Die Medizinstudierenden unterstützen in ihrer Stellungsnahme ausdrücklich die Maßnahmen der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) für eine wissenschaftlich begründete, patientenzentrierte und ressourcenbewusste Versorgung.
„Es ist längst überfällig, dass sich alle Akteure des Gesundheitswesens zum Thema Medizin und Ökonomie positionieren und für die Patienten, aber auch für die Mitarbeitenden im Gesundheitswesen einstehen“, heißt es in der bvmd-Stellungnahme.
Zeit für das Patientengespräch
Die Medizinstudierenden fordern zunächst ausreichend Zeit für das Gespräch mit Patienten, damit diese zusammen mit ihren Ärzten eine gemeinsame fundierte Therapieentscheidung treffen können.
„Damit eine gemeinsame Entscheidungsfindung möglich ist, muss zum einen genügend Zeit für adäquaten Informationsaustausch zur Verfügung stehen, zum anderen ist es längst notwendig, Kommunikationsfertigkeiten und -bedingungen auf Ärzteseite zu stärken. Zustände, in denen Ärzte gefühlt oder real zu wenig Zeit für Patienten haben, sind in der Versorgung riskant und unwürdig“, schreibt die bvmd.
Arbeits- und Führungskultur
„Das Patientenwohl muss der ethische Maßstab für alle Entscheidungen in der Gesundheitsversorgung sein. Dies darf keinesfalls eine hohle Phrase bleiben, sondern muss durch fundamentale Änderungen und Fokussierungen zur Realität werden“, heißt es in der Stellungnahme weiter. Dazu müssten sich Managemententscheidungen im Krankenhaus vorrangig an einer qualitativ hochwertigen Patientenversorgung orientieren statt an betriebswirtschaftlichen Zielgrößen. Die Zukunft der Versorgung kann aus Sicht der bvmd nur sichergestellt werden, wenn Gesundheitsberufe und Klinikmanagement dabei gemeinschaftlich agieren.
Die bvmd schlägt daher vor, bei der Besetzung von ärztlichen und pflegerischen Leitungspositionen im Krankenhaus künftig nicht nur die jeweilige berufliche Kernkompetenz, sondern auch qualifizierte Kenntnisse in Ökonomie, Ethik, Management und Recht maßgeblich zu beachten. In ähnlicher Weise sollten leitende Krankenhausmanager neben ihrer ökonomischen Fachkompetenz auch über grundlegende Kenntnisse in praktischer Patientenversorgung verfügen.
Die bvmd hält es zudem für unabdingbar, gemeinsame Ziele für die Versorgung zu definieren. „Jedes Haus, jede Praxis, jeder Gesundheitsdienst und jedes Team im Gesundheitswesen benötigen Ziele, welche mit allen Akteuren weiterentwickelt und kommuniziert werden“, heißt es in der Stellungnahme.
Wichtig seien zudem neue sektorenübergreifende Versorgungskonzepte. „Maßnahmen wie die Einrichtung interdisziplinärer Versorgungszentren, die Nutzung von Telemedizin sowie eine bessere Überwachung im ambulanten Setting befürworten wir“, heißt es in der Stellungnahme.
„Wir fordern alle gesundheits- und berufspolitischen Handlungsträger, Führungsebenen von Gesundheitseinrichtungen, Leitungen von heilberuflichen Lehr- und Ausbildungsanstalten sowie jeden einzelnen Akteur im Gesundheitswesen dazu auf, proaktiv Impulse für den Wandel zu setzen“, appellieren die Medizinstudierenden.
Die AWMF sieht die Qualität in der Medizin durch die zunehmende Ökonomisierung bedroht. In einer Anfang Dezember 2018 veröffentlichten Stellungnahme mahnte sie bereits verschiedene Ansatzpunkte an, um dieser Entwicklung zu begegnen.
Das Deutsche Netzwerk Evidenzbasierte Medizin (EbM-Netzwerk) hat sich Ende Februar der AWMF-Position angeschlossen und eine Abkehr von der Gewinnmaximierung in der Gesundheitsversorgung gefordert. Mit dem jetzt vorliegenden Positionspapier unterstützt auch die bvmd diesen Appell.