Seit dem Wintersemester 2003/04 findet das Studium der Humanmedizin an der Universität Köln ausschließlich im Modellstudiengang statt. Im Rahmen von Kompetenzfeldern (KF) werden die Inhalte verschiedener Fächer vernetzt, was das Studium besonders in den ersten Semestern plastischer gestalten soll, als dies im früheren Regelstudiengang der Fall war.
Studierende in wissenschaftliche Projekte eingebunden
Die wissenschaftliche Ausbildung an der Hochschule soll dabei stärker als bisher an Kompetenzen, am „Outcome“, der Studierenden orientiert sein. Dafür hat man in Köln speziell ein neues Konzept vorgestellt, das so genannte „4C“-Konzept (Competence-based Contextual Curriculum Cologne).
Mit der Einbindung der Studierenden in wissenschaftliche Projekte soll einerseits die Verbindung zur aktuellen Forschung sichergestellt werden, andererseits will man mit dem Training patientenbezogener Fertigkeiten die Praxisorientierung gewährleisten.
Die Ausbildung unterscheidet sich in wesentlichen Elementen von der bisher in Deutschland praktizierten Medizinerausbildung. Das Kölner Konzept hält aber die Vorgaben der bundesweiten Approbationsordnung für Mediziner ein. Die mit Abschluss des Studiums erworbene formale Qualifikation entspricht damit vollständig der in Deutschland anerkannten Qualifikation für Mediziner.
Aufbau des Studiums
Der Kölner Modellstudiengang Medizin dauert sechs Jahre und ruht auf drei Säulen:
- naturwissenschaftliche Grundlagen
- klinische Grundlagen
- ärztliche Fertigkeiten
Diese drei Säulen sind vom ersten Semester bis zum praktischen Jahr, den beiden letzten Semestern des Medizinstudiums, fester Bestandteil des Studiums. In den ersten beiden Studienjahren ist der naturwissenschaftlich-theoretische Anteil ausgeprägter als im dritten bis fünften Studienjahr, in dieser Phase dominieren die klinischen Fächer.
Begleitet werden die ersten Studienjahre durch ein ärztliches Fertigkeitstraining, in dem Studierende frühzeitig praktische und interpersonelle Fertigkeiten erlernen und vertiefen. Zusätzlich wird in Köln das Programm „StudiPat“ angeboten, das in den ersten vier Jahren in Kooperation mit niedergelassenen Allgemeinärzten durchgeführt wird. Hier betreuen Studierende ihren „eigenen Patienten“ unter Realbedingungen und führen darüber ein Dossier.
Beendet wird das Medizinstudium – wie alle anderen bundesdeutschen Medizinstudiengänge – mit der ärztlichen Prüfung am Ende des sechsten Jahres beziehungsweise praktischen Jahres. Das zweite Studienjahr wird mit einer Basisprüfung abgeschlossenen, die sich aus Einzelprüfungen am Ende des dritten und vierten Semesters zusammensetzt.
Lehrveranstaltung nach Typ und zeitlich gestaffelt
Jedes Semester im Kölner Modellstudiengang besteht aus zwölf Wochen mit Fachblöcken, Kompetenzfeldern und Fertigkeitstraining. Die Wochen dreizehn und vierzehn sind für Wahlpflichtfächer reserviert, in denen das Wissen der vorangegangenen Fachblöcke vertieft werden kann. Dieser Rhythmus bestimmt durchgehend das erste bis zehnte Semester. Fachblöcke sind Veranstaltungen, die ein bestimmtes Fach behandeln und zu kompakten Blöcken zusammenfassen. Das sind zum Beispiel Physik, innere Medizin und Chirurgie.
Was sind Kompetenzfelder?
Kompetenzfelder sind einwöchige Veranstaltungen, die sich typischer- weise aus fünf verschiedenen Fächern zusammensetzen und eine von 88 wichtigen Diagnosen und Symptomen behandeln. In der Regel wird ein Thema in fünf Unterrichtsstunden bearbeitet und mit einer Rückmeldung abgeschlossen. Ärztliches Fertigkeitstraining findet begleitend statt und reicht vom ärztlichen Gespräch bis zum Training von Blutabnahme und Notfallsituationen.
Ergänzt wird das Studium durch zwei Projekte(in den ersten zwei Jahren und im dritten bis fünften Jahr), in denen Studierende sich ein Thema frei wählen und dieses wissenschaftlich bearbeiten. Das kann zum Beispiel ein mehrwöchiges Laborexperiment oder eine medizinhistorische Abhandlung sein.
Interdisziplinäre Kompetenzfelder
Interdisziplinäre Kompetenzfelder sind Lehrveranstaltungsmodule mit Beiträgen von mindestens drei Fächern aus unterschiedlichen Bereichen, die klinisch, grundlagenwissenschaftlich und/oder gesellschaftsbezogen sind. Die Module werden jeweils einem klinisch und theoretisch wichtigen Thema gewidmet, zum Beispiel einem häufigen Krankheitsbild wie Diabetes oder Anämie. Die Betonung liegt auf Kenntnissen, Fähigkeiten, Fertigkeiten und Verhaltensweisen zu weit verbreiteten Erkrankungen.
In den Kompetenzfeldern werden die unterschiedlichen Aspekte zum jeweiligen Schwerpunkt gebündelt: klinische, pathologische, psychosomatische, pharmakologische, soziologische und andere. Sie dienen der Vertiefung medizinisch wichtiger Inhalte im Kontext der Patientenversorgung. Hier werden übergeordnete, querschnittartige Aspekte des ärztlichen Berufsbildes verdeutlicht. Die Unterrichtseinheiten werden kompakt, vorzugsweise binnen einer Woche, innerhalb der Semesterwochen an- geboten und sind vor dem praktischen Jahr zu belegen.
Den Abschluss eines jeden Kompetenzfeldes bildet eine unterrichtsbegleitende Kompetenzrückmeldung, bei der für jeden Studierenden die erfolgreiche Teilnahme am Kompetenzfeld überprüft wird. Bei nicht erfolgreicher Teilnahme muss eine inhaltlich detaillierte, auf den künftigen Erfolg der Studierenden ausgerichtete Rückmeldung erfolgen.
Fachblöcke mit Leistungsnachweis
Fachblöcke sind über einen Teil der Wochen eins bis zwölf eines Semesters angebotene Serien von Lehrveranstaltungen der einzelnen Prüfungsfächer. Sie werden in der Regel mit einem benoteten Leistungsnachweis abgeschlossen. Fachblöcke sollen den Studierenden Gelegenheit bieten, wichtige Aspekte des Faches themenzentriert aus der akademischen Perspektive und im Rahmen des Aufgaben- und Versorgungsspektrums des jeweiligen Faches kennen zu lernen.
Querschnittsblöcke
Querschnittsblöcke dienen der zusammenhängenden, systematischen Vermittlung von Wissen aus Querschnittsbereichen, soweit das nicht innerhalb der Kompetenzfelder sinnvoll oder möglich ist. Die Blöcke sind über einen Teil der Semesterwochen eins bis zwölf eines Semesters angebotene Serien von Lehrveranstaltungen der einzelnen Querschnittsbereiche.



„Skills Labs" und KIK
Das Kölner Interprofessionelle Kompetenzzentrum für patientennahe Fertigkeiten (KIK) beherbergt eine Serie von Lernangeboten, die auf primärärztliche, praktische und interpersonelle Fertigkeiten ausgerichtet sind. Das Zentrum steht den Studierenden in der veranstaltungsfreien Zeit der Semesterwochen eins bis zwölf sowie der vorlesungsfreien Zeit während der ersten zehn Fachsemester für das Fertigkeitstraining offen. Um die Belastungen während eines Semesters gleichmäßig zu verteilen, wird den Studierenden empfohlen und eingeräumt, in jedem Semester 28 Unterrichtsstunden zu absolvieren.
Speziell die praktischen Fertigkeiten werden im Kölner Interprofessionelles Kompetenzzentrum für Patientennahe Fertigkeiten (KIK) vom ersten bis zum letzten Semester vermittelt. Hier lernen die Studierenden - von Tutoren begleitet - etwa, Blasenkatheter zu legen oder Spiegelungen durchzuführen. Oder sie üben ihre Gesprächskompetenz an Simulationspatienten. In diesem Zusammenhang besonders hervorzuheben ist die studienbegleitende Patientenbetreuung: Jeder Studierende nimmt dabei selbständig Kontakt zu einer Lehrpraxis auf. Dort weist der Arzt dem Studenten einen chronisch kranken Patienten zu, den der Student in den kommenden viereinhalb Jahren begleiten und ein Dossier über dessen Krankheitsverlauf verfassen wird.
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