Medizinstudium: AWMF fordert Wissenschaftlichkeit als Ausbildungsziel

Alle Ärzte brauchen für ihren Alltag in Klinik und Praxis die Fähig­keit, wissenschaftliche Studien zu finden und zu bewerten. Daher hat die Arbeitsgemein­schaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) in einer Stellungnahme zum „Masterplan Medizinstudium 2020“ mehr Wissen­schaftskompetenz als Ausbildungsziel für alle angehenden Ärzte gefordert.

Studierende

Gerade für Mediziner ist wissenschaftliche Kompetenz wichtig | Kasto/Fotolia

„Alle Studierenden der Medizin benötigen eine grundlegende Wissenschaftskompetenz, auch diejenigen, die keine Promotion anstreben“, betonte Rolf Kreienberg, Präsident der AWMF. Das wissenschaftliche Grundverständnis und die Fähigkeit, selbstständig und kom­­petent wissenschaftliche Publikationen zu finden und zu bewerten, seien für die täg­liche ärztliche Praxis unverzichtbar.

„Leitlinien fassen zwar die verfügbaren Daten über die darin besprochenen Krankheiten zusammen und geben Hinweise zur rationalen Be­handlung, aber die Therapieent­schei­dung für den einzelnen Patienten muss immer indi­viduell durch den behandelnden Arzt erfolgen“, begründete Rolf-Detlef Treede, Vizeprä­si­dent der AWMF. Dies könne nur mit grundlegendem wissenschaftlichen Methoden­wissen erfolgen.

In ihrem Koalitionsvertrag von 2013 hatte die Bundesregierung die Ausarbeitung eines Masterplans „Medizinstudium 2020“ angekündigt. Nach einer Anhörung der Verbände im November 2015 hieß es im Sommer 2016, der „Masterplan Medizinstudium 2020“ sei ver­abschiedet. Bislang sind aber keine konkreten Inhalte bekannt. Dem Vernehmen nach soll der Masterplan vor allem das Fach der Allgemeinmedizin stär­ken sowie auf vermeint­liche Lösungen zur sogenannten Landarztproblematik abzielen. Die Positionen dazu, wie ein künftiges Medizinstudium aussehen muss, gehen weit aus­einander. Ein Streitfeld ist zum Beispiel die Landarztquote, die die Länder­minister befür­worten und die Studieren­den­vertreter ablehnen.

Gemeinsam mit der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd), dem Medizinischen Fakultätentag (MFT) und dem Verband der Deutschen Universitäts­kl­inika (VUD) hatte sich die AWMF bereits in einer gemeinsamen Erklärung im Mai 2016 besorgt darüber geäußert, dass es ohne eine Verankerung der Wissenschaftlichkeit nicht möglich sei, dass alle Studierenden der Medizin eine grundlegende Wissenschafts­kompetenz erwerben. „Der Umgang mit wissenschaftlich gewonnenen Erkenntnissen und den zugrundeliegenden Da­ten muss in regulären Unterrichtsveranstaltungen des Medi­zin­studiums eingeübt wer­den“, so Treede.

Zur ärztlichen Tätigkeit gehört auch das Forschen, beispielsweise im Rahmen einer me­di­zinischen Promotion oder Habilitation. Voraussetzung dafür ist eine Grundaus­bildung in der wissenschaftlichen methodischen Basis der medizinischen Fächer. „Der viel beklagte Nachwuchsmangel an forschenden Ärzten hat auch damit zu tun, dass Absolventen an­de­rer Studiengänge für diese Tätigkeit besser qualifiziert sind“, erläuterte Kreienberg.

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