Herbst-Winter-Depressionen treten, wie der Name schon sagt, in der kalten Jahreszeit auf, weil das Wetter auf das Wohlbefinden einen entscheidenden Einfluss hat. Im dunklen Norwegen ist die Zahl der Menschen, die an einem „Winter Blues“ leiden deshalb noch höher als in Deutschland. Im Frühling, wenn die Tage wieder länger werden, verschwindet diese saisonale Depression dann von selbst wieder.
Appetitlosigkeit kein Symptom
Anders als bei Depressionen haben Menschen mit einer Herbst-Winter-Depression Heißhungerattacken, daher ist eine Gewichtzunahme hier häufig eine Folge. Auch das Bedürfnis nach Schlaf ist bei einer Erkrankung kaum zu stillen. Wenn die eigene Antriebslosigkeit so groß wird, dass man den Alltag nicht mehr bewältigen kann, leidet man am „Winter Blues.“ Betroffen sind vor allem Menschen in der Lebensmitte, weil der Mensch darauf angelegt ist, im Winter mehr zu schlafen und mehr zu essen. Wenn man beruflich bedingt nicht in der Lage ist, länger im Bett zu bleiben, ist der Tag-Nacht-Rhythmus gestört, sprich: die Ausschüttung des bei Dunkelheit produzierten Hormons Melatonin ist zu hoch, während das natürliche Antidepressiva Serotonin in zu geringem Maße produziert wird.
Lichttherapie wirkt Wunder
Gegensteuern kann man, indem man Schlaf nachholt, zum Beispiel durch einen Mittagsschlaf. Oder man besucht die Wiener Spezialambulanz, wo die Patienten mit Licht therapiert werden. In Gebrauch sind hier weiße Leuchtstoff-Lampen mit einer extrem hohen Beleuchtungsstärke von 10 000 Lux auf einer Entfernung von einem halben Meter. Alternativ kann man draußen auch eine Stunde spazieren gehen, dann bekommt man auch bei trübem Wetter die gleiche Lichteinstrahlung. Licht tanken im Solarium hingegen bekämpft die vorübergehende Depression nicht, weil die Augen vor den schädlichen Strahlen mit Hilfe einer Brille geschützt werden müssen. Der Behandlungserfolg spricht für sich. Schon nach fünf Tagen wird bei sieben von zehn Patienten eine positive Wirkung bei einer täglichen Behandlung bemerkbar, so Dr. Pia Baldinger einer der Ärztinnen der Wiener Spezialambulanz.
Quelle: Süddeutsche Zeitung, Print; www.vienna.at