Die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd) forderte anlässlich des 124. Deutschen Ärztetages erneut die Politik auf, endlich das Medizinstudium zu reformieren. „Die Novelle der Approbationsordnung ist überfällig – sie passt das Medizinstudium von gestern an die Medizin von morgen an“, betonte bvmd-Präsident Lucas Thieme in seiner Videobotschaft zur Eröffnung des diesjährigen virtuellen Deutschen Ärztetages.
Finanzierungsvorbehalte und offene Fragen müssten umgehend geklärt werden, damit die neue Ärztliche Approbationsordnung noch in dieser Legislaturperiode verabschiedet werden könne. Für viele der Neuerungen im aktuell vorliegenden Referentenentwurf hätten die Ärzteschaft und die Medizinstudierende seit Jahrzehnten gekämpft, sagte Thieme.
Sie seien Bestandteile des Masterplans Medizinstudium 2020: Mehr Praxisnähe mit der konsequenten Ausrichtung des Studiums auf grundlegende ärztliche Fähigkeiten und Fertigkeiten, eine Aufwertung der ambulanten Medizin und die Berücksichtigung der Digitalisierung.
Keine Aufwandsentschädigung für PJ
Einen besonderen Fokus legte der bvmd-Präsident auf das Praktische Jahr (PJ). „Hier konnten wir den Anliegen der Studierenden mit zahlreichen Stellungnahmen, einem Aktionstag mit Demonstrationszügen in einigen Universitätsstädten und schließlich einer Petition mit mehr als 100.000 Unterzeichnenden Gehör verschaffen“, berichtete er.
Die Medizinstudierenden seien erfreut, dass im aktuellen Referentenentwurf zur Reform der Approbationsordnung den studentischen Forderungen nach einer Lockerung der Fehlzeitenregelung, nach PJ-begleitenden Lehrveranstaltungen, nach einem Zugang zu den Patientenverwaltungssystemen und nach einer klaren Verantwortlichkeitsstruktur weitgehend entsprochen wurde.
Durch großes Engagement sei es ferner gelungen, die pandemiebedingte Wiedereinführung des Hammerexamens in den meisten Bundesländern abzuwenden und die Wahlfreiheit im Praktischen Jahr zu erhalten sowie eine Ausnahmeregelung für COVID-19-bedingte Fehlzeiten im Praktischen Jahr durchzusetzen. Nicht geklärt werden konnte eine existenzsichernde, bundeseinheitliche Mindestaufwandsentschädigung, bedauert die bvmd. „Hier bleibt es unsere Aufgabe als angehende und verfasste Ärzteschaft, auch in Zukunft die Politik auf Trab zu halten“, sagte Thieme.
Noch zu wenig Aufmerksamkeit erhalten habe auch bisher die mentale Gesundheit von Studierenden der Medizin sowie Ärzten, erklärte Thieme. Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung sei sie stark eingeschränkt. „Eine Prävalenz von 30 Prozent depressiver Symptomatik und elf Prozent suizidaler Gedanken zeigt eine prekäre Situation, in der schon frühzeitig eingegriffen werden muss“, forderte der Medizinstudent aus Essen.
„Der Mai ist der Monat der Mentalen Gesundheit, und wir bitten Sie - nutzen Sie die Chance, darauf aufmerksam zu machen und schaffen Sie Strukturen wie die Möglichkeit zur psychologischen Beratung für Ärztinnen und Ärzte sowie Studierende.“