PJ-Blog: Meine Erfahrungen

Nach reichlich Theorie im Studium endlich im PJ in den Alltag eines Arztes eintauchen – ein Traum für jeden Medizinstudenten – oder? Fräulein Licht berichtet regelmäßig auf www.operation-karriere.de, was sie in der Klinik erlebt. Teil 57: "Meine Erfahrungen".

Operation Karriere-Bloggerin Fräulein Licht

Liebes Krankenhaus,

es ist an der Zeit, dir auf Wiedersehen zu sagen. Nach gut 62400 Stunden nährt sich mein PJ seinem Ende. Heute ist tatsächlich mein letzter Tag! Also Zeit, ein allerletztes Mal die geistreiche Frühbesprechung zu genießen, sich einen kostenlosen Kaffee von der Privatstation zu stibitzen und fröhlich zur Blutabnahme zu schreiten. Ich habe extra einen Kuchen für das gesamte Ärzteteam gebacken und gehofft, dass irgendjemand etwas zum Abschied sagt – aber Pustekuchen. Kein „Danke für deine Hilfe“, kein „Hey, alles Gute für die Zukunft“ oder „ich hoffe, du hast etwas gelernt und ich konnte dir immer deine Fragen beantworten“. Absolut gar nichts. Naja, es kam doch etwas, nämlich: „Oh, guter Kuchen, hattest du Geburtstag?“. Aber was habe ich erwartet. Man ist im PJ der mobile und immer motivierte Blutabnahmedienst, der mal drei Monate kommt und dann schon wieder geht. Außerdem ist man keinem Arzt richtig zugeteilt. Das macht ein Ausbildungs- oder gar Vertrauensverhältnis nur schwer möglich. Nach gut sieben Stunden und 34 Sekunden, die ich heute am letzten Tag länger geblieben bin, ist mein PJ schlicht und einfach vorbei. Zum Abschluss durfte ich noch bei Frau Müller die Fäden ziehen. Seid bitte nicht beeindruckt, es waren nur ganze drei Stiche. Das schafft man in 34 Sekunden.

Zum Abschluss noch einige Tipps und Anmerkungen für euch:

  • Denkt nicht, dass es im PJ ein Schüler–Mentor-Verhältnis gibt (das hängt stark vom Haus ab und von eurem jeweiligen Arzt und ist in den seltensten Fällen so)
  • Vergesst nicht, ihr seid als PJler das unterste Glied der ärztlichen Nahrungskette
  • Blutabnehmen und Viggos legen gehört zu den täglichen Aufgaben, um die ihr vielleicht nett gebeten werdet, die aber definitiv von euch erwartet werden
  • Macht gleich am ersten Tag eine gute Kaffeemaschine ausfindig und nutzt sie
  • Zieht das aus dem PJ raus, was für euren Beruf wichtig ist. Ich würde zum Beispiel nicht freiwillig für eine spannende Hirn-OP bleiben. Da steht man nur fünf Stunden in einer Ecke rum und sieht alles über einen Monitor – wenn überhaupt
  • Ihr müsst Innere und Chirurgie pflichtmäßig machen und ein Wahlfach

Fräulein Licht (25) studiert Medizin in Münster und hat Ende 2015 ihr Praktisches Jahr an der Klinik begonnen. Alle Blog-Inhalte beruhen auf den Erfahrungen der Bloggerin im PJ und geben nicht die Meinung der Redaktion wieder. Die Namen von eventuell vorkommenden Personen wurden geändert.

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