„Mit der Doktorarbeit generieren Sie neues Wissen", machte Kessen dem Publikum ihr Thema schmackhaft. Deshalb empfiehlt sie auch, nicht nur eine statistische Arbeit zu schreiben: „Das ist unter ihrem Niveau".
Dabei beginnt das Projekt „Doktorarbeit" mit guter Planung. Als erstes sollte man sich selbst fragen: Wie viel Zeit habe ich dafür? Und kann ich die Doktorarbeit schon während des Studiums schreiben oder lieber erst danach? Für Kessen ist der beste Zeitpunkt direkt nach dem Physikum. Denn: Wer erst nach der Uni mit der Doktorarbeit anfängt, hat es schwerer, den Kontakt zum Betreuer oder zur Betreuerin zu halten.
Ein Thema und einen Betreuer finden
Und wie findet man ein passendes Thema? Doktorarbeiten werden nur in den seltenen Fällen ausgeschrieben, verriet Kessen. Meistens seien Promotionsprojekte Teile größerer Forschungsprojekte. Wer auf der Suche nach einem Thema ist, sollte sich also zunächst fragen:
- Welches Fach interessiert mich?
- Welcher Dozent oder welche Dozentin ist dafür zuständig?
- Was sind seine oder ihre Forschungsthemen?
Als nächstes sollte man die zugehörigen Paper lesen und im Seminar der entsprechenden Person durch gute Mitarbeit auf sich aufmerksam machen. Wer dann auf den Dozenten oder die Dozentin zugehe, mache direkt einen guten Eindruck.
Kessen wies darauf hin, wie wichtig eine gute Betreuung für den Erfolg der Promotion sei: „Es ist weniger wichtig, woran sie konkret forschen. Der gute Draht zum Betreuer ist das A und O". Und wie erkennt man einen guten Betreuer? „Wenn Sie das Gefühl haben, die Tür ist immer offen für Sie, ist das schon ein gutes Zeichen", erklärte Kessen. Auch wichtig: Wie viele Doktoranden betreut die Person gleichzeitig? Sind es mehr als zehn, besteht das Risiko, mit der eigenen Arbeit in der Masse unterzugehen. Und: „Mehr als 40 gehen gar nicht".
Sich nicht ausnutzen lassen
Das Problem: Weil für Forschungsprojekte Drittmittel angeworben werden müssen, sind die Dozierenden auf gute Doktorandinnen und Doktoranden angewiesen und nehmen daher gern möglichst viele auf. Dabei besteht immer die Gefahr, als kostenlose Arbeitskraft ausgenutzt zu werden. „Passen Sie deshalb gut auf sich auf und lassen Sie sich nicht zu unsinnigen Experimenten überreden, die Ihre Arbeit nicht weiterbringen!", mahnte Kessen.
In der Zusammenarbeit auch wichtig: Absprachen mit dem Betreuer oder der Betreuerin immer verschriftlichen und ihm oder ihr per Mail schicken. Denn mündliche Absprachen können schnell vergessen werden. Auch eine gute Idee: sich zu seinem Thema einen Expertenstatus aneignen und sich mit der zugehörigen Literatur vertraut machen. Das mache einen unentbehrlich für den Chef oder die Chefin.
Aber eine rechtzeitige Beschäftigung mit der Forschungsliteratur ist nicht nur aus diesem Grund wichtig: Häufig begegne sie Doktoranden, die erst spät damit anfangen, die wichtige Literatur für die Doktorarbeit zu lesen, erklärte Kessen. Das sei ein Problem, denn: So entgeht einem möglicherweise, dass es zum eigenen Thema schon eine wissenschaftliche Arbeit gibt. Im schlimmsten Fall müsse man dann noch ein neues Thema suchen.
Übrigens: Laut Kessen fängt fast jeder Medizinstudierende eine Doktorarbeit an, zwei Drittel werden fertig.
Quelle: Operation Karriere Köln, 22.10.2022, "Dr. med – wie man die Doktorarbeit meistert", Dr. Ursula Kessen, Leiterin des Graduiertenzentrums, Dekanat der Medizinischen Fakultät der Düsseldorf