So ist das Medizinstudium aufgebaut – Dauer, Ablauf, Inhalte

Du möchtest Medizin studieren, weißt aber nicht genau, was dich eigentlich im Studium erwartet? Interessierte sollten sich mit dem Ablauf, Dauer und Inhalten des Medizinstudiums vertraut machen, denn sie haben einen langen Weg mit viel Wissen und schwierigen Prüfungen vor sich. Wir zeigen dir im Beitrag ganz einfach, wie der Studiengang aufgebaut ist und wie lange das Medizinstudium eigentlich dauert.

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Ist ein Medizinstudium das Richtige für mich? Bevor man sich dazu entscheidet, Medizin als Studienfach zu wählen, sollte man zuerst prüfen, ob man die entsprechenden Voraussetzungen erfüllt, und sich mit dem Aufbau und den Inhalten auseinandersetzen.

Ablauf des Medizinstudiums

Grundsätzlich ist das Medizinstudium in drei Abschnitte aufgeteilt und dauert zwölf Semester, also sechs Jahre (Regelstudienzeit). Die drei Abschnitte teilen sich wie folgt auf:

  • Vorklinik:
    • Dauer: 1.-4. Semester
    • Prüfung: 1. Abschnitt der ärztlichen Prüfung, mündlich und schriftlich (Physikum)

  • Klinik
    • Dauer: 5.-10. Semester
    • Prüfung: 2. Abschnitt der ärztlichen Prüfung, schriftlich (Hammerexamen)

  • Praktisches Jahr (PJ):
    • Dauer: 11.-12. Semester
    • Prüfung: 3. Abschnitt der ärztlichen Prüfung, mündlich

Diese Aufteilung bezieht sich auf den Aufbau eines Regelstudiengangs. Dem gegenüber gibt es noch den Modellstudiengang. Hier ist kein Physikum als Prüfung nötig, sondern ein über mehrere Semester erarbeitetes „Physikumsäquivalent“. Das Besondere am Modellstudiengang ist, dass Studierende andere Schwerpunkte in ihrem Stundenplan haben: Dazu gehört beispielsweise ein früherer Patientenkontakt, Lernen am Modell und im Krankenhaus sowie eine enge Betreuung beim praktischen Lernen durch Ärztinnen und Ärzte. Derzeit bieten folgende Universitäten einen Modellstudiengang an:

Aachen

Augsburg

Berlin

Bielefeld

Brandenburg

Dresden

Düsseldorf

Frankfurt a.M.

Göttingen

Hamburg

Hannover

Heidelberg

Köln

Oldenburg

Witten/Herdecke

1. Abschnitt: die Vorklinik

Die Vorklinik ist der erste Abschnitt des Medizinstudiums und dauert in der Regel zwei Jahre (vier Semester). Hier stehen naturwissenschaftliche und medizinische Grundlagen im Mittelpunkt, die für den zweiten Abschnitt des Studiums – die Klinik – wichtig sind. Dazu zählt auch die theoretische als auch praktische Anatomie. Zu den gelehrten Fächern in der Vorklinik gehören:

  • Anatomie: Wissenschaft der Gestalt, Lage und Struktur des Körpers und der Körperteile. Stellt mit den größten Teil der Vorklinik dar.
  • Histologie: Wissenschaft der biologischen Gewebe. Mikroskopische Betrachtung verschiedener Organe und Systeme
  • Physiologie: Hierzu gehört die Beschreibung der Funktionen des menschlichen Körpers (z.B. der Blutkreislauf)
  • Physik: Kein beliebtes Fach, aber es beinhaltet Grundlagen für weitere Fächer wie die Physiologie (z.B. Strömungslehre, Mechanik, Strahlung)
  • Biochemie: Dazu gehört die Lehre von chemischen Vorgängen im Körper (z.B. Glucosestoffwechsel, Fettstoffwechsel, Hormonstoffwechsel)
  • Biologie: Hier werden Themen wie Genetik, Zytologie, Bakteriologie und Virologie behandelt.
  • Chemie: Dazu gehören Inhalte und Grundlagen für die Biochemie (anorganische und organische Chemie)
  • Physiologie/Soziologie: In diesem Bereich geht es um Themen wie die Arzt-Patienten-Beziehung, Verhaltensmuster im Krankheitsfall, menschliche Persönlichkeit oder die Interaktion von Mensch und Gesellschaft.
  • Terminologie: Ein Einstiegskurs in die medizinische Fachsprache (Latein)

Pflicht: Krankenpflegepraktikum und Erste-Hilfe-Ausbildung

Zum Medizinstudium gehören natürlich auch praktische Erfahrungen. Bis spätestens zum Physikum müssen Studierende ein dreimonatiges Krankenpflegepraktikum absolvieren, beispielsweise in den Semesterferien. Das kann aber auch schon vor dem Medizinstudium selbst absolviert werden, also direkt nach dem Abitur. In diesem Fall bleibt mehr Zeit für andere Praktika, Lernen oder Urlaub in den Semesterferien der Vorklinik. Wichtig ist jedoch: Die Praktikumsbescheinigung ist nur zwei Jahre gültig. Das sollten Studierende bei der Planung beachten.

Vorklinik: wichtige Prüfungen

Der erste Abschnitt des Medizinstudiums endet mit dem ersten Abschnitt der ärztlichen Prüfung, dem Physikum. Sie beinhaltet einen mündlichen und einen schriftlichen Teil:

  • schriftlicher Teil: 320 Multiple-Choice-Fragen verteilt auf zwei Tage
  • mündlicher Teil: 20-30 minütige Prüfungsgespräche. Nach der neuen Approbationsordnung sind die Prüfungsthemen Anatomie, Physiologie und Biochemie.

Sollten Studierende einen Teil nicht bestehen, müssen sie nicht das gesamte Physikum ein Semester später nachholen, sondern nur den Teil, den sie nicht bestanden haben.

2. Abschnitt: die Klinik

Die Klinik ist der zweite Abschnitt des Medizinstudiums und dauert in der Regel drei Jahre (sechs Semester). Hier nimmt das praktische Lernen einen größeren Anteil in Anspruch, besonders im Rahmen der Famulatur (viermonatiges Praktikum). Meistens finden im klinischen Abschnitt Studierende auch ein klinisches Fach, dass sie besonders begeistert. Zu den gelehrten Fächern im klinischen Abschnitt gehören:

  • Anästhesiologie
  • Allgemeinmedizin
  • Arbeits- und Sozialmedizin
  • Augenheilkunde
  • Allgemeinchirurgie, Unfallchirurgie, plastische Chirurgie
  • Biometrie und Informatik
  • Dermatologie und Venerologie
  • Frauenheilkunde und Geburtshilfe
  • Hals-Nasen-Ohrenheilkunde
  • Humangenetik
  • Hygiene, Mikrobiologie, Virologie
  • Innere Medizin (z.B. Gastroenterologie, Kardiologie, Pneumologie, Endokrinologie)
  • Kinderheilkunde
  • Klinische Chemie, Labordiagnostik
  • Neurologie, Neurochirurgie
  • Notfallmedizin
  • Orthopädie
  • Pathologie
  • Pharmakologie, Toxikologie
  • Psychiatrie, Psychotherapie
  • Psychosomatik
  • Rechtsmedizin
  • Umweltmedizin
  • Urologie

Im klinischen Abschnitt erarbeiten Studierende im klinischen Alltag auftauchende Krankheiten. Zusätzlich lernen und proben sie den adäquaten Umgang mit Patienten und absolvieren Blockpraktika im Krankenhaus. Studierende im Regelstudiengang beginnen den klinischen Abschnitt nach dem Physikum (i.d.R. nach dem fünften Semester). Studierende im Modellstudiengang lernen schon ab dem ersten Semester klinische Inhalte.

Pflicht: die Famulatur (Praktikum)

Im zweiten Abschnitt des Medizinstudiums müssen wie auch im ersten Studierende eine praktische Leistung erbringen: die Famulatur. Dabei handelt es sich um ein viermonatiges Praktikum, das in der vorlesungsfreien Zeit geleistet werden muss, und in vier 30-tägige Famulaturen geteilt werden kann. Allerdings gibt es Regeln, in welchen Bereichen die Famulaturen geleistet werden müssen:

  • 30 Tage/1 Monat Hausarzt (Allgemeinmedizin)
  • 30 Tage/1 Monat ambulant (Zentrale Notaufnahme (ZNA) oder Praxis)
  • 60 Tage/2 Monate stationär (beliebige Station)

Studierende können die Famulatur auch im Ausland absolvieren und das Land, in dem sie diese ableisten wollen, selbst auswählen. Das bietet die Möglichkeit, andere Kulturen, Krankenhäuser und Gesundheitssysteme kennenzulernen.

Klinik: wichtige Prüfungen

Der zweite Abschnitt des Medizinstudiums endet mit dem zweiten Abschnitt der ärztlichen Prüfung, früher auch bekannt als Hammerexamen. Auch hier gibt es einen schriftlichen Teil mit 320 Multiple-Choice-Fragen zu Inhalten aller klinischen Fächer. Dieser wird an drei aufeinanderfolgenden Tagen durchgeführt und dauert jeweils fünf Stunden. Den mündlichen Teil der Prüfung müssen Studierende aber erst nach dem Praktischen Jahr (PJ) absolvieren. Bis zur Prüfung müssen Studierende das Physikum bestanden, alle Leistungsnachweise erbracht und Pflichtfamulaturen absolviert haben. Das zweite Staatsexamen gilt im Medizinstudium als größte und schwerste Prüfung.

3. Abschnitt: das Praktische Jahr (PJ)

Das Praktische Jahr (PJ) ist der dritte und letzte Abschnitt des Medizinstudiums. In der Regel führen Studierende dies im elften und zwölften Semester durch. Das PJ besteht aus drei Tertialen mit jeweils 16 Wochen. Pflicht-Tertiale müssen die Studierenden in den Fächern Chirurgie und Innere Medizin absolvieren. In welchem Fach sie das dritte Tertial leisten, können sie selbst wählen, beispielsweise auch im Ausland. Mit dem PJ sollen Studierende auf ihre Zeit als Assistenzärztinnen und -ärzte vorbereitet werden. Unter Aufsicht sollen sie im Krankenhausalltag ärztliche Tätigkeiten durchführen.

PJ: wichtige Prüfungen

Das PJ endet mit dem mündlichen Teil des dritten Abschnitts der ärztlichen Prüfung. Mit erfolgreichem Abschluss dieser Prüfung können Medizinstudierende ihre Approbation erhalten und dürfen den Arzttitel tragen.

Das Wichtigste zum Medizinstudium zusammengefasst

  • Wie lange dauert ein Medizinstudium? 6 Jahre (12 Semester)
  • Wie ist das Medizinstudium aufgebaut? In Vorklinik (2 Jahre), Klinik (3 Jahre), Praktisches Jahr (1 Jahr)
  • Wann ist das Physikum? Nach dem 4. Semester
  • Wann ist das Hammerexamen? Nach dem 10. Semester
  • Wann ist die ärztliche Prüfung? Nach dem 12. Semester (nach dem PJ)
  • Wie hoch ist der NC (Numerus Clausus) für Medizin? Er liegt an den meisten deutschen Universitäten bei 1,0
  • Wie werden Medizinstudienplätze vergeben? Die Vergabe wird durch drei Quoten bestimmt: Abiturbestenquote (30 %), zusätzliche Eignungsquote (10 %), Hochschulauswahlverfahren (60 %)
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