sprachen mit Theresa Krüger, bvmd-Bundeskoordinatorin für Public Health, und Lucas Thieme, Präsident der bvmd.

Lucas Thieme ist Präsident der bvmd. Er studiert im achten Semester Medizin in Essen und arbeitet seit März 2020 im Gesundheitsamt. Theresa Krüger ist Bundeskoordinatorin für Public Health und im Vorstand der bvmd. Sie studiert im neunten Semester Medizin in Aachen. | bvmd

Studis4ÖGD – was ist das?

Theresa Krüger:
Der Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD) hat Studis4ÖGD zusammen mit der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd) ins Leben gerufen – um Studierende an Gesundheitsämter zu vermitteln und das Personal dort in der COVID-19-Pandemie zu unterstützen. Zunächst war die Börse nur für Medizinstudierende gedacht, inzwischen können sich auch Studierende anderer Fachrichtungen einbringen.

Welche Aufgaben übernehmen Studierende im Gesundheitsamt?

Lucas Thieme:
Die Aufgaben variieren von Gesundheitsamt zu Gesundheitsamt. Wir unterstützen zum Beispiel die Nachverfolgung der Kontaktpersonen, fungieren als Ansprechpartner in Telefonhotlines und betreuen Menschen in Quarantäne. Vereinzelt gibt es die Möglichkeit, bei entsprechender Vorerfahrung eigenständig kritische Einrichtungen wie Krankenhäuser oder Alten- und Pflegeeinrichtungen zu betreuen.

Wie werden Sie auf diese Tätigkeit vorbereitet?

Lucas Thieme:
Der BVÖGD hat Schulungsunterlagen wie Podcasts und Videos erstellt. Selbstverständlich wird man auch vor Ort durch Kollegen geschult und über die Tätigkeit hinweg eng begleitet.

Ist der Einsatz im Gesundheitsamt nur für Personen gedacht, die später im Öffentlichen Gesundheitsdienst arbeiten möchten?

Theresa Krüger:
Nein, der Einsatz in den Gesundheitsämtern ist offen für alle Studierenden, die in der Pandemiebekämpfung sinnvoll unterstützen möchten – unabhängig von ihrem Interesse am Öffentlichen Gesundheitsdienst als künftigen Arbeitgeber. Aber die Arbeit in einem Gesundheitsamt während einer solchen Ausnahmesituation bietet einzigartige Einblicke und vermittelt Fähigkeiten in Ausbruchsmanagement, Epidemiologie, Kommunikation und Teamarbeit zwischen den vielfältigsten kommunalen und überregionalen Akteuren.

Vor zwei Wochen hat der Medizinstudent Amandeep Grewal die Facebook-Gruppe „Medis vs. COVID-19“ gegründet, um Studierende und Kliniken zusammenzubringen. Aus der Gruppe, die schon mehr als 20.000 Mitglieder hat, ist auch die Plattform "match4healthcare" hervorgegangen.

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Wie lange arbeiten die Studierenden im Gesundheitsamt und wie ist die Bezahlung?

Theresa Krüger:
Die Vertragsdaten sind erfahrungsgemäß sehr flexibel. Ein Einsatz kann von wenigen Wochen bis hin zu mehreren Monaten dauern. Auch die wöchentliche Arbeitszeit kann zumeist individuell abgestimmt werden. Der Verdienst wird basierend auf dem aktuellen Förderantrag zwischen 13 und 15 Euro Stundenlohn liegen.

Gibt es schon Rückmeldungen von Studierenden, die in den Ämtern im Einsatz sind?

Lucas Thieme:
Wir werden in naher Zukunft eine Plattform schaffen, durch die sich Studierende mit Tätigkeit im Gesundheitsamt vernetzen können. Die persönlichen Erfahrungsberichte, die uns bisher erreichten, waren jedoch durchweg positiv. Ich selbst arbeite seit März für das Gesundheitsamt in Essen und habe dort sehr gute Erfahrungen gemacht. Die neu erworbenen Fähigkeiten, Kenntnisse und Freundschaften sind nicht nur einzigartig, sie werden mich noch mein ganzes Leben begleiten.

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