Liebes Krankenhaus,
ein Auslandaufenthalt im Studium ist oft schwierig und man verliert meist einige Semester. Trotzdem ist die Zeit im Ausland eine wichtige Erfahrung, die einem nicht mehr genommen werden kann. Wer also Lust dazu hat, dem empfehle ich ein Tertial im PJ für den Auslandaufenthalt. Ich würde im zweiten Tertial ins Ausland gehen. So habt ihr während des ersten die Zeit, alles zu organisieren und kommt rechtzeitig zurück, um noch gut fürs Examen zu lernen. Für das zweite Tertial eignet sich auch sehr gut die Chirurgie. Mit den Basics aus dem ersten Tertial Innere könnt ihr dann die Chirurgen beeindrucken. Chirurgie ist körperlich anstrengend, deshalb würde ich nicht damit starten wollen und auch nicht damit enden. Das Chirurgie-Tertial lässt sich gut im Ausland machen (so habe ich es gemacht und würde es auch wieder machen). In Deutschland haltet ihr hauptsächlich Haken, wechselt Verbände und dürft in seltenen Fällen, wenn euer Oberarzt sehr gute Laune hat, auch mal zunähen. OP-Techniken nachlesen oder sich freiwillig zur Assistenz bei der Whipple-OP zu melden, bringt euch meiner Meinung nach gar nichts. Für den Operateur seid ihr wirklich nur Hakenhalter. Operieren oder einen Schnitt setzen, dürft ihr in den meisten Fällen nicht. Deshalb empfehle ich jedem für die Chirurgie ins Ausland zu gehen. Ihr lernt neue Leute kennen, habt skurrile und wunderschöne Erlebnisse, lernt eine Fremdsprache und könnt euch mit den Ärzten über Chirurgie unterhalten.
Was sollte man auf jeden Fall aus dem chirurgischen Tertial mitnehmen:
- Schockraum: Ablauf mehrmals gesehen haben, ABCDE – Schema im Schlaf können (egal wo ihr später arbeitet, DAS braucht man definitiv immer!)
- OP: einmal reinschnuppern in Ortho, Unfall, Gefäß- und Allgemeinchirurgie. Testet, ob das vielleicht was für euch ist. Auch wenn euch die Chirurgie nicht liegt - man weiß ja nie. Eine Woche Anästhesie ist gut.
- Nähen: könnt ihr üben, wenn ihr Zeit und Motivation habt. Freunde haben mir berichtet, dass sie in Deutschland nur ein einziges Mal nähen durften. Lohnt sich also meiner Meinung nach nicht – außer ihr wollt Chirurg werden.
- Patienten: Auch hier gilt wieder: üben, üben, üben. Lest euch pro Woche drei orthopädische Tests durch und übt sie. Eine tanzende Patella seht ihr sonst vielleicht erst wieder bei der Prüfung und seid dann völlig überfordert.
- Dienste: Lasst euch keinen persönlichen Pieper aufschwatzen oder gar Nachtdienste. Einmal Nachtdienst – definitiv. Einmal mit dem Notarzt mitfahren und eine Woche Intensivstation - auf jeden Fall. Aber ihr seid kein Ersatz für die fehlende Assistenzarztstelle.
Nun dies war der chirurgische Streich, der wählerische folgt sogleich.
Fräulein Licht studiert Medizin in Münster und hat Ende 2015 ihr Praktisches Jahr an der Klinik begonnen. Alle Blog-Inhalte beruhen auf den Erfahrungen der Bloggerin im PJ und geben nicht die Meinung der Redaktion wieder. Die Namen von eventuell vorkommenden Personen wurden geändert.