Lange Zeit war ein Einser-Abitur die einzige Voraussetzung, um einen Studienplatz in Medizin sicher zu haben. Doch nach und nach ändert sich die Situation in Deutschland. Inzwischen nutzen 20 Universitäten, darunter München, Heidelberg und Tübingen, bei ihren Hochschulauswahlverfahren das Ergebnis des Tests für Medizinische Studiengänge (TMS) als Auswahlkriterium. Das sind etwas mehr als die Hälfte aller staatlichen Medizin-Universitäten in Deutschland.
Gerade hat die Universität Köln bekannt gegeben, dass auch sie zum Wintersemester 2016/17 den TMS einführt. "Als fachspezifischer Studierfähigkeitstest besitzt der TMS eine hohe Voraussagekraft für den Erfolg in medizinischen Studiengängen", begründet die Universität die Entscheidung. Doch was umfasst der TMS eigentlich?
Kein Abitur- oder Fachwissen abgefragt
Der Test besteht aus mehreren Untertests, in denen komplexe Informationen richtig interpretiert werden müssen. Die Bonner ITB Consulting GmbH, die die Tests konzipiert und auswertet – und auch Vorbereitungskurse anbietet – hat eine Informationsbroschüre mit Beispielaufgaben unterschiedlichen Schwierigkeitsgrads erstellt, wie sie auch in der Prüfungssituation vorkommen.
Eine Frage darin lautet "Die Grafik zeigt die prozentualen Anteile von Männern und Frauen an den im Jahr 1974 wegen eines Magengeschwürs (Ulcus) stationär behandelten Patienten verschiedener Altersgruppen. Welche Aussage ist aus den gegebenen Informationen ableitbar?" Es stehen fünf Antwortmöglichkeiten zur Auswahl. Auch wenn die Textaufgaben einen medizinischen oder naturwissenschaftlichen Bezug haben, wird kein Fachwissen vorausgesetzt – und auch kein Abiturstoff. Die Aufgaben können durch logische Schlussfolgerungen aus dem Text gelöst werden.
Eine andere Aufgabengruppe enthält mathematische Sachaufgaben. Wahrscheinlichkeitsrechnung, Differential- oder Integralrechnung benötigen die Prüflinge zur Lösung nicht, allerdings müssen sie die Mathematik-Inhalte der Mittelstufe beherrschen, dazu gehören das Umformen und Lösen von Gleichungen. Ein Großteil dieser Aufgaben erfordert den Umgang mit Formeln und physikalischen Gleichungen.
Konzentrations- und Merkfähigkeit werden getestet
Als Arzt ist es wichtig, sorgfältig zu arbeiten und sich gut konzentrieren zu können. Auch diese Fähigkeit wird in dem TMS geprüft. Dazu müssen zum Beispiel in Buchstabenreihen aus "u", "m" und "n" nur jene "u" markiert werden, die nach einem "m" stehen.
Weitere Bestandteile des Test zielen darauf ab, die Merkfähigkeit zu prüfen. So werden Figuren oder "Fallbeispiele" gezeigt, die man sich einprägen und später reproduzieren soll. Mit "Schlauchfiguren" werden die Genauigkeit der visuellen Wahrnehmung und das räumliche Vorstellungsvermögen getestet: Beispielsweise ist ein durchsichtiger Würfel abgebildet mit einem Kabel darin, der dann im nächsten Bild gedreht wurde. In welche Richtung er gedreht wurde, muss der Testteilnehmer richtig ankreuzen.
Anmeldefristen, keine Testwiederholung und Alternativen => Mehr dazu auf Seite 2