Nachgefragt: Wie ist das Medizinstudium in Düsseldorf?

Wie schätzen Fachschaften das Medizinstudium an ihrer Uni ein? Was macht den besonderen Reiz am Studium dort aus? Wir haben nachgefragt und präsentieren hier die Antworten. Melissa Neubacher, ehemalige Vorsitzende der Fachschaft Medizin an der Universität Düsseldorf, über die Situation dort.

Melissa Neubacher

Melissa Neubacher, ehemalige Vorsitzende der Fachschaft Medizin an der Universität Düsseldorf. | Privat

Frau Neubauer, was macht den besonderen Reiz aus, an  Ihrer Uniklinik zur Ärztin/zum Arzt ausgebildet zu werden?

2013 wurde in Düsseldorf ein Modellstudiengang eingeführt. Dabei wurden die Lehre, die Inhalte und das Konzept der Ausbildung komplett umstrukturiert. Ein großer Aspekt davon ist, die Inhalte nicht mehr nach einzelnen Fächern zu lernen, sondern nach dem Organsystem. Dies ermöglicht eine bessere Verknüpfung zwischen verschiedenen Fächern und stärkt das Gesamtverständnis bei uns Studierenden.

Außerdem ist die patientennahe Ausbildung in den Fokus gerückt. Ein Großteil des Studiums findet im praktischen Unterricht mit Patienten statt. In sogenannten Praxisblöcken rotieren wir in Dreiergruppen durch die unterschiedlichsten Kliniken, sodass man ein sehr großes Spektrum kennenlernt. Dies hilft vielen, sich dann auch für eine Fachrichtung entscheiden zu können. Viele Kliniken geben sich ausgesprochen viel Mühe, den Studierenden alle Facetten ihrer Klinik darzustellen. Ein wichtiger Bestandteil dieses Praxisunterrichts stellt das sogenannte “Task based learning” dar. Hierfür bearbeiten Studierende reale Patientenfälle, die ihnen auf den Stationen begegnen, und stellen diese den zuständigen Lehrärzten vor. Hierfür wurde eine Liste aus den 123 häufigsten Behandlungsanlässen erstellt.

Diese sehr vielschichtigen “Tasks” reichen von allgemeinen Symptomen wie “Fieber” über beeinträchtige Funktionen wie “Sprech- und Sprachstörungen” und Notfällen wie “akute Bewusstseinsstörungen” bis hin zu “Todesfeststellung und Leichenschau” und decken hiermit die komplette Bandbreite ärztlichen Handelns ab. Sie entsprechen damit den im Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalog Medizin (NKLM) definierten “Anlässen für ärztliche Konsultation”. Die Aufarbeitung eines Behandlungsanlass umfasst neben einer zielführenden Anamnese und körperlichen Untersuchung auch differenzialdiagnostisches Denken sowie weiterführende Diagnostik und Therapiekonzepte.

Das Düsseldorfer Curriculum ist ein sogenanntes kompetenzbasiertes Curriculum. Hierbei geht es darum, dass alle Kompetenzen, die ein Arzt haben sollte, im Studium abgebildet werden. Das sind einerseits Kompetenzen, wie die diagnostische, therapeutische, präventive Kompetenz, aber auch um Kompetenzen wie die Lehr-, Selbst- oder soziale, ethische Kompetenz. Unsere Kompetenzen sind in etwa deckungsgleich mit den „Rollen“ wie sie im NKL für das Medizinstudium definiert sind. Wir lernen die unterschiedlichsten Kliniken kennen und dabei fällt immer wieder auf, wie wichtig die Interdisziplinarität ist. 

Genau hierzu haben wir nun auch einen neuen Studienblock kreiert. Den Studienblock "Interdisziplinäre Entscheidungen" haben Vertreter der Fachschaft zusammen mit engagierten Lehrenden und einzelnen Kliniken auf die Beine stellen können. Hierbei wird anhand von wöchentlichen Fallbeispielen die Notwendigkeit der Interdisziplinarität erarbeitet, zur Unterstützung sind den Arbeitsgruppen PJler zugeteilt, die ihnen helfen  können, wenn es bei der Erarbeitung eines Arztbrief zu Problemen kommen könnte.

Insgesamt können wir in Düsseldorf auf eine sehr gute Beziehung zwischen Studierenden und Lehrenden blicken. Größere und kleinere Anfangsschwierigkeiten im Curriculum werden möglichst schnell bereinigt und es gibt im Zweiwochenrhythmus Treffen mit Studiendekanen, Mitarbeitern des Studiendekanats und Studierenden, um jederzeit einen regen Austausch zu ermöglichen.

Da unsere Uni eine Campus-Universität ist, sind generell keine weiten und anstrengenden Wege zwischen den unterschiedlichen Veranstaltungen zu absolvieren. So grenzt der Klinik-Campus mit den verschiedenen Fachabteilungen direkt an den Universitäts-Campus mit den vorklinischen Einrichtungen. Dadurch ist es jederzeit möglich, auch zwischen zwei aufeinander folgenden Veranstaltungen noch einmal kurz in die Mensa zu gehen oder in einer Freistunde im Labor etwas für die Doktorarbeit zu erledigen. Darüber hinaus verfügen wir mit der “OASE” über ein eigenes, achtstöckiges Lern- und Freizeitgebäude mit Cafeteria, Fachbibliothek, Lern- und Entspannungsräumen.

An unserem Uniklinikum gibt es schon seit mehreren Jahren eine Bezahlung im PJ. Dies ist leider noch nicht an allen Fakultäten in Deutschland so. Im PJ arbeitet man im Klinikum mit und wird vielerorts nicht dementsprechend honoriert, obgleich es neben dem PJ sehr schwer fällt, weiterhin „nebenbei“ zu arbeiten. Dies war in der Vergangenheit auch eine Forderung der Fachschaft, nun sind wir in Düsseldorf sehr stolz auf die monetäre Wertschätzung der Arbeit der PJ Studenten am UKD.

Lesen Sie auf Seite 2, was laut Melissa Neubacher an der Uni Düsseldorf noch ausbaufähig ist.  -->

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