Die KV Hamburg organisiere die vertragsärztliche und vertragspsychotherapeutische Versorgung in Hamburg für alle Menschen. Und das rund um die Uhr, verrät Franziska Urban aus der Pressestelle der KV. „Wir sind keine Versicherung“, räumt sie gleichzeitig mit falschen Vorstellungen auf. Außerdem sei die KV auch für den Arztruf Hamburg zuständig, bei dem sich Ärztinnen und Ärzte um die Patientenversorgung für diejenigen kümmern, die nicht mehr in eine Praxis kommen können. Darüber hinaus betreibt die KV in Hamburg elf Notdienstpraxen.
„Die KV unterstützt euch auch schon während des Studiums“, erklärt Urban. Denn sie berate Medizinstudierende bei der Famulatur. Wenn man einen Platz für eine Famulatur suche, könne man sich bei der KV beraten lassen, da sie einen guten Überblick über alle Angebote habe. Gleiches gelte auch für die Facharzt-Weiterbildung, die zu einem gewissen Anteil auch in Praxen absolviert werden könne. Hier habe die KV die passenden Ansprechpartner an der Hand.
Fördermöglichkeiten und Voraussetzungen
„Von uns bekommt ihr auch Geld“, verrät Urban. Für die Famulatur können Medizinstudierende ein Taschengeld in Höhe von 150 Euro monatlich für maximal zwei Monate erhalten. Derzeit fördere die KV bei der Facharzt-Weiterbildung auch bestimmte Fachgruppen: die Allgemeinmedizin, Kinder- und Jugendmedizin, Augenheilkunde sowie Frauenheilkunde. „Wir sind aber auch dabei, das auszubauen“, verspricht Urban. Die finanzielle Förderung an die weiterbildende Praxis für einen ganztags beschäftigten Arzt in Weiterbildung beträgt insgesamt 5.400,00 Euro. Das Gehalt wird dabei von der Weiterbildungsstelle auf mindestens 5.990,30 Euro – die im Krankenhaus übliche Vergütung – aufgestockt.
Und wie sieht die Situation für diejenigen aus, die eine Niederlassung anstreben? „Es gibt nur eine begrenzte Anzahl von Arztsitzen“, erklärt Urban. In der Regel sei eine Niederlassung also nur durch ein Nachbesetzungsverfahren möglich. Die Voraussetzungen, die man erfüllen müsse, um sich für einen freien Platz in der Niederlassung zu bewerben, seien:
- eine abgeschlossene Facharzt-Weiterbildung
- ein Eintrag im Arztregister der jeweiligen KV
„Lasst euch dann gleichzeitig in die Warteliste eintragen“, empfiehlt Urban. Das habe Vorteile beim Nachbesetzungsverfahren.
So kann der Weg in die Niederlassung aussehen
Die Niederlassung sei sehr facettenreich und biete viele Möglichkeiten zu partizipieren. Grundsätzlich bestehe die Möglichkeit einer vollen oder halben Zulassung. Außerdem gebe es die sogenannte Job-Sharing-Zulassung. Darüber hinaus haben Interessierte die Optionen, in einer Einzelpraxis, in einer Praxisgemeinschaft, in einer Berufsausübungsgemeinschaft (BAG) zu arbeiten oder sich in einer Praxis einfach anstellen zu lassen.
„Ich habe mich eigentlich gar nicht mit der Niederlassung auseinandergesetzt“, verrät Dr. Anna-Katharina Doepfer, mittlerweile niedergelassene Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie. Helikopter-Einsätze, rekonstruktive Chirurgie, Schwerverletztenversorgung – Doepfer lebte für diesen Beruf. „Aber irgendwann wird man älter“, schmunzelt die Medizinerin, „und man will nicht mehr unbedingt für jeden Betrunkenen nachts aufstehen“. Zumindest sei dies in ihrem Fall so gewesen und sie habe einen Schlussstrich gezogen. Hier wurde dann die Niederlassung für sie interessant. Sie habe alles unter einen Hut bringen können, erklärte Doepfer. Sowohl selbstbestimmtes Arbeiten als auch alles zu tun, was sie tun wolle, sei möglich gewesen. „Der Weg in die Niederlassung ist nicht immer gradlinig“, resümiert sie, „und das ist auch völlig in Ordnung“. Denn jede Lebensphase habe ihre eigenen Abschnitte und das sei völlig normal.
Die Vorteile der Niederlassung – gerade auch im Hinblick auf die Work-Life-Balance – seien für sie klar das selbstbestimme Arbeiten, die daraus entstehende Flexibilität und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. „Die Arbeitszeiten kann man wunderbar den eigenen Bedürfnissen anpassen“, erklärt Doepfer. Das verändere sich auch und sei kein Problem. Gleichzeitig sei eine Niederlassung natürlich auch viel Arbeit, allein im Hinblick auf die Praxisorganisation. „Aber ein ganz tolles Gefühl in der Niederlassung ist der Verlauf, den man mit den Patienten durchlebt. Gemeinsam Dinge zu entwickeln und zu entscheiden“, schwärmt die Orthopädin. Das bringe viel Selbstzufriedenheit.
Gradlinig war der Schritt in die Niederlassung auch bei Dr. Armin Mechkat, Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, nicht. Er habe einen Teil seiner Facharzt-Weiterbildung in einer Praxis absolviert und nach der Weiterbildung als angestellter Facharzt in einem MVZ gearbeitet. „Aus dieser Anstellung heraus hat sich die Möglichkeit ergeben, sich niederzulassen“, erzählt er. Schwierig seien dabei jedoch die vielen rechtlichen und formalen Herausforderungen wie beispielsweise eine Bedarfsplanung gewesen. „Da ist man aufgrund der Fülle und des Zeitdrucks schnell überfordert“, gesteht der Mediziner. Aber hier habe ihm die KV sehr bei der Umsetzung geholfen.
Quelle: Vortrag „Rein in die Praxis – Freiheit leben!“, Franziska Urban, KV Hamburg, Dr. Anna-Katharina Doepfer, Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie, Dr. Armin Mechkat, Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Operation Karriere Hamburg, 12.05.2023