Liebes Krankenhaus,
herzlich Willkommen in Kyoto. Mir gefällt die Stadt sehr gut. Sie ist klein, aber fein. Die Arbeit im Krankenhaus gefällt mir hier auch viel besser. Ich bin jetzt im Pflegeteam eingeteilt und darf medizinisch arbeiten - ein bisschen, wenigstens.
Ich bereite also jeden Morgen mit den Schwestern das Essen zu und verteile es in den Patientenzimmern. Danach werden Betten gemacht und Medikamente verteilt. Schwestern und Pfleger arbeiten zwar offiziell zusammen, verhalten sich aber sehr distanziert. Man duzt sich auch nicht untereinander (soweit ich das mit meinem rudimentären Japanisch beurteilen kann), sondern ist immer sehr höflich und zurückhaltend. Auch das Gesundheitssystem ist anders als in Deutschland. In Japan gibt es eine Bürgerversicherung. Die Schwestern haben mir erzählt, dass sie es gar nicht verstehen, wie Krankenkassen Werbung machen können. Denn Gesundheit ist ja etwas für alle. Warum sollte es da einen Wettbewerb geben. Das deutsche System haben die Japaner als sehr asozial empfunden und konnten es auch nicht wirklich nachvollziehen.
Übrigens gibt es hier, wie auch in ganz Japan, Vending Machines (also Getränkeautomaten) mit allen denkbaren und auch undenkbaren Produkten in jeder Ecke des Krankenhauses. Dafür gibt es aber zumindest in meinem Krankenhaus in Kyoto keine Roboter. Und genau das hätte ich hier an jeder Ecke erwartet. Aber im Krankenhaus gab es nur einen einzigen kleinen Empfangsroboter, der ein I-Pad in den Händen hielt und Informationen zum Gebäude gab.
Und dann geht es nach einem Monat auch schon wieder nach Tokio.