Neues Lernskript für HAM-Nat

Bei zwei von drei Bewerbern für ein Medizinstudium entscheidet auch das Auswahlverfahren der Hochschule. Um Anwärtern auf einen Studienplatz in Hamburg, Berlin und Magdeburg die Vorbereitung zu erleichtern, hat der Medizinstudent Paul Windisch ein Lernskript für den dortigen Auswahltest geschrieben.

"Meiner Meinung nach sollte ein zukünftiger deutschlandweiter Auswahltest grundsätzlich allen Abiturienten zugänglich sein, ohne dass man vorher anhand der Abiturnote selektiert." | CC0

Circa 20 Prozent der Medizinstudienplätze werden über die Abitur-Note vergeben, weitere 20 Prozent werden über die Wartezeitquote besetzt, die restlichen 60 Prozent vergeben die Hochschulen im Rahmen von Auswahlverfahren. Dabei legen die einzelnen Hochschulen unterschiedliche Schwerpunkt fest. Der Hamburger Naturwissenschaftstest (HAM-Nat) wird nicht nur an der Uni Hamburg, sondern auch in Berlin und Magdeburg angewandt. Wer ihn besteht und eine gute Abi-Note hat, der hat gute Chancen auf einen Studienplatz in Berlin und Magdeburg, denn hier zählen nur die Abitur-Note und die HAM-Nat-Ergebnisse. In Hamburg finden zusätzlich noch Auswahlgespräche statt. Im Interview berichtet Paul Windisch, wie man am besten auf den HAM-Nat lernt. 

Operation Karriere: Du besprichst in deinem gerade erschienen Lernskript den HAM-Nat, also den Zulassungstest für die Universitäten in Hamburg, Berlin und Magdeburg. Wieso hast du gerade diesem Auswahltest ein ganzes Lernskript gewidmet?

Paul Windisch: Der HAM-Nat prüft die Kenntnisse der Teilnehmer in Biologie, Chemie, Physik und Mathematik. Natürlich kann man sich diese Kenntnisse mit Hilfe des Themenkatalogs zum HAM-Nat aus verschiedensten Büchern zusammensuchen, aber meiner Ansicht nach ist es wesentlich einfacher, wenn man ein Buch hat, das eine solide, auf die Anforderungen des Tests zugeschnittene Basis schafft, auf die man dann gegebenenfalls weiter aufbauen kann. Weil meines Erachtens kein Lehrbuch erhältlich war, das diese Basis für den HAM-Nat schafft, habe ich mit Texten aus meinen bereits publizierten Büchern der Survival-Kit Reihe von Elsevier und neuen Kapiteln, dieses Buch geschrieben.

Du hast dich bereits mit vorherigen Büchern mit den Auswahlverfahren zum Medizinstudium beschäftigt. Was würdest du sagen, was ist bei der Prüfung wichtiger: Faktenwissen oder das Vorhandensein von bestimmten Kompetenzen?

Paul Windisch: Im Gegensatz zum TMS spielt bei den beiden Büchern, an denen ich beteiligt war das Faktenwissen eine größere Rolle. Trotzdem sollte man nicht glauben, das Faktenwissen ein gutes Testergebnis garantiert. Man muss dieses Wissen auch im Rahmen von Multiple Choice-Aufgaben anwenden können und das geht nur, wenn man ein möglichst gutes Verständnis des Stoffs erwirbt und das Lösen von Übungsaufgaben trainiert, weshalb man mit dem Kauf des Buchs Zugang zu einer Übungsplattform erhält, die man kostenfrei nutzen kann.

An welcher Uni sind die Tests vermeintlich am einfachsten?

Paul Windisch: Der HAM-Nat ist identisch, aber die Auswahlgrenzen können variieren. Eine Vorhersage, welche Punktzahl zum Studienplatz reicht, ist aber nur sehr grob anhand der Auswahlgrenzen der letzten Jahre möglich. 

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Für welchen Abschnitt des HAM-Nat-Tests sollten sich Bewerber deiner Meinung nach am meisten Zeit nehmen?

Paul Windisch: Das muss jeder Bewerber für sich selbst entscheiden. Meiner Meinung nach sollte man versuchen in jedem Fach zumindest Basiskenntnisse zu haben, um leichte Punkte mitnehmen zu können, bevor man anfängt Details zu pauken. Wenn man an Physik nie Spaß hatte und sich deshalb nie wirklich damit befasst hat, bringen einem ein paar Stunden physikalische Grundlagen wahrscheinlich mehr Punkte, als sich für die gleiche Zeit mit biologischem Detailwissen zu befassen. Dem Buch liegt ein Lernplan bei, der einem bei der Orientierung hilft. Individuelle Schwerpunkte muss letztlich jeder selbst setzen, was aber gleichzeitig auch eine gute Übung für das spätere Studium ist.

Ist es derzeit theoretisch möglich mit einem 2er-NC an dem Auswahlverfahren zum Medizinstudium an einer staatlichen Uni in Deutschland, Österreich oder der Schweiz teilzunehmen?

Paul Windisch: Zu dieser Aussage möchte ich mich an dieser Stelle nicht äußern, da die Auswahlgrenzen ständigem Wandel unterworfen sind. Ich kann nur jeden ermutigen selbst auf den Internetseiten der offiziellen Stellen (für Deutschland ist das hochschulstart.de) zu recherchieren und sich nicht von pauschalen (und falschen) Aussagen wie „Unter 1,2 hat man keine Chance“ abschrecken zu lassen. 

Mit dem Masterplan 2020 sollen die Eignungstests in Deutschland verändert werden. Welche Änderungen würdest du für sinnvoll halten?

Paul Windisch: Ich finde den Ansatz, den der HAM-Nat verfolgt und auch die wissenschaftliche Evaluation des Tests sehr vielversprechend. Allerdings sollte meiner Meinung nach ein zukünftiger deutschlandweiter Auswahltest grundsätzlich allen Abiturienten zugänglich sein, ohne dass man vorher anhand der Abiturnote selektiert. Zudem sollte der Test (bspw. im Folgejahr) wiederholt werden können, damit man nicht durch die schlechte Performance an einem einzigen Tag seine Chance auf einen Studienplatz für immer verliert. Ein weiterer wichtiger Punkt wird darin bestehen, günstige Lernmaterialien zur Verfügung zu stellen, sodass es nicht durch die Möglichkeit der Teilnahme an teuren Vorbereitungskursen zu einer unfairen Bevorteilung von Bewerbern aus finanziell gutgestellten Familien kommt. Den Wunsch emotionale Intelligenz in die Bewertung mit einfließen zu lassen kann ich nachvollziehen, sehe allerdings Probleme bei der Verfügbarkeit von validen Testverfahren. Die Fähigkeit in Tests Emotionen zu erkennen, zeigt zwar, dass man kein völliger Soziopath ist, garantiert aber keineswegs, dass einem später in der Klinik, gerade wenn es stressig wird, das Wohlergehen seiner Patienten am Herzen liegt. 

Paul Windisch absolviert aktuell sein praktisches Jahr an der Uniklinik Heidelberg, studierte zwischenzeitlich Informatik an der FernUni Hagen und bildet sich seitdem mit Online-Kursen v.a. zu Data Science Themen weiter. Neben seinem Studium ist er als Buchautor tätig. Gerade ist ein Lernskripts für die Zulassung zum Medizinstudium in Hamburg, Berlin und Magdeburg von ihm erschienen, dass er zusammen mit dem Medizinstudenten Deniz Tafrali geschrieben hat.

Foto: ©privat

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