Studieren im Ausland: Einmal Currywurst gegen Tapas

Südeuropa ist ein beliebtes Ziel von Studenten. Aus gutem Grund. Das Medizinstudium macht bei Sonnenschein und relaxter Stimmung doppelt Spaß. So wie in Spanien.

Spanien

Südeuropa ist ein beliebtes Ziel von Studenten. Aus gutem Grund. | Pixabay

Barcelona, Madrid, Valencia – ein Aufenthalt in Spaniens Metropolen ist verlockend. Aber es gibt einen Nachteil: Jeder will hin. Als sich Ferdinand von der Groeben für sein ERASMUS-Austauschjahr bewarb, war seine Devise deshalb: flexibel bleiben. Ihm war es eigentlich egal, wo er in Spanien sein praktisches Jahr (PJ) verbringt. Hauptsache, er würde genommen. „Spanien hat mich als Land immer sehr interessiert. Auch die Sprache wollte ich lernen. Deshalb sollte es für das PJ unbedingt Spanien sein.“ Letztendlich war von der Groeben zehn Monate an der Universität von Valladolid. Sie ist eine von neun spanischen Universitäten, mit denen seine Heimatuni Bonn im Rahmen des ERASMUS-Programms einen Austausch anbietet.

Wer mit ERASMUS ins Ausland geht, hat einen großen Vorteil: Vom ersten Tag an bewegt man sich in einem dichten Netzwerk von Gleichgesinnten – und ist umgeben von viel Internationalität. „An der Uni waren Studenten aus Frankreich, Italien und Brasilien. Das war natürlich superinteressant“, erzählt von der Groeben. Das Multi-kulturelle während des Aufenthalts habe nicht nur seiner persönlichen Entwicklung, sondern auch seinem Umgang mit der spanischen Sprache gutgetan.

Fast ohne jede Spanischkenntnisse ins Land gekommen

Ein Sprachproblem hatte von der Groeben nicht. Dabei: Er kam fast ohne jede Spanischkenntnisse ins Land, belegte am Anfang des Aufenthaltes einen einmonatigen Intensivkurs. Ab dann hielt er es mit der Devise „learning by doing.“ Dass es zwischen der Mentalität von Deutschen und Spaniern große Unterschiede gibt, merkte von der Groeben selbst im Medizinstudium. Das strukturierte Lernen deutscher Studenten suchte er in Valladolid vergeblich. „Deutsche Studenten sind spitzenmäßig organisiert. Die Kurzlehrbücher, mit denen wir in Deutschland arbeiten, kennen die Spanier nicht. Sie machen sich Notizen in den Vorlesungen, die sie dann herumreichen. Das ist wirklich eine andere Art des Lernens und war zunächst eine Umstellung.“ Allerdings: Fauler als die Deutschen sind die Spanier deshalb nicht. Im Gegenteil: „Die Spanier gehen das Studium sehr konzentriert an, lernen viel. Das System ist noch verschulter als in Deutschland.“

Von der Groeben konnte das Studentenleben in Spanien etwas lockerer angehen lassen als die Spanier. Er wollte vor allem eins: breite Erfahrungen sammeln. „Ich finde, bei einem Austausch geht es um mehr als nur um reines Fachwissen. Auch kulturelle Aspekte spielen eine Rolle. Es ist insgesamt eine tolle Möglichkeit, sich persönlich weiterzuentwickeln.“ Die freie Zeit nutzte von der Groeben deshalb, um Land und Leute kennenzulernen. Von Valladolid aus besuchte er mit dem Auto – mit dem er nach Spanien gekommen war – interessante Städte wie Barcelona, Madrid, San Sebastián und Sevilla.

Von PJ-Erfahrungen sehr profitiert

Von den PJ-Erfahrungen profitiert von der Groeben sehr. „Bei der Arbeit in der Klinik ist es oft hilfreich, dass ich Spanisch und auch ganz gut Französisch spreche“, sagt von der Groeben, der inzwischen seinen Orthopädie-Facharzt in Düsseldorf macht. Auch an die Blockpraktika, die er in Pädiatrie, Gynäkologie, Psychiatrie und Innere absolvierte, hat er gute Erinnerungen: „Sie waren in Spanien sehr interessant, gut organisiert und lehrreich. Die Ärzte waren zudem sehr zugänglich und haben sich unheimlich viel Mühe mit den ERASMUS-Studenten gegeben.“

Von der Groeben war in Spanien, bevor das Land von der schweren Wirtschaftskrise hart getroffen wurde. Er erlebte viele Ärzte, die entspannt bei der Arbeit waren. In der Krankenhauskantine standen mittags oft Tapas auf dem Speiseplan. Dazu tranken die Ärzte auch mal ein Bier. „Das könnte aber auch alkoholfrei gewesen sein“, sagt von der Groeben. In jedem Fall sei die Atmosphäre im spanischen Klinikalltag sehr angenehm, freundschaftlich und fast schon fröhlich gewesen.

Krise auch am Gesundheitswesen nicht vorbeigegangen

Das ist heute in Spaniens Krankenhäusern oft anders. Die Krise ist auch am Gesundheitswesen nicht vorbeigegangen – denn das spanische Gesundheitssystem wird über Steuern und nicht wie in Deutschland überwiegend über Beiträge finanziert. Doch aufgrund der schwachen Konjunktur ist die spanische Staatskasse leer. Das spanische Gesundheitssystem ist überschuldet. Noch schlimmer: Um wieder schwarze Zahlen zu schreiben, setzt der spanische Staat überall den Rotstift an. Und macht dabei auch vor dem Gesundheitswesen nicht halt. Die Folge: Landesweit streiken Ärzte und Pflegepersonal, viele sehen die Gesundheitsversorgung der spanischen Bevölkerung ob der drastischen Sparmaßnahmen gefährdet. Grundsätzlich ist das Gesundheitswesen in Spanien regional organisiert, der Leistungskatalog in der Regel dünner als in Deutschland.

Von der Groeben hatte bei seinem Aufenthalt den Eindruck, dass das spanische System sich in den Grundzügen nicht groß vom deutschen unterscheidet – zumindest nach dem, was er am Universitätsklinikum mitbekommen hat. „Ich denke, die Grundversorgung ist in Ordnung. Auch die medizinische Ausstattung in der Klinik war dem ähnlich, was man aus Deutschland kennt.“

Für von der Groeben war der Studienaufenthalt in Spanien, eine „absolute Topzeit“. Er empfehle jedem Medizinstudenten, Erfahrungen im Ausland zu sammeln. „Es lohnt sich immer, über den Tellerrand zu schauen.“

Quelle: Dieser Artikel ist erschienen in Medizin Studieren 2/2013, S.10f

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