Liebes Krankenhaus,
heute war der Tag der Wahrheit, mein erster Vortrag auf Russisch. Und dann auch noch gleich vor rund 100 anwesenden Ärzten. Immer freitags gibt es eine Patientenvorstellung vor allen Ärzten und Mitarbeitern des Krankenhauses. Und diesen Freitag war ich an der Reihe (und die Ausrede mit: naja, ich bin Ausländer und habe einen furchtbaren Akzent hat leider nicht funktioniert). Und ich hätte es mir nie zugetraut, aber mein Vortrag war dann doch gar nicht so schlecht.
Natürlich hatte ich einen relativ einfachen Fall, einen dreißigjährigen Patienten mit Polydaktylie an der rechten Hand. Aber die Therapieplanung wurde dann doch heftig diskutiert (was bedeutete, dass mein Vortrag verstanden worden ist!!!). Und danach durfte ich dann sogar in dieser OP assistieren (naja, assistieren heißt in Russland meistens: operieren). Und ich war so stolz, dass ich den Patienten persönlich kennengelernt habe, seine Befürchtungen verstanden habe, den Vortrag halten durfte und mich nicht davor gedrückt habe und am Ende sogar mitoperieren durfte. Und morgen sehe ich ihn dann bei der Visite wieder. Hach, ich bin Arzt und das ist ein wunderbares Gefühl, nach der langen Durststrecke im Medizinstudium endlich angekommen zu sein. Ich glaube, ich habe meinen Platz gefunden.
Fräulein Licht (24) studiert Medizin in Münster und hat Ende 2015 ihr Praktisches Jahr an der Klinik begonnen. Alle Blog-Inhalte beruhen auf den Erfahrungen der Bloggerin im PJ und geben nicht die Meinung der Redaktion wieder. Die Namen von eventuell vorkommenden Personen wurden geändert.