Prof. Dr. Martin Christian Hirsch hat die Professur zum Jahresbeginn übernommen. Er gilt als einer der international führenden Experten im Bereich der KI. Hirsch soll die zentrale Rolle bei der weiteren Konzeption und dem Aufbau des „Zentrums für Digitale Medizin“ der Universität Marburg übernehmen. In diesem interdisziplinären Zentrum sollen künftig Wissenschaftler aus den Bereichen Medizin, Mathematik und Informatik gemeinsam neue Anwendungsmöglichkeiten für KI in der Medizin erforschen und entwickeln.
Das medizinische Fachwissen, das in den vergangenen Jahren schneller den je gewachsen sei, könne in seiner Gänze inzwischen nicht mehr erfasst werden, erklärt Hirsch. Der KI-Experte möchte dieses Wissen mit Hilfe von KI nicht nur erfassen, sondern durch Apps und Systeme für Ärzte und Patienten nutzbar machen: „Künstliche Intelligenz wird die Gesundheitsversorgung grundlegend verändern, indem sie Erkrankte bereits zuhause ohne Zeitdruck und mit viel Hintergrundwissen personalisiert berät, und danach in Praxen und Kliniken Ärzte bei Diagnose und Therapie aktiv unterstützt".
Ausbildung künftiger Ärzte im Fokus
Neben technologischen Fragen spielen dabei für Hirsch auch Ethik und Vertrauenswürdigkeit, Verantwortungs- und Zulassungsfragen sowie das Bild des Arztes in der Gesellschaft und die Ausbildung zukünftiger Ärzte eine wichtige Rolle. „Die Debatte um KI in der Medizin darf nicht nur eine technologische sein, sondern muss alle Facetten ärztlichen Handelns einschließen“, sagt Hirsch. Das gehe nur gemeinsam mit Fachleuten unterschiedlichster Disziplinen.
„Die neue Professur für Künstliche Intelligenz in der Medizin ist für die Philipps-Universität ein wichtiger Baustein im Zusammenwirken von technischer Innovation und gesellschaftlicher Verantwortung“, sagt Universitätspräsidentin Prof. Dr. Katharina Krause. „Mit dem Aufbau des Zentrums für Digitale Medizin beweist die Universität Marburg, dass sie auch in diesem Bereich der Digitalisierung bereit ist, eine verantwortungsvolle Vorreiterrolle einzunehmen.“
„Die Methoden der Künstlichen Intelligenz in der Medizin werden wissenschaftlich evaluiert und in der Hand von geschulten Ärztinnen und Ärzten und informierten Patientinnen und Patienten, zu einer noch besseren Medizin führen. Mit Martin Hirsch haben wir einen der internationalen Medizin-KI-Pioniere nach Marburg geholt. Gemeinsam wollen wir zum Aufbau einer Modellregion für KI-gestützte Gesundheit beitragen, bei der die Bürgerinnen und Bürger im Zentrum stehen“, erklärt Prof. Dr. Helmut Schäfer, Dekan des Fachbereichs Medizin der Philipps-Universität Marburg.
Hirschs Schwerpunkt: Kognitive Neurowissenschaft
Hirsch hat selbst an der Philipps-Universität Marburg Humanbiologie studiert und in Neurowissenschaften promoviert. Sein spezielles Interesse gilt dabei der kognitiven Neurowissenschaft, der Wissensrepräsentation durch semantische Modelle sowie Technologien zur Unterstützung menschlicher Entscheidungsfindung. Unter anderem hat er auch das Gesundheits- und Technologieunternehmen Ada Health gegründet, das die Gesundheits-App "Ada" entwickelt hat.
In Marburg wird das Thema "Künstliche Intelligenz" auch in anderen Bereichen groß geschrieben: So bietet die Philipps-Universität seit Frühjahr 2018 das so genannte "Robotikum" Marburger Schulen an, bei dem die Schülerinnen und Schüler die Funktionen humanoider Roboter kennenlernen und Erfahrungen mit künstlicher Intelligenz sammeln. Das Konzept wurde im Hochschulwettbewerb 2019 ausgezeichnet.