Marburger Bund-Umfrage: Studierende gegen PJ-Pflichtabschnitt Allgemeinmedizin

Das Interesse an einer Tätigkeit als Allgemeinarzt ist groß, eine stärkere Gewichtung des Faches Allgemeinmedizin im Studium ist nicht notwendig. Zu diesem Fazit kommt eine bundesweite Befragung unter 1.756 Medizinstudierenden des Marburger Bundes (MB), die dieser kürzlich vorstellte.

Arztpraxis

Rund die Hälfte der befragten Studierenden kann sich grundsätzlich eine Facharztausbildung auf dem Fachgebiet der Allgemeinmedizin vorstellen. | Robert Kneschke/Fotolia

Konkret gab etwa die Hälfte der Medizinstudierenden (49%) bei der Umfrage an, dass für sie nach dem Studium eine Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin grundsätzlich in Betracht käme. Dafür wünschten sie sich jedoch verbesserte Bedin­gungen, wie geregelte Arbeitszeiten, gute Verdienstmöglichkeiten und ein überschau­bares finanzielles Risiko.

"Keine Stärkung durch weitere Regulierungen"

„Das Fach Allgemeinmedizin genießt bei den Medizinstudierenden einen guten Ruf und gilt vielen von ihnen als persönliche Perspektive. Eine Stärkung des Fachs erwarten sie nicht von weiteren Regulierungen in der ärztlichen Ausbildung, sondern von einer Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Tätigkeit als Allgemeinarzt“, erläuterte Rudolf Henke, 1. Vorsitzender des Marburger Bundes, die Ergebnisse der Online-Umfrage. Diese führte das Institut für Qualitätsmessung und Evaluation (IQME) im Auftrag des MB in der Zeit vom 15. Dezember 2015 bis 24. Januar 2016 durch.

"Einzelkämpferdasein mit unsicheren finanziellen Bedingungen"

Über die Chancen und Risiken einer Niederlassung höre man während des Studiums nur sehr wenig, bemängelte Stefanie Weber, Vorsitzende des Sprecherrats der Medizinstudierenden im Marburger Bund. Viele ihrer Kommilitonen scheuten deshalb den Weg in die Selbständigkeit. „Ein Einzelkämpferdasein in eigener Praxis mit unsicheren finanziellen Rahmenbedingungen kann sich kaum einer der Medizinstudierenden vorstellen“, sagte Weber.

Ärztin in der Klinik

Einen "Mahnruf der Studierenden an die Politik" sprechen der Hartmannbund und die bvmd in einer Pressemitteilung aus. Beide Studierendenvertretungen kritisieren hauptsächlich die Regelung von Fehltagen, die Aufwandsentschädigung sowie die Regelungen zu Lehr- und Lernzeiten im PJ.

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Das Fach Allgemeinmedizin an sich und insbesondere die Lehre des Faches an den Universitäten habe indes mittlerweile einen guten Ruf, erläuterte die Studentin aus Göttingen. „In dieser Hinsicht können die Medizinstudierenden keinen Reformbedarf erkennen.“ Eine Stärkung des Fachs Allgemeinmedizin, wie sie im „Masterplan Medizinstudium 2020“ der Bundesregierung vorgesehen ist, treffe unter ihren Kommilitonen auf Skepsis.

Der MB-Umfrage zufolge halten drei Viertel (74%) eine stärkere Einbindung der Allgemeinmedizin in das Studium für nicht notwendig. Insbesondere lehnen sie zusätzliche Verpflichtungen, wie die jüngst von der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) erhobene Forderung nach einem Pflichtabschnitt Allgemeinmedizin im Praktischen Jahr (PJ) ab (86 %). Auch der Vorschlag einer obligatorischen Prüfung im Fach Allgemeinmedizin am Ende des Studiums wird von drei Viertel der Befragten (75%) verworfen. 

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