Leichtigkeit bedeute nicht, alles durch eine rosarote Brille zu sehen, stellte von Cube gleich am Anfang klar. Wichtig sei, im Einklang mit den eigenen Bedürfnissen und Werten zu leben und zu arbeiten.
Welche Werte und Bedürfnisse das sind, ist natürlich individuell unterschiedlich. Deshalb ging es im Workshop auch stark um Selbstreflektion. Von Cube bat die Teilnehmenden, sich zunächst Gedanken über einige Fragen zu machen und sich selbst einzuschätzen.
- Wie leicht fällt es mir, Entscheidungen zu treffen?
- Wie hoch ist mein Stresslevel?
- Wie zufrieden bin ich gerade mit meinem Leben?
- Habe ich mich schon mit Persönlichkeitsentwicklung beschäftigt?
Bei der nächsten Frage: „Weiß ich schon, in welchem Fachgebiet ich später arbeiten möchte?" sollten sich die Teilnehmenden dann in Grüppchen entsprechend ihrer Vorstellungen zusammenfinden – eine Frage, die auch Austausch mit anderen nötig macht. Insgesamt gab es im Laufe des Workshops immer wieder die Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen.
Negative Glaubenssätze
Zum Beispiel zum Thema „Negative Glaubenssätze" – also Sätze, die vielleicht schon in Kindertagen einen Weg ins System gefunden haben (durch Prägung aus dem Umfeld, Überzeugungen der Eltern/Großeltern, Redensarten usw.) oder die irgendwann durch besondere Erlebnisse oder Lebensumstände entwickelt wurden und häufig irgendwann als Einschränkung oder negativ empfunden werden. Solche Glaubenssätze sind beispielsweise:
- Erfolg muss man sich hart erarbeiten.
- Lehrjahre sind keine Ehrenjahre.
- Die ersten Jahre muss man einfach erstmal überleben, dann wir des besser.
- Eine Familie und eine Karriere: Das kann nicht funktionieren.
- Wenn dir das zu viel ist, dann bist du einfach nicht stark genug.
- Pause können wir machen, wenn wir tot sind.
- Ich kann das nicht.
- Ich bin (noch) nicht genug.
- Ich werde nicht gesehen.
- Was mögen alle anderen denken, wenn ich das so mache.
- Ich muss etwas tun, um liebenswert zu sein.
Als erwachsener Mensch könne man selbst entscheiden, ob solche Sätze im eigenen Leben eine Rolle spielen sollen, erklärte von Cube. Wir hätten alle ganz grundlegend unterschiedliche Voraussetzungen und Möglichkeiten, aufgrund verschiedenster Prägungen, Geschichten, Themen und Gegebenheiten rund um unsere Ursprungsfamilien und Herkünfte. Und gleichzeitig könnten wir alle beschließen, nicht abzuwarten, ob sich Probleme oder Herausforderungen von selbst lösen, sondern könnten für unsere erfüllende, glückliche Perspektive losgehen. Gleichermaßen könnten im Coaching negative Glaubenssätze oder begrenzende Mechanismen gemeinsam aufgedeckt und mit Hilfe passender Tools – besonders im systemischen Kontext – deutlich abgemildert und häufig auch ganz gelöst werden. Man dürfe sich bewusst auch für den leichteren Weg entscheiden: „Gerade Ärztinnen und Ärzte haben oft viel zu geben und nehmen sich dabei zu wenig Raum für sich selbst", stellte die Referentin fest. Der Beruf lasse häufig nicht genug Zeit und Raum, um über die eigenen Bedürfnisse nachzudenken.
Von Cube selbst hat sich erst vor drei Jahren mit einer Praxis für systemisches Coaching selbstständig gemacht. Davor war sie lange in der PR-Branche tätig, zuletzt in der stellvertretenden Geschäftsführung einer Agentur mit einem rund 20-köpfigen Team. Zwischen Kommunikationsstrategien, Kundenberatung und dem Ziel, Marken, Menschen und Unternehmerinnen und Unternehmer zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen, war es für sie immer immens wichtig, ein harmonisches, sicheres Arbeitsumfeld zu kreieren, in dem Mitarbeitende mit ihren Stärken, Geschichten und Talenten gesehen werden und gleichzeitig mit Stress, weiter gereichtem Druck von Kunden oder Überforderung nicht allein fertig werden müssen. „Mich haben immer die Geschichten dahinter interessiert, wollte gern verstehen, warum Entscheidungen so oder so getroffen werden und habe zudem ganz sensible Antennen für Vibes in der Luft“, fasst von Cube zusammen. Mit diesen und vielen anderen Gedanken und Ansätzen hat sie schließlich beschlossen, sich noch fokussierter ihrem Herzensthema zu widmen, um schlussendlich einen größeren Unterschied zu machen. Heute hilft sie anderen dabei, ihr Leben und ihren Beruf im Einklang mit den eigenen Werten und Bedürfnissen zu gestalten, ein ganz authentisches ICH-Gefühl zu entwickeln und auszustrahlen und in Verbindung mit sich den individuell passenden Weg zu finden. Und das sei meistens nicht der, den man orientiert am Umfeld oder gar beeinflusst wähle. So begleitet sie mit einem stimmigen Mix aus liebevollem Anschwung und sicherem, feinfühligen Raum halten durch schwierige Situationen hin zu mehr Leichtigkeit.
Wofür stehst du?
Für eine individuell passende Work-Life-Balance, Arbeitsweisen und -Bedingungen dürfe man sich immer wieder neu entscheiden – für sich selbst. Fühle sich das Setup so stimmig an, könnten die eigenen Werte gelebt werden und was sagt das eigene Gefühl? Ganz oft seien es feine Nuancen, die einen großen Unterschied bedeuten können und sich immer wieder vor Augen zu führen, dass viele auch unveränderbar erscheinende Aspekte nicht als gegeben angesehen werden müssen und dass vieles davon in einem selbst entstehe, biete viele Möglichkeiten. Abgrenzung klinge immer gleich so groß – aber ein „nein“ auszusprechen bedeute im gleichen Atemzug immer auch ein „ja“ zu sich selbst und könne somit äußerst heilsam sein.
Als ersten Schritt ermunterte die Referentin die Teilnehmenden, eine Bestandsaufnahme des aktuellen Arbeitsalltag zu machen und sich darüber auszutauschen:
- Wie fühlt sich das Umfeld an? Unterstützend / motivierend / bremsend / toxisch
- In welchem System arbeite ich?
- Kann man achtsam im Arbeitsalltag sein?
- Können feste Routinen in den Arbeitsalltag integriert werden?
- Wie sieht das individuelle Belastungsbarometer aus?
- Gibt es Raum für Pausen, und um sich um die mentale Gesundheit zu kümmern?
- Wie fühlen sich Team / Hierarchieebenen an?
Dabei ist die Ausgangslage für jeden und jede individuell unterschiedlich. Warum man so reagiert, wie man reagiert, ist von verschiedenen Faktoren abhängig:
- Die eigene Geschichte
- Unterschiedliche Resilienz-Fähigkeit: Was einen total stresst, ist für den anderen vielleicht kein Problem
- Unterschiedliche Mikro- und Makrosysteme, die in uns und um uns wirken
- Verschiedene Job-Profile, Teams und Umfelder, in denen wir unterwegs sind
- Vollkommen variable familiäre Geschichten und Umstände
- Einzigartige Gefühlswelten
Wer sich darüber bewusst werde und das Leben entsprechend gestalte, gewinne dadurch automatisch mehr Leichtigkeit, erklärte von Cube. Bei allen individuellen Unterschieden wünschen sich die meisten Menschen dasselbe, vermutete die Coachin: „Vermutlich ist das allen gleichermaßen wichtig: Etwas zu tun, dass die Entscheidungen zu uns und in unser Leben und zu unseren Werten passen".
Werte, Verbindungen, Warum?
Am Ende gab von Cube den Teilnehmenden Denkanstöße zu drei wesentlichen Aspekten:
- Was sind meine Werte? Wer weiß, was ihm / ihr wichtig ist, kann das entsprechend berücksichtigen. Reflektionsfragen: Wofür stehe ich? Was hat für mich absolute Priorität?
- Wie sieht mein Umfeld aus? Wenn wir uns von den Menschen und Strukturen in unserer Umgebung unterstützt und getragen fühlen, fällt der Alltag deutlich leichter als in einem toxischen Umfeld. Reflektionsfragen: Wie fühle ich mich, wenn ich an mein Umfeld denke? Habe ich in meinem Umfeld genug Raum, um auch an meine eigenen Bedürfnisse zu denken oder komme ich selbst dabei zu kurz?
- Warum tue ich das, was ich tue? Wer weiß, warum er etwas tut, kann diese Motivation auch im Arbeitsalltag stärker in den Fokus rücken. So entsteht das Gefühl, etwas Sinnerfülltes zu tun. Reflektionsfragen: Aus welchem Antrieb und mit welcher Idee bin ich einmal für meine Karriere losgegangen? Finde ich diese Idee noch in dem, was ich tue? Wie kann ich sie wieder stärker in den Fokus rücken?
Wer im Arbeitsalltag Leichtigkeit erleben wolle, müsse sich regelmäßig Zeit nehmen, um bei sich zu bleiben, in sich hineinzuhorchen und zu diesen Fragen zu reflektieren – aber auch, um sich mit anderen auszutauschen, gab die Referentin den Teilnehmenden mit auf den Weg. Dazu gehöre es auch, dem jeweiligen Gegenüber aufmerksam zuzuhören und wertschätzend Feedback zu geben.
Im Workshop hatten die Teilnehmenden Gelegenheit, das praktisch im Gespräch miteinander auszuprobieren. Die Denkanstöße werden bei einigen aber auch noch im Nachgang wirken, hofft von Cube.
Quelle: Workshop „Erfüllt erfolgreich – Wie alles viel leichter gehen kann", Carolin von Cube, Systemische Coach & PR- & Kommunikationsexpertin, Operation Karriere in Hamburg, 12. Mai 2023.
Carolin von Cube arbeitete nach ihrem Kommunikationsstudium zwölf Jahre lang in großen PR- und Kommunikationsagenturen. Dann setzte sie für ihr Herzensthema alles auf eine Karte. Nach Aus- und Weiterbildungen im Systemischen Coaching und Energiearbeit eröffnete sie ihre Praxis in Hamburg. Dort bietet sie individuelle 1:1 Coaching-Begleitung an, persönlich sowie virtuell, und begleitet Gruppen-Coaching-Prozesse in Onlinekursen. Weitere Infos: www.carovoncube.com.
Bild: © Urte Sturm Photography